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Mehr Rettungswagen und neue Wachen

Im Landkreis verspätet sich der Rettungsdienst sachsenweit am häufigsten. Das soll sich aber ändern.

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© Nicolas Armer / dpa

Landkreis Meißen. Die Statistik zur Schnelligkeit der Rettungsdienste im Freistaat lässt aufhorchen. Die aktuellsten Zahlen für einen sachsenweiten Vergleich gibt es für das erste Halbjahr 2017 in einer Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage des AfD-Landtagsabgeordneten André Wendt. Die Werte sagen aus, wie viele Rettungswagen innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist von zwölf Minuten am Zielort eintreffen. Die beste Quote hatte Dresden mit 90,1 Prozent, die schlechteste der Kreis Meißen mit 73,7 Prozent. Im Schnitt kam Sachsen auf 81,4 Prozent. Zum schlechten Abschneiden Meißens hat die SZ Fragen an den zuständigen Amtsleiter des Kreises Frank Oßwald gestellt.

Frank Oßwald leitet das Amt für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen des Landkreises Meißen.
Frank Oßwald leitet das Amt für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen des Landkreises Meißen. © LRA Meißen

Herr Oßwald, wo sehen Sie die Ursachen für diesen schlechten Wert?

Mit dem Aus für die kreiseigenen Rettungsleitstellen Meißen und Riesa im Dezember 2014 und März 2016 aufgrund der Konzentration der Rettungsleitstellen in Dresden verschlechterten sich bei gleicher Personal- und Fahrzeugstärke die Hilfsfristen um rund zehn Prozentpunkte. Damit trat im Landkreis Meißen der gleiche Effekt ein, wie in anderen ähnlichen Rettungsdienstbereichen. Die Art und Weise, wie eine Großleitstelle disponiert, ist wegen des Systems, der Gebietsgröße und der Einsatzhäufigkeit mit einer Kreisleitstelle nicht vergleichbar.

Wie sehen die Probleme konkret aus?

Die Hauptursache für Verspätungen besteht in 71 Prozent der Fälle darin, dass sich der Einsatzort nicht im Rettungswachenbereich des jeweiligen Rettungswagens befindet. Weitere Gründe sind räumlich und zeitlich ausgedehnte Baustellen und dadurch resultierende Umleitungen, hohes Verkehrsaufkommen, schlechte Witterung sowie die Suche des Einsatzortes bei ungenauer Ortsangabe durch den Anrufer. Selbstverständlich spielte in der ersten Jahreshälfte 2017 auch die Neuvergabe des Rettungsdienstes in zwei Wachenbereichen des Kreises und die damit verbundene Restrukturierung eine Rolle.

Sind regionale Schwerpunkte bei den Schwierigkeiten zu beobachten?

Regionale Besonderheiten sind in allen Rettungsdienstbereichen des Freistaates zu beobachten. Insbesondere sollten die Module, mit denen die Hilfsfristen geplant und ausgewertet werden, im Freistaat für alle Träger des Rettungsdienstes einheitlich und verbindlich geregelt sein. Bisher gibt es in Sachsen für die Statistik im Rettungsdienst keine einheitlichen Vorgaben, was die Vergleichbarkeit erschwert.

Gibt es einen Zusammenhang mit dem 2017 vollzogenen Wechsel der Rettungsdienste in zwei Bereichen?

Die verschlechterten Werte beim Einhalten der Hilfsfristen insbesondere 2016 und Anfang 2017 im Landkreis Meißen waren auch darin begründet, dass ab August 2016 bis einschließlich Januar 2017 vermehrt Rettungsmittel der DRK Rettungsdienst Meißen gGmbH wegen Personalmangel in den Wachenbereichen Meißen und Radebeul nicht einsatzbereit vorgehalten werden konnten. Im Ergebnis des Wechsels konnten ab 1. Februar 2017 wieder alle Wagen gemäß gültigem Rettungsdienstbereichsplan besetzt werden.

Welche Konsequenzen wurden gezogen, beziehungsweise werden gezogen?

Aufgrund der Schwierigkeiten mit den Hilfsfristen wurde im Kreis die Situation bei den Rettungsfahrzeugen untersucht. Die Analyse war erst für ab November 2016 durchgeführte Einsätze möglich, da ab diesem Zeitpunkt das Auswertungsmodul der Integrierten Regionalleitstelle Dresden genutzt werden konnte. Seitens des Landkreises Meißen wurde daraufhin ein neuer Bereichsplan Rettungsdienst erstellt, welchen der Kreistag beschlossen, und die Landesdirektion Sachsen genehmigt hat. Der Plan gilt ab 1. Januar kommenden Jahres. Er sieht vor, die Zahl der Rettungswagen in der Wache Meißen und der Außenstelle Coswig zu erhöhen.

Soll sich auch an den Gebäuden der Wachen selbst etwas ändern?

Der Landkreis Meißen plant Ersatzneubauten an den Standorten Radebeul, Coswig, Lommatzsch und Moritzburg. Über die Hilfsfristen wird zudem regelmäßig mit den Leistungserbringern und dem Ärztlichen Leiter Rettungsdienst beraten.

Ist absehbar, ob 2018 die vorgegebene Frist wieder häufiger eingehalten wird?

Die Auswertung für das erste Halbjahr 2018 erfolgt bis zum 31. Juli. Analysen für kürzere Zeiträume sind nicht aussagekräftig, da hier insbesondere witterungsbedingte Schwankungen kein repräsentatives Ergebnis liefern. Von einer Steigerung ist aber aufgrund der inzwischen wieder geordneten Verhältnisse auszugehen.

Welche Erfahrungen haben Sie mit der Arbeit der zentralen Leitstelle in Dresden gemacht?

Die Integrierte Leitstelle arbeitet hochprofessionell. Die Zusammenarbeit mit dem Landkreis gestaltet sich sehr konstruktiv. Es finden auch regelmäßig gemeinsame Beratungen statt. Die generelle Problematik zentraler Großleitstellen wie der in Dresden habe ich ja schon in meiner ersten Antwort angedeutet.

Interview: Peter Anderson.