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Millionen-Investition für die Polizei

Das Revier an der Bautzener Taucherstraße wächst– und sogar eine neue Wache ist geplant.

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© Robert Michalk

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Der Tanzsaal ist nicht mehr wiederzuerkennen. Die Spiegel sind verschwunden, das Parkett abgebaut. Große Leitern stehen in der Ecke. Davor Eimer und Kabeltrommeln. Ein Bauarbeiter hat seine Mittagspause beendet. Nun setzt er einen Stein auf den anderen. Eine kleine Mauer soll das werden. Leicht hat es der Mann nicht, denn der Lärm ist ohrenbetäubend. Beschwingte Musik war gestern, jetzt sind in dem Saal an der Taucherstraße nur noch die Schlagbohrer zu hören. Ein blecherner Klang. Getanzt werden kann hier nicht mehr. Und Schuld daran hat die Bautzener Polizei.

Die Männer in Uniform brauchen mehr Platz. Derzeit gibt es etwa 100 Mitarbeiter im dem Polizeirevier, das sich gleich gegenüber dem Bahnhof befindet. Doch nun sollen noch weitere hinzukommen. Nicht etwa, weil der Freistaat im Bautzener Revier mehr Polizisten einstellt, sondern weil Kollegen umziehen wollen. 18 Mitarbeiter des Kriminaldienstes zieht es hierher. Noch haben sie ihre Büros in der Kaserne an der Käthe-Kollwitz-Straße. „Aber hier wird es für sie bessere Arbeitsbedingungen geben. Außerdem ist es gut, wenn wir an einem Ort sind“, sagt Mario Steiner, Polizeioberrat im Bautzener Revier.

Schon jetzt arbeiten die Kollegen intensiv zusammen, telefonieren oft, besuchen sich bei Beratungen gegenseitig. „Aber es ist besser, wenn man sich dabei ins Gesicht schaut“, erklärt Steiner, der sich schon auf das Ergebnis freut. In der oberen Etage, wo der Tanzsaal einmal war, werden die Kollegen bald einziehen. Ende des Jahres soll es so weit sein. Wenn alles gut läuft. Und der Umzug wird nicht billig. Fast eine Millionen Euro investiert der Freistaat in dieses Projekt. „Wir haben uns entschieden, hier zu sanieren, weil der Anbau dem Freistaat gehört. Und weil das Gebäude gleich an das Revier angrenzt“, erklärt Norbert Seibt, Niederlassungsleiter des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) in Bautzen. Er selbst schaut sich an, wie weit die Arbeiten sind. Seit Februar werkeln die Bauarbeiter. Das Gebäude ist mittlerweile eingerüstet und wird entkernt, bevor es im Inneren mit den Kabeln und der Elektrik weitergeht.

Große Pläne fürs Erdgeschoss

Und die Mitarbeiter der Kripo ziehen nicht nur in schönere Büros. Lediglich ihre Telefonapparate werden sie mitnehmen, weil die noch neu sind. Der Rest wird ersetzt. Moderne Computer sind da nur ein Beispiel. „Wir benötigen auch einen Anschluss ans Funksystem“, sagt Mario Steiner. Mit dieser Technik wird den Beamten dann automatisch angezeigt, wo sich welcher Streifenwagen befindet. Und das nützt nicht nur den Kripo-Mitarbeitern, sondern allen Bautzener Polizisten. „Einfach eine gute Sache“, meint Steiner.

Eine gute Sache? Für die Tanzschule Pohle bedeutete es zunächst Stress. Den Tänzern wurde der Mietvertrag gekündigt. Ende Januar mussten sie die Räume verlassen. Nur das Werbeschild hängt noch am Eingang. Zum Glück fand sich schnell ein neuer Raum. Eine Werkhalle im Bautzener Technologie- und Gründerzentrum. Die konnten die Tänzer umgestalten. Außerdem finden viele Kurse im Neubau an der Dresdner Straße statt. Und nicht nur die Tanzschule musste gehen. Auch das russische Restaurant Kalinka von André Gaschnikow bekam ein Kündigungsschreiben. Acht Jahre empfing der Wirt an der Taucherstraße seine Gäste. Das ist vorbei. Jetzt muss er sich andere Räume suchen, denn auch das Erdgeschoss haben die Bautzener Polizisten bereits komplett verplant.

Barrieren verschwinden

In einem zweiten Bauabschnitt richten die Beamten hier die neue Wache ein. Die befindet sich derzeit auf der Seite des Gebäudes, die zur Bahnhofstraße zeigt. Der Warteraum ist spartanisch eingerichtet. Nur ein paar braune Stühle aus Plastik stehen hier. Die Optik allein ist aber nicht das Problem. „Die Wache ist nicht barrierefrei“, erklärt Norbert Seibt. Die Treppe ist steil. Ein Mensch im Rollstuhl hat keine Chance und auch wer wackelig auf den Beinen ist, muss sehr aufpassen. Das soll sich nun ändern. „Wir wollen den Umbau des Hauses nutzen, um dieses Problem gleich mit zu beseitigen“, so Seibt. Wer sich also beim Bautzener Polizeirevier melden muss, der wird demnächst das Gebäude von der Taucherstraße aus betreten.

Allerdings ist das noch eine Zukunftsvision. Zwar steht schon fest, wie viel der Freistaat in die neue Wache investieren will – von einer Summe zwischen 500 000 und 600 000 Euro ist die Rede. Wann allerdings die Arbeiten für diesen zweiten Bauabschnitt starten sollen, weiß Norbert Seibt noch nicht. Nur so viel: Wenn der Anbau fertig ist, haben die Bautzener Polizisten 400 Quadratmeter mehr. „Und das Revier ist dann für die Zukunft gewappnet“, erklärt Seibt. Dafür ertragen die Polizisten auch den Lärm nebenan. Schließlich haben sie ein Ziel vor Augen.