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Mehr Geld zum Einkaufen

Viele haben ein Plus im Portemonnaie – die Kaufkraft in Döbeln, Waldheim, Leisnig und Hartha steigt.

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© dpa

Von Cathrin Reichelt und Peter Redlich

Eine gute, stabile Konjunktur, hohe Beschäftigung und eine geringere Arbeitslosigkeit haben mit dafür gesorgt, dass die Menschen mehr Geld im Portemonnaie haben. Die Kaufkraft im Landkreis Mittelsachsen ist in den letzten Jahren gestiegen und bestätigt damit die Entwicklung in Deutschland. Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer in Chemnitz (IHK) hat ein Bewohner zwischen Döbeln, Freiberg und Mittweida im Durchschnitt jährlich zwischen 18 300 und rund 20 000 Euro zur Verfügung. Nach Abzug der wiederkehrenden festen Ausgaben bleiben zwischen 5 500  Euro und knapp 6 000 Euro für Käufe im Einzelhandel. „Rund ein Drittel der Kaufkraft wird dort wirksam“, sagt Bert Rothe, Referatsleiter Handel, Tourismus, Dienstleistungswirtschaft bei der IHK Chemnitz. Allerdings ist die Entwicklung der Kaufkraft sehr unterschiedlich.

Was ist die Kaufkraft überhaupt – und was sagt sie aus?
Die Kaufkraft bezeichnet alle Einkünfte in einem Haushalt, also etwa Einkommen, Rente, Pensionen, Kindergeld, Bafög, Sozialleistungen wie Hartz IV und Wohngeld. Wenn man davon die regelmäßigen Ausgaben für Wohnen (Mieten oder Kredite), das Auto (Anschaffungskosten und Kraftstoff), Versicherungen, Reisen, sonstige Kreditrückzahlungen und Dienstleistungen abzieht, erhält man die Kaufkraft, die für den Einzelhandel relevant ist. Allerdings, so erklärt der Referatsleiter der IHK Chemnitz, gebe es für die Einzelhandelskaufkraft im Frühling jeden Jahres nur Schätzungen für deren Entwicklung. Diese werden zum Jahresende nicht noch einmal überprüft und konkretisiert. Eine statistische Aufarbeitung erfolge nur bei der Kaufkraft, die aus allen Einkünften resultiert.

Vor allem Unternehmen sind an den Zahlen sehr interessiert, da sie etwas darüber aussagen, wie viel Geld die Bürger zum Shoppen zur Verfügung haben. Schaut man sich die Kaufkraft einzelner Regionen an, sagt sie etwas über den Wohlstand und die Entwicklung, wie etwa steigende Löhne, aus.

Wie hoch ist die Kaufkraft in unserer Region?
Im Schnitt standen den Deutschen im vergangenen Jahr 22 700 Euro zur Verfügung. Die Mittelsachsen mussten mit etwas weniger Geld auskommen.

Die große Überraschung ist dabei Großweitzschen. Mit knapp 2 900 Einwohnern die kleinste Gemeinde im Altkreis Döbeln, hatten die Einwohner mit reichlich 20 000  Euro pro Kopf das meiste Geld zur Verfügung. Dicht gefolgt von den Harthaern mit rund 19 900 Euro. Auf Platz drei findet sich die Gemeinde Kriebstein mit reichlich 19 700  Euro. Offenbar verdienen die Einwohner ihr Geld nicht nur in der Region, sondern mit einem sicheren und gut dotierten Arbeitsplatz in einer der drei umliegenden Großstädte. In den drei größten Städten des Landkreises differiert die Kaufkraft nur um wenige Euro. In Döbeln, Freiberg und Mittweida hatten die Einwohner jeweils reichlich 19 500 Euro zur Verfügung. Besondere Einflüsse auf die Entwicklung der Kaufkraft seien laut IHK nicht erkennbar. „Selbst wenn ein größeres Unternehmen wie Solarworld in Freiberg aus dem Markt austritt, so wohnen nicht alle Mitarbeiter in der Stadt. Außerdem finden die Betroffenen im Moment oft zeitnah eine neue Beschäftigung“, nennt Bert Rothe ein Beispiel.

Wie hat sich die Kaufkraft in den Städten und Gemeinden entwickelt?
Interessant ist der Vergleich der Entwicklung der vergangenen Jahre. Einschließlich der Prognose für 2018 haben Leisnig und Kriebstein in den letzten drei Jahren die größte Entwicklung gemacht. Bei ihnen schlägt jeweils ein Plus von rund 480 Euro zu Buche. Nur knapp dahinter liegen mit einer Steigerung um jeweils 450  Euro Döbeln, Hartha und Striegistal, gefolgt von Waldheim mit 430 Euro und Großweitzschen mit rund 410 Euro.

Wesentlich geringer fallen die Zuwächse an Kaufkraft seit 2015 in Roßwein (370  Euro), Freiberg (310 Euro), Ostrau (290  Euro) und Mittweida (260 Euro) aus.

Trotz der Steigerung liegen alle Städte und Gemeinden noch immer unter dem Einzelhandelskaufkraftwert im deutschen Durchschnitt. Was offensichtlich mit dem unterschiedlichen Lohnniveau zusammenhängt. In Roßwein und Mittweida macht die Differenz sogar bis zu 17 Prozent aus.

Betrachtet man die absoluten Zahlen der Kaufkraft, zeigt sich, dass in den großen Städten des Kreises das meiste Geld vorhanden ist: in Freiberg 815 Millionen Euro, Döbeln 466 Millionen Euro und Mittweida 276 Millionen Euro.

Wie profitiert der einheimische Handel von der gestiegenen Kaufkraft?
Mit dem Geld, das die Mittelsachsen nach Abzug der festen Kosten zur Verfügung haben, kaufen sie etwa zu 70  Prozent im einheimischen Handel ein. „Den Rest geben sie außerhalb der Region oder online aus oder sie sparen das Geld“, sagt Rothe.

Bei den Produkten, die die Mittelsachsen bei einheimischen Händlern kaufen, liegen die Tabakwaren mit 99,7 Prozent an der Spitze. Mit 96 Prozent bei Artikeln in Baumärkten befinden sich die Einwohner der Region fast im Bundesdurchschnitt. Das liege wohl daran, dass die Menschen hier handwerklich sehr begabt seien und vieles selber machen, vermutet Rothe. Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel belegen mit 91 Prozent den dritten Platz. Auch Zeitungen, Zeitschriften, Bücher und Schreibwaren sowie Kfz-Ersatzteile stünden mit jeweils rund 90 Prozent hoch im Kurs der Direkteinkäufer. Etwas abgeschlagen sind Fahrräder und Spielwaren (je rund 79 Prozent), Sportartikel (76 Prozent) sowie Schuhe, Textilien, Uhren und Schmuck (68 Prozent).