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Mein Lieblingstier, der Storch

Die Vögel sind auch wieder in Neuwallwitz angekommen. Für die Kinder der Kita Regenbogen Grund für tägliches Beobachten.

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© André Braun

Von Eric Mittmann

Geringwalde. Sie stehen am Zaun und verfolgen aufmerksam jede Bewegung. „Ich kann gar nichts erkennen“, heißt es von mehreren Seiten. Kurz das Fernglas eingestellt, dann geht es auch schon weiter mit den Beobachtungen.

Seit etwa drei Wochen sind die Störche nach Neuwallwitz zurückgekehrt. Seitdem beobachten die Kinder der nahegelegenen Kindertagesstätte „Regenbogen“ tagtäglich die zwei Vögel. „In der Regel schauen die Kinder vom Hof aus. Wir haben allerdings auch schon unsere Runde so gelegt, dass, wenn wir spazieren gehen, wir hier vorbeikommen“, sagt Kita-Mitarbeiterin Sabine Steudten. Gleich am ersten Tag nach der Rückkehr der Störche, seien die Kinder am Zaun gewesen. „Sie freuen sich. Ja, sogar das ganze Dorf freut sich“, ergänzt Ulrike Sternberg, die ebenfalls in der Kita arbeitet. Für Kevin ist das Erscheinen der Vögel eine kleine Sensation. „Wenn ich mit meinem Freund hier mit dem Fahrrad vorbeifahre, sehe ich immer, wie der Storch losfliegt“, sagt er. Er schaue jeden Tag, denn die Vögel gehören zu seinen Lieblingstieren. „Zusammen mit Fröschen“, so Kevin, der sich sicher ist, dass die Störche dieses Jahr auch in Neuwallwitz nisten. „Gibt es denn ein Mädchen und einen Jungen?“, möchte Madlen wissen und liefert gleich selbst die Antwort. „Da müssen wir nach den Augen schauen. Die Mädchen haben nämlich schwarze Augen, damit sie schöner aussehen“, sagt sie. Auch wenn die Kinder nicht am Beobachten sind, seien die Störche Gesprächsthema in der Kita, erklärt Sabine Steudten. „Sie sprechen darüber, malen Bilder und wir haben sogar schon Lieder vom Storch gesungen“, so die Kita-Mitarbeiterin.

Bettina Mitterer – vom 1a Autoservice Mitterer, auf dessen Schornstein die Störche nisten – geht ebenso wie Madlen davon aus, dass die Vögel Nachwuchs erwarten. „Einer der beiden bleibt ständig sitzen, während der andere loszieht, Futter holt und Material für das Nest heranschafft“, sagt sie. Dass die Vögel auf dem Schornstein nisten, sei kein Problem. „Der ist bereits außer Betrieb“, so Mitterer. „Früher war er mal doppelt so hoch. Irgendwann haben wir ihn dann aber zurückgebaut.“

Bis in den Spätsommer sollen die Störche noch in Neuwallwitz verweilen. „Letztes Jahr haben sich dann acht bis zehn Vögel hier getroffen und sind dann zusammen losgezogen“, erzählt Mitterer.

Storchenhorst wieder besetzt

Auch in Polditz sind die Störche bereits zurückgekehrt, wie Siegfried Reimer, Naturschutzbeauftragter für den Altkreis Döbeln berichtet. „Dem Zeitpunkt der Ankunft nach muss es ein Ostzieher sein“, sagt der Experte. So bezeichnet werden die Störche, die ins Winterquartier nach Südafrika und zurück die Oststrecke Richtung Schwarzes Meer nehmen, der Küstenlinie folgen und die Meerenge des Bosporus überfliegen. Das macht die Mehrzahl der Tiere. „Die Männer kommen immer zuerst wieder“, so Reimer. Er weiß schon, was jetzt passiert. „Nun bastelt der Storchenmann an seinem Horst.“ Die Frauen setzen sich sozusagen ins gemachte Nest. Dann geht es um den Nachwuchs. Zwei Jungstörche hat das Polditzer Paar 2017 aufgezogen. Seit 2013 wird dieser Horst bewohnt. Bisher einzige Ausnahme war 2015. Da ließ sich kein Storch in Polditz blicken.

Dass Storchenpaare für immer zusammenbleiben, sei übrigens ein Irrtum. „Der Mann liebt nur seinen Horst, nicht aber seine Frau. Ihm ist es ganz egal, welche ankommt“, so Reimer. Einige Weibchen fliegen zum Überwintern nur bis nach Spanien, andere bis nach Afrika. „Selbst wenn dass Männchen im Vorjahr mit der, ich sage jetzt mal ,Afrikanerin‘ Nachwuchs hatte, in diesem Jahr die ,Spanierin‘ zuerst ankommt, nimmt er eben die.“

Revierkämpfe kommen öfter vor

Kommt das Weibchen, dass die längere Flugstrecke hinter sich hat, später an, kommt es unter Umständen zum Kampf um den Horst. Und den führen die Weibchen zum Teil ganz erbittert. „Es kommt zu Revierkämpfen bis hin zur Nest- oder Eizerstörung“, sagt Reimer.

2016 sank die durchschnittliche Jungenzahl pro Horst in Sachsen nach Angaben von Experten von 1,9 auf 1,6 – obwohl ein Wert von 2,0 erreicht werden müsste, um den Weißstorchbestand in Sachsen zu sichern. Grund für den Rückgang sei unter anderem Nahrungsmangel. (mit sol)