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Merzdorfer Teich wieder sauber

Vor einem Jahr fischten die Angler noch im Trüben. Doch alle Probleme sind noch nicht erledigt.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Merzdorf. Der Merzdorfer Teich reflektiert den blauen Winterhimmel, ein Angler döst in der Sonne auf einer Bank am Ufer – an angeln wäre vor einem Jahr um diese Zeit gar nicht zu denken gewesen. Eine ölige, schmierige Pampe schwappte noch Anfang dieses Jahres gegen das Ufer. Das Gewässer war zeitweise sogar fürs Angeln gesperrt. Auslöser war ein defekter Altöltanklaster der Firma Karo As, der im Herbst 2016 auf dem nahe gelegenen Betriebsgelände der AGV ausgelaufen war.

SZ-Zeitungsausschnitt nach der Havarie.
SZ-Zeitungsausschnitt nach der Havarie. © Archiv

Inzwischen zeichnet sich ein ganz anderes Bild. Von dem Öl ist nichts mehr zu sehen. Am Rand treiben nur Blätter und Äste. Nicht nur dem Augenschein, sondern auch den Proben nach ist der See wieder sauber, sagt Peter Jönsson vom Kreisumweltamt: „Im April gab es noch einmal einen Ortstermin mit Vertretern der unteren Wasserbehörde, des Anglerverbands und dem Havariekommissar. Es wurde abschließend noch einmal eine Probe genommen und auf den Parameter Mineralölkohlenwasserstoff untersucht.“ Ausgehend von dem Analyseergebnis habe das Gewässer wieder freigegeben werden können. „Die nach der Havarie durchgeführten Maßnahmen im und am Gewässer Merzdorfer Teich zur Schadensbeseitigung und Nachsorge gelten damit als abgeschlossen“, erklärt Peter Jönsson.

Auch aus Sicht der Mitglieder des Anglervereins Riesa-West, die am Merzdorfer Teich quasi zu Hause sind, ist das Problem nun behoben. „Den Fischbesatz konnten wir im Frühjahr nachholen“, sagt Gewässerwart Steffen Otto. Einmal im Jahr setzt der Verein junge Fische aus der Fischzucht nach – für gewöhnlich Ende des Jahres. Wider Erwarten sind dem Verein durch die Verzögerung doch keine höheren Kosten entstanden. „Weil wir gute Kunden sind, war der Züchter kulant“, so Otto.

Laut Tierparkchef Gerhard Herrmann sind auf dem Teich inzwischen sogar wieder geschützte Vogelarten wie Graureiher und Gänsesäger anzutreffen. Künftig sollen zudem zwei Schwäne, die gerade im Tierpark leben, auf dem See ausgewildert werden. Also, Ende gut, alles gut?

Nicht ganz. Die AGV musste verseuchte Erde auf dem Betriebsgelände austauschen. Die Arbeiten, samt neuer Asphaltierung des Hofes, sind laut Geschäftsführer Roland Ledwa zwar seit Mitte des Jahres abgeschlossen. Auf den Kosten im fünfstelligen Bereich sitzt die städtische Tochtergesellschaft allerdings bis heute. „Die von uns verauslagten Kosten haben wir gegenüber dem Schadensverursacher, der Karo As Umweltschutz GmbH, geltend gemacht“, erklärt Ledwa. Ein Rechtsstreit könne nicht ausgeschlossen werden. Das niedersächsische Unternehmen Karo As wartet seinerseits auf Geld – und sieht die Schuld für die Havarie bei einem Kunden, den der Tanklaster vor der AGV angefahren hatte. Geschäftsführer Oliver Röpe erklärt: „Wir hatten Eisen(III)-chlorid im Tank, was dort keinesfalls reingehört. Das hat dazu geführt, dass sich das Metall des Tanks aufgelöst hat. Wir hatten mehr als 6 000 Liter Altölgemisch geladen.“ Röpe ist sich auch sicher, welcher Kunde ihm die chemische Verbindung untergejubelt hat. „Wir hatten an diesem Tag nur zwei Kunden. Im Labor konnten wir feststellen, wie lang es dauert, bis sich das im Tank vorhandene Gemisch durch das Material frisst, aus dem der Tank besteht. Von dem Zeitpunkt der Havarie in Riesa haben wir dann einfach zurückgerechnet. Da kommt nur dieser eine Kunde infrage.“ Röpe will nun, dass der Verursacher zur Rechenschaft gezogen wird. „Aber der Kunde streitet alles ab.“ Und so lang zahle auch keine Versicherung. Auch seinem Unternehmen seien durch den Vorfall immense Kosten entstanden, „mindestens 120 000 Euro für den kaputten Tanklaster“.

Im Gegensatz zu den Anglern vom Merzdorfer Teich konnten die Chefs von AGV und Karo As bislang also noch keinen Haken hinter das Kapitel setzen.