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Meißen feiert sich und seinen Wein

Am Freitagabend wurde das Weinfest eröffnet. Nur die Sächsische Weinkönigin fehlte. Aus gutem Grund.

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© Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller

Meißen. Na, das ging doch schon mal gut los. Bei strahlendem Sonnenschein und spätsommerlichen Temperaturen begann am Freitag das Meißner Weinfest. Der äußere Rahmen stimmt schon mal. Ein anderes Strahlen fehlte. Das der amtierenden Sächsischen Weinkönigin. Doch ihre Majestät Friederike Wachtel ist aus gutem Grund entschuldigt. Denn sie weilt in Neustadt an der Weinstraße. Gemeinsam mit fünf Mitbewerberinnen ist sie ins Finale zur Wahl der Deutschen Weinkönigin eingezogen.

Doch auch ohne die Weinkönigin ist die Stimmung bestens. Dafür sorgen die Händler und die vielen Helfer, die schon seit Tagen ihre Stände aufgebaut haben.  Jens Petzold ist einer von ihnen. Gemeinsam mit seiner Frau Katja, den Schwiegereltern und weiteren Helfern öffnet er seine Besenwirtschaft „Zum Kürbis“ an der Burgstraße 12. Schon zum 22. Mal. „Das Haus habe ich damals aus Verzweiflung gekauft. Es gab keine geeignete Wohnung in Meißen. Ich habe in einem Kellerzimmer gewohnt“, sagt der promovierte Keramiker, der von Guben nach Meißen zog. 1995 kaufte er das Haus an der Burgstraße, eine Ruine, wie er sagt. 20 Jahre hat er saniert, vieles selbst gemacht. „Ich habe mal mit meinem Vater ein Haus gebaut, weiß, wie es geht“, sagt der 52-Jährige und lacht.

Auch in diesem Jahr öffnet er zum Weinfest wieder seinen Hof, bietet elf Sorten Meißner Wein, Meißner Schwerterbräu, Fettbemmen und Zwiebelkuchen an. Der Hof ist mit Kürbissen des Bio-Bauernhofes Franz aus Dresden-Gohlis dekoriert. „Hier bei uns können die Gäste in aller Ruhe den Wein genießen, hier können sie reden, deshalb kommen die Leute“, sagt er. Im Hintergrund laufe nur leise Musik. Nicht nur auf dem Hof, sondern auch im Kellergewölbe wird bedient.

Auf der Neugasse kommt derweil ein zufriedener Andreas Krause vom Gewerbeverein. Dieser organisiert schon zum 14. Male hintereinander das Meißner Weinfest. „Das alles ehrenamtlich zu machen, ist schon eine große Herausforderung“, sagt Krause.

Seit wann es Weinfeste in Meißen gibt, ist nicht ganz klar. Schon 1927 oder 1929 sollen Winzer derartige Feste veranstaltet haben. „Das erste Weinfest in der Innenstadt, so wie es heute gefeiert wurde, hat 1953 stattgefunden“, weiß Uwe Reichel, der Chef des Meißner Gewerbevereins. Nach der Wende war die Tradition zunächst eingeschlafen, ehe sie die Meißner Schwerter-Brauerei wieder ins Leben rief. Die ist auch diesmal mit zehn Bierständen auf dem Weinfest vertreten, nach Kritik allerdings nicht mehr überall. „Der Hauptmarkt ist bierfrei“, so Andreas Krause.

Wie in jedem Jahr werden bis zu 50 000 Besucher erwartet. Rund 300 Händler sind auf dem Fest vertreten. 40 Bilder mit mehr als 1 000 Mitwirkenden werden am Sonntag zum großen Festumzug zu sehen sein. Auf 30 Bühnen – Krause spricht von Spielstätten – wird in diesem Jahr Programm geboten.

Die Bühne auf dem Hahnemannsplatz wird erstmals von Maik Lehmann betrieben. Der 49-jährige Coswiger hat die Verantwortung für den gesamten Platz. Seit 2012 sind er und sein Immobilienbüro beim Weinfest dabei. „Damals war der Platz gerade umgestaltet worden, und wir hatten hier unser Büro bezogen. Ehe andere einen Wagen vor die Tür stellen, haben wir das lieber selbst gemacht“, sagt er. Doch zufrieden war er nicht mit dem Programm und der Resonanz auf dem Hahnemannsplatz, das sagte er auch im Gewerbeverein. „Dann mach’ du das doch“, wurde er aufgefordert. Und machte es. Er und seine Mitstreiter haben Spaß daran. „Ist doch was anderes, als den ganzen Tag im Büro zu sitzen“, sagt er.

Vor allem am Programm hat er nicht gespart, das reicht vom Auftritt von Musikschülern über ein Roland-Kaiser-Double bis zur Modenschau. Wichtig ist, dass die Leute am Ende vom Hahnemannsplatz sagen: Das war aber schön hier“, so der Marktmeister und Veranstalter. Er ist wie viele mit vollem Einsatz dabei, übernachtet während des Weinfestes in Meißen. Auf dem Feldbett im Büro.