Von Sven Görner
Moritzburg. Die Mitarbeiter des Landgestüts in Moritzburg haben derzeit einen noch engeren Zeitplan als sonst. In gut einer Woche, am 2. September, findet die erste Hengstparade dieses Jahres statt. Bis dahin gibt es noch viel zu trainieren und zu tun. Erst recht, da die Landeseinrichtung mit den drei Präsentationen auch ihr 190-jähriges Bestehen feiert. Ein Präsent für den Jubilar gibt es auch. Seit Montag kann ein Teil bereits genutzt werden – ein sogenanntes Führkarussell. In dem Gebäude können bis zu sechs Hengste gleichzeitig bewegt werden, wie Kati Schöpke, die Leiterin der Sächsischen Gestütsverwaltung, sagt. Gebaut wurde die Anlage oberhalb der im Vorjahr komplett neu gestalteten steinernen Nordtribüne des Turnierplatzes, die seitdem wie die beiden großen temporären Tribünen komplett überdacht ist. Anders als die bereits vorhandene Führanlage am Standort des Alten Gestüts ist die neue nicht kreisrund, sondern oval. Und deutlich größer. So können nicht nur mehr Tiere auf einmal bewegt werden, sondern sie laufen so auch nicht immer nur im Kreis.
Um eine einseitige Belastung der edlen Vierbeiner zu vermeiden, wechseln die Gitter und Gummimatten, mit denen die Hengste beim Rundenlaufen voneinander getrennt werden, alle paar Minuten die Richtung. „Durch das Regulieren der Geschwindigkeit können sich die Hengste zudem entweder im Schritt oder im Trab bewegen“, sagt Kati Schöpke. Durch das Überdachen der großen Innenfläche der Führanlage ist dort ein zusätzlicher Raum zur Arbeit mit den Tieren entstanden.
Die neue Anlage hilft beim Trainieren der Pferde oder auch, um sie an den Wochenenden ausreichend zu bewegen. Denn wie die Gestütschefin sagt, habe sich in den vergangenen Jahren zwar auch die Zahl der Gestütspferde verringert, aber nicht im gleichen Verhältnis wie die der Mitarbeiter. „So können wir jetzt gewissermaßen den Betreuungsschlüssel verbessern“, sagt die junge Frau. Mit Luxus für die edlen Zuchttiere hat das also nichts zu tun. Eher mit Ökonomie und Tierschutz.
Denn auch die 30 Paddocks, die bis ende September/Anfang Oktober am Rande des Turnierplatz-Geländes beziehungsweise am Alten Gestüt fertiggestellt werden, dienen dem Zweck, den Hengsten mehr Bewegung zu verschaffen. Damit entspricht das Landgestüt den veränderten Richtlinien für die Pferdehaltung. Bei den Paddocks handelt es sich um eingezäunte Auslaufflächen mit einer Größe von jeweils etwa 50 Quadratmetern, auf denen sich die Hengste frei bewegen können. Im Gegensatz zum täglich Reit- und Fahrtraining oder dem Aufenthalt in der Führanlage, wo die Bewegungen vorgegeben sind.
Bisher steht den Gestütspferden auf dem Hof Viebig in Moritzburg allerdings auch schon eine Fläche zur freien Bewegung zur Verfügung, wenn diese nicht gerade für ihren eigentlichen Zweck gebraucht wird – als Quarantäne-Koppel.
Geplant, so Kati Schöpke, ist auch noch ein kleiner Umbau. Ein bisher im großen Futterlager eingebautes Laufband kommt nach draußen unter das Dach eines neuen Unterstandes. „So können es die Pferde an der frischen Luft nutzen.“ Das Band funktioniert ähnlich wie die Geräte in Fitnessstudios, ist allerdings drei Meter lang und natürlich wesentlich belastbarer.
Neben den ca. 80 Zuchthengsten gibt es im Gestüt 24 Pferde der Landesfachschule Reiten und Fahren sowie Verkaufspferde.