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Mehr Platz zum Gebet

Die Freie evangelische Gemeinde vergrößert ihre Räume in Potschappel, weil sie auf einen Trend reagieren muss.

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© Egbert Kamprath

Von Tobias Winzer

Potschappel. Pastor Timon Fuchs hat auf einem der 60 Stühle im Gottesdienst-Raum Platz genommen. Der kleine Saal, der sich in einer ehemaligen Ladenpassage an der Ecke Dresdner Straße/Gutenbergstraße befindet, sieht schlicht aus. Ein Holzkreuz in der Ecke lässt erahnen, dass hier die Freie evangelische Gemeinde ihren Sitz hat. Schon bald wird die Ruhe dem geschäftigen Trubel von Bauarbeiten weichen. Denn der Gottesdienst-Raum soll erweitert werden und künftig etwa hundert Gästen Platz bieten. „Gerade zu Ostern und Weihnachten erreichen wir unsere Kapazitätsgrenzen“, sagt Pastor Fuchs. „Wir wollen für die Zukunft gerüstet sein.“

Denn die Gemeinde kann von der weit verbreiteten Abkehr von der Religion nichts spüren. Die Zahl der Gemeindemitglieder ist in den vergangenen Jahren auf niedrigem Niveau auf 26 gewachsen. Zu den Gottesdiensten, die immer sonntags ab 10 Uhr stattfinden, kommen regelmäßig 45 bis 50 Besucher. „Wir haben hier eine enge Solidargemeinschaft, die die Bibel als Grundlage hat“, versucht Pastor Fuchs eine Erklärung für den Zuspruch. Auch dadurch, dass sich die Gemeinde selbst finanziere, sei der Zusammenhalt stark. Die Gemeindemitglieder könnten in Versammlungen selbst entscheiden, wie das Gemeindeleben aussehen soll. Fuchs betont aber, dass man sich nicht als Konkurrent der evangelischen Kirche sehe. Das Angebot sei eher eine Alternative oder eine Ergänzung.

In Freital hat die Gemeinde bereits eine lange Tradition. Sie wurde 1924 als Außenstelle einer Dresdner Gemeinde gegründet. Lange Jahre hatte sie ihr Domizil in der Goethestraße und dann ab 2002 zunächst im Kulturhaus in der heutigen Kleinkunstbühne „Laterne“. 2008 erfolgte dann der Umzug in das Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Dresdner Straße/Gutenbergstraße. Die Räume im Erdgeschoss, die die Gemeinde damals bezog, standen leer und waren durch die Flut 2002 stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Vor vier Jahren vergrößerte sich die Gemeinde bereits zum ersten Mal und bezog in der Ladenpassage weitere Räume. Dort ist der Eltern-Kind-Kreis der Gemeinde „Hallo Krümel“ untergebracht.

Mit den nun anstehenden Bauarbeiten sollen die beiden Bereiche zusammengeführt werden. Dafür wird einer von drei Eingängen der Ladenpassage geschlossen und der Gemeinde zugeschlagen. Künftig gibt es dann einen direkten Zugang vom Gottesdienst-Raum zum Raum des Eltern-Kind-Kreises. Die Gemeinde verspricht sich davon neben den komfortableren Platzbedingungen auch eine Energieeinsparung. Denn die Fensterfläche in Richtung Ladenpassage wird kleiner und damit auch der Wärmeverlust in den Räumen.

Die Umbauarbeiten in der Passage sollen voraussichtlich im September innerhalb weniger Tage über die Bühne gehen. Einschränkungen beim wöchentlichen Gottesdienst gibt es nicht. Anschließend gibt es noch einige Nacharbeiten, sodass das Projekt spätestens Ende Oktober beendet sein soll.

Für die Gemeinde ist es auch ein Bekenntnis zum jetzigen Standort. Dass die Räume nichts Festliches und Pompöses an sich haben, sondern eher funktional aussehen, sehen die Mitglieder als Vorteil – genauso wie die großen Fensterfronten. „Das schafft Transparenz“, sagt Pastor Fuchs. „Manche halten uns für irgendeine komische Sekte. Aber das sind wir nicht.“