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Mehr Bewegung im Pflegeheim

Ein Modellprojekt will die Gesundheit von Bewohnern fördern. In den hiesigen Heimen gibt es ganz konkrete Ansätze.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Rödern/Schönfeld. Die Ersatzkassen und die Diakonie Stadtmission Dresden wollen die Gesundheit von Pflegeheimbewohnern stärker fördern. Spezielle Bewegungsangebote sollen die Möglichkeiten der alten Menschen aktivieren und ihr Wohlbefinden verbessern. Ein bis 2020 laufendes Modellprojekt erprobt mobilitätsfördernde Maßnahmen in Altenpflegeheimen der Diakonie-Stadtmission in Dresden-Klotzsche und Dresden-Plauen.

„Wir alle wollen ein langes Leben, bei dem wir uns wohlfühlen,“ sagte die Leiterin der Landesvertretung Sachsen des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek), Silke Heinke. „Mobilität ist eine Voraussetzung für Selbstständigkeit, sozialen Anschluss und damit für Zufriedenheit.“

Allerdings weiß man auch im Haus Sonne in Schönfeld und im AWO-Pflegeheim Rödern, dass Heimbewohner heute teilweise weitaus pflegebedürftiger sind, multimorbide und dement. Wenn sie ins Seniorenzentrum kommen, werden viele deutlich unbeweglicher. Während zu Hause noch kleinere hauswirtschaftliche Arbeiten wie die Zubereitung von Mahlzeiten oder der Gang zum Briefkasten für ein bisschen Bewegung sorgen, werden den Menschen im Heim Alltagsaktivitäten abgenommen. Altenheime sind zudem gut mit Hilfsmitteln ausgestattet. Bewohner verbringen allein aus Angst vor Stürzen mehr Zeit im Rollstuhl oder mit dem Rollator.

Pflegekassen müssen unterstützen

Das Modellprojekt will ein Ziel des Präventionsgesetzes von 2015 umsetzen. Das sieht unter anderem vor, dass die Pflegekassen den Einrichtungen Angebote zur Gesundheitsförderung unterbreiten und sie bei der Umsetzung unterstützen.

Sturzprävention und Gesundheitsförderung sind dagegen in den hiesigen Seniorenzentren schon Gang und gäbe. Im Schönfelder Heim am Schäferteich bewegen sich Heimbewohner, die das wollen, regelmäßig mit Sitztanz und Gymnastik zur Musik. Auch Bewegung bzw. Arbeit im Blumen- und Kräutergarten wird angeboten.

Im Pflegewohnheim Rödern gibt es mehrere Sportgruppen. Nun soll das fachliche Angebot ab neuem Jahr mit einem Kraft- und Balancetraining erweitert werden. Denn statistisch gesehen stürzt jeder Dritte über 65-Jährige einmal pro Jahr. Die Zahl im Pflegeheim ist sogar noch höher. Auch Medikamente können das Gleichgewicht und die Balance beeinflussen. „Kraft- und Gleichgewichtsübungen können Stürze verhindern oder zumindest abschwächen“, sagen Einrichtungsleiterin Claudia Zumpe und Ergotherapeut Manuel Schauder. Sie bieten künftig Übungen an, die mit dem geschulten Therapeuten durchgeführt werden. Kraftübungen können im Stand oder im Sitzen gemacht werden. Bei den Gleichgewichtsübungen ist die Durchführung im Stand notwendig, um Gleichgewichtsreaktionen des Körpers zu schulen. Auch Umgebungsfaktoren sollen in Rödern bei der Sturzprophylaxe analysiert und angepasst werden. Claudia Zumpe: „Wir achten auf eine gute Raumbeleuchtung, das Tragen einer passenden Sehhilfe, barrierefreie Innen- und Außenbereiche, Handläufe an Treppen und in Fluren sowie rutschfesten Untergrund. Ausschlaggebend ist auch immer das passende Schuhwerk.“

Entwöhnung vom Rollator

Selbstverständlich sei es, auf die Einschränkungen spezifischer Krankheiten besonders einzugehen. „Es soll extra Angebote für die Heimbewohner geben wie zur Entwöhnung vom Rollator oder so ein spezielles Gleichgewichts- und Krafttraining für Menschen mit Sturzangst“, sagt Dirk Bunzel vom vdek. Darüber hinaus sollte auch die Pflegeplanung angepasst werden. Die Ergebnisse des Modellprojektes fließen in das Qualitätsmanagement-System der Diakonie-Stadtmission als Heimbetreiber ein.