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Mehr Internet für Freital

Es geht um ein Gigabit-Netz in Straßenzügen, die bisher hinterhersurfen. Vor allem ein Stadtteil könnte profitieren.

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© Andreas Weihs

Von Annett Heyse

Freital. Wer in Saalhausen wohnt, dürfte vom Stadttrubel nicht allzu viel mitbekommen. Eine dörfliche Idylle herrscht hier am Hang zwischen Weißiger Wald und der Feldflur von Kleinopitz. Leider trifft das aus Sicht vieler Saalhausener auch auf das Internet zu. Zu langsam und behäbig bauen sich die Seiten auf oder sickern die Daten durch die Leitungen. Saalhausen gilt als sogenannter weißer Fleck. Ebenso wie einzelne Straßenzüge in Kleinnaundorf und Somsdorf sowie in der Kernstadt nahe der Südstraße, im Poisental und sogar unmittelbar an der Dresdner Straße in Potschappel. Doch jetzt soll eine neue Internet-Offensive diese weißen Flecken verschwinden lassen. Geplant ist ein Gigabit-Netz mit neuen Dimensionen.

Der Stand: Freital ist beim Internet zweigeteilt
In Freital gibt es gut 20 000 Haushalte mit Telefonanschluss. Etwa die Hälfte davon hängt an einem Glasfasernetz, welches bereits Anfang der Neunzigerjahre von der Deutschen Telekom verlegt wurde. Dieses sogenannte Opal-Netz verfügt allerdings nur über Leitungskapazitäten von etwa zwei Megabit, was aus heutiger Sicht völlig veraltet ist. Die Telekom hat dieses Netz inzwischen modernisiert, indem sie das alte Glasfasernetz teils ersetzt sowie neue Technik installiert hat.

Damit sind Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit möglich. Weitere 10 000 Haushalte hängen an einem Kupferkabelnetz der Telekom. Seit 2015 hat die Freitaler Strom und Gas, ein Tochterunternehmen der Stadt, dieses Kupfernetz mit dem sogenannten Vectoringverfahren überbaut. So wurden Glasfaserleitungen bis an die Verteiler gezogen. Dort liegen Geschwindigkeiten von zehn Gigabit an. Von den Verteilern geht es bis ins Gebäude oder die Wohnung im Kupfernetz der Telekom weiter – wodurch Geschwindigkeit verloren geht. Trotz aller Baumaßnahmen gibt es Wohngebiete oder Straßenzüge, die von den Verteilern und Glasfrasernetzen so weit entfernt sind, dass sie teils deutlich unter dem Mindeststandard von 30 Megabit liegen. So steht der Verteiler für Saalhausen in Zauckerode, ab dort geht es mit deutlich verringerter Geschwindigkeit weiter.

Der Anspruch: Deutschland will flächendeckend schnelles Internet
Ziel der Bundesregierung ist es, in Deutschland bis zum Jahr 2025 ein flächendeckendes schnelles Internet aufzubauen. Speziell die weißen Flecken, also unterversorgte Gebiete wie Saalhausen, sollen davon profitieren. Für einen Ausbau sollen die Kommunen Fördermittel bekommen. 50 Prozent der Kosten will der Bund übernehmen. Der Freistaat Sachsen hat parallel zum Bund eine Digitaloffensive gestartet. Das Land steuert ebenfalls Geld zum Ausbau bei, und zwar weitere 40 Prozent zu den Gesamtkosten. Damit wäre für den Aufbau eines schnellen Internets im Gigabit-Bereich eine 90-prozentige Förderung möglich. Dieses Geld können aber nicht nur Kommunen beantragen, sondern auch hundertprozentige Tochtergesellschaften von Städten oder Gemeinden. In Freital käme das für die WBF, also die Wirtschaftsbetriebe Freital, infrage.

Die Umsetzung: Wirtschaftsbetriebe Freital wollen Gigabit-Netz aufbauen
Der Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe Freital, Matthias Leuschner, hat bereits einen Plan für den Bau eines Gigabit-Netzes entworfen. Mit der Zusage des Stadtrats soll die WBF den Netzausbau komplett abwickeln. Das Unternehmen soll die Fördermittel beantragen, die Planung in Auftrag geben, die Arbeiten ausschreiben und die Bauarbeiten veranlassen. „Wir sind dann Bauherr, das Netz gehört uns und fließt als Anlage ins Vermögen der WBF ein. Damit bleibt die Investition in der Stadt“, erläutert Leuschner. Für den Betrieb des Gigabitnetzes möchte sich die WBF ein Unternehmen suchen. Betreiber könnte beispielsweise die Freitaler Strom und Gas sein. Der Versorger ist hinter der Deutschen Telekom ohnehin die Nummer zwei auf dem Freitaler Markt und liegt noch vor den Unternehmen Pyur und Vodafone.