Merken

Milliarden-Fund in Großweitzschen

Restaurator Joachim Weigel saniert zurzeit das Ehrenmal vor der Kirche. Dabei entdeckte er Erstaunliches.

Teilen
Folgen
NEU!
© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Großweitzschen. Bei dem Fund kam sogar der routinierte Steinmetzmeister und Restaurator Joachim Weigel ins Staunen. Er saniert zurzeit das 1924 errichtete Kriegerehrenmal vor der Kirche in Großweitzschen. Es erinnert an die im Ersten Weltkrieg Gefallenen aus den Ortsteilen Großweitzschen, Kleinweitzschen, Scheergrund und Tautendorf.

Erstaunlicher Fund: Scheine wie dieser, auf denen eine Milliarde Reichsmark stehen.
Erstaunlicher Fund: Scheine wie dieser, auf denen eine Milliarde Reichsmark stehen. © André Braun

Der Steinmetz und Restaurator fand bei den Arbeiten am Dach ein großes Einweckglas, dessen Gummi etwas porös ist. Aus diesem holte er mehrere Geldscheine heraus. Obwohl große Werte, wie eine Milliarde Reichsmark, auf den Scheinen stehen, sind sie kaum etwas wert. Künftig soll das Inflationsgeld in einem Bilderrahmen im Gemeindeamt Platz finden, so Bürgermeister Ulrich Fleischer (parteilos).

„Beim Bau von Gebäuden oder Denkmalen ist es seit dem Mittelalter üblich, dass Zeitdokumente in einer Hülse hinterlegt wurden“, so Joachim Weigel. Allerdings hätten die wenigsten Kriegsehrenmale einen Hohlraum, in dem ein solches hülsenähnliches Gefäß Platz findet“, sagte der Restaurator. Er habe zum ersten Mal Geld bei der Restaurierung eines Ehrenmals gefunden.

Wie groß das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges ausfiel, sei davon abhängig gewesen, wie viele Familien in den Orten betroffen waren und wie wohlhabend sie waren, so Weigel. Am Ehrenmal in Großweitzschen sind 28 Namen aufgeführt. Die meisten sind im Alter von 20 Jahren gefallen und haben in den Familien große Lücken hinterlassen.

„Es ist gut, dass es solche Ehrenmale gibt. Sie machen den Menschen bewusst, welche eingreifenden Ereignisse die Kriege waren. Und es sei gut, dass es Leute im Ort gibt, die sich dafür einsetzen, dass das Denkmal erhalten wird“, sagte der Restaurator. Das Ehrenmal dokumentiere die Regional- und Familiengeschichte.

In den vergangenen Jahrzehnten wurde das Ehrenmal vernachlässigt. Es sind Risse zu sehen, die Schriften sind schwer zu lesen, der Stein ist insgesamt in einem schlechten Zustand und hatte Moos angesetzt. Damit sich das ändert, hat der heimische Gastronom Lars Lemke eine beachtliche Summe gespendet (DA berichtete). Kleine Spenden von Einwohnern folgten.

Nun kann zumindest das Ehrenmal preiswert und ordentlich in Ordnung gebracht werden. „Das Schadensbild ist sehr differenziert“, so Joachim Weigel der Steinmetzmeister aus Chemnitz. Er hat schon an vielen imposanten Gebäuden seine Spuren hinterlassen. Dazu gehören unter anderem der Zwinger, das Schloss und das Palais im Großen Garten in Dresden, das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, die Tulpenkanzel in Freiberg oder die Albrechtsburg in Meißen.

Trotz dieser großen Aufträge sei es auch ganz schön, in dem Bereich zu arbeiten, der bisher sehr vernachlässigt worden sei – die Sanierung von Ehrenmälern, so Weigel. Um das Großweitzschener Denkmal steht jetzt ein Gerüst, damit Joachim Weigel an alle Stellen herankommt. Er unterteilt das Ehrenmal in drei Teile: das Oberteil mit dem Dachaufbau, das Mittelteil mit den Säulen sowie den Innenschriften und den Treppenaufbau mit dem Eisernen Kreuz und dem Eichenlaub.

Zurzeit kümmert sich der Restaurator um die Risse im Stein. Die müssen verpresst werden. „Ich habe eine Probeachse angelegt. Danach wurde mit der Verwaltung und dem Denkmalschutz beraten, wie das Ehrenmal saniert wird“, so der Steinmetzmeister. „Durch Reinigung der Oberflächen, konstruktive Sicherung, Ergänzungen von Fehlstellen und Wiederherstellung der Inschriften durch den Restaurator wird das Denkmal wieder in einen ästhetisch ansprechenden Zustand gebracht“, sagte die Pressereferentin des Landratsamtes Mittelsachsen Lisa-Maria Schöne. Hier ist auch die Untere Denkmalschutzbehörde angesiedelt, die das Vorhaben begleitet.

Bei der Restaurierung sei besonders zu beachten, dass der ursprüngliche Charakter des Denkmals erhalten bleibt. „Die Denkmalarchitektur, die an Bismarcktürme des Entwurfs ’Götterdämmerung‘ der Jahrhundertwende erinnert, besteht aus Kunststein in Anmutung des Rochlitzer Porphyrs“, so Lisa-Maria Schöne. Das Ehrenmal mit großzügiger Treppenanlage besitzt baugeschichtliche und ortsgeschichtliche Bedeutung für Großweitzschen. Für die Treppenanlage soll Fördergeld aus dem Programm der Integrierten ländlichen Entwicklungsstrategie des Sachsenkreuzes Plus beantragt werden.

Joachim Weigel rechnet damit, dass die fachlich hoch angesetzten Sanierungsarbeiten etwa drei Monate dauern. Er ist noch auf der Suche nach historischen Dokumenten in Bezug auf die Entstehung des Ehrenmals. Kopien von Bildern der großen Einweihung 1924 hat er bereits.