Merken

Mifa-Nachfolger setzt voll auf Boom bei E-Bikes

Das Fahrradwerk in Sangerhausen hat in seiner mehr als 100-jährigen Geschichte manche Berg- und Talfahrt erlebt. Der neue Eigentümer sagt, er habe viel vor - und sucht neue Leute.

Teilen
Folgen
© Hendrik Schmidt/dpa

Sangerhausen. Ein Jahr nach dem Start im ehemaligen Mifa-Werk in Sangerhausen will der neue Fahrradhersteller Sachsenring Bike Manufaktur die Produktion und Mitarbeiterzahl erhöhen.

Ein wesentlicher Grund dafür sei die starke Nachfrage nach Elektrofahrrädern, sagt Geschäftsführer Stefan Zubcic der Deutschen Presse-Agentur. 2018 rechne das Unternehmen mit einem Umsatz von 20 bis 30 Millionen Euro, 2019 mit „deutlich mehr“. Aufgrund der guten Auftragslage soll nach seinen Angaben die Zahl der Mitarbeiter von 165 um rund 60 steigen. Vor der Insolvenz hatte Mifa gut 530 Beschäftigte. Derzeit seien Betriebsferien.

Laut Zweirad-Industrie-Verband e.V. (ZIV/Bad Soden) wächst der E-Bike-Markt im Rekordtempo. 2017 wurden in Deutschland 720 000 Elektrofahrräder verkauft, 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Das 2017 neu gegründete Unternehmen Sachsenring Bike Manufaktur hat nach eigenen Angaben die Kapazität für die Fertigung von gut 100 Varianten von Fahrrädern. Dazu gehören Kinderräder, Stadt-, Freizeit- und Sporträder, zusammenklappbare Fahrräder und Lastenräder.

Ursprünglich war für 2018 laut Zubcic die Produktion von rund 150 000 Fahrrädern geplant. Die derzeitige Prognose gehe von 200 000 Rädern aus. Der Anteil von E-Bikes liege bei „deutlich über 50 Prozent“. 2019 sollen es 70 bis 80 Prozent sein, sagte Zubcic. In diesem Jahr hatte die Firma ein insolventes Unternehmen für abnehmbare Elektroantriebe aus Nürnberg übernommen.

Der Unternehmer Zubcic aus Franken (Coburg) hatte die insolvente Mifa-Bike GmbH aus dem Südharz mit 135 Mitarbeitern gekauft. Am 1. August 2017 ging am mehr als 100 Jahre alten Standort die Sachsenring Bike Manufaktur an den Start. „Wir sind keine Rechtsnachfolger, es hat einen Neustart gegeben mit 111 Jahren Tradition“, sagte Zubcic. Das Unternehmen will seinen Angaben zufolge den Kundenservice, das Geschäft via Internet und im Ausland ausbauen.

„Wir müssen viel stärker auf den europäischen Markt schielen“, sagte Zubcic mit Blick auf klassische Fahrradländer wie die Niederlande wie auch neue Märkte in Osteuropa. Konkrete Zahlen nannte er nicht. „Wir müssen nicht die Größten sein. Wichtig ist, dass wir profitabel sind, langfristig“, so der geschäftsführende Gesellschafter.

Matthias Herold, zweiter Geschäftsführer der Sachsenring Bike Manufaktur GmbH, (Sangerhausen/Landkreis Mansfeld-Südharz), sagte: „Das Fahrrad ist ein unverzichtbarer Teil des Personennahverkehrs geworden. Es spielt in der Verkehrsplanung der Städte eine immer größere Rolle“, so auch zum Transport von Lasten wie Paketen und im Bestellservice wie Pizza.

Laut Statistischem Bundesamt wurden Anfang 2017 rund 69,5 Millionen Fahrräder in Deutschland gezählt, etwa eine Million mehr als noch ein Jahr zuvor. Einen besonders hohen Anstieg gab es bei den Elektrofahrrädern, deren Zahl sich in Privathaushalten von 2014 bis 2017 auf 3,1 Millionen fast verdoppelte. (dpa)