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Mehr als nur eine Halle

Der Sportkomplex des Löbauer Geschwister-Scholl-Gymnasiums ist fertig, die Schule nun komplett saniert. Jetzt juckt es den Schulleiter in den Fingern.

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© Rafael Sampedro

Von Marcus Scholz

Löbau. Letzter Schultag, schnell noch die Halbjahreszeugnisse abgeholt und dann ab in die wohlverdienten Winterferien. So dürfte es in den meisten sächsischen Schulen abgelaufen sein. Am Löbauer Geschwister-Scholl-Gymnasium war das am Freitag anders. Viele der über 900 Schüler sind nach dem Abholen ihrer Noten gern noch etwas länger geblieben. Nicht zum Nachsitzen, sondern um gemeinsam mit ihren Lehrern zu feiern. Denn: Nach knapp zweijähriger Bauzeit ist es endlich geschafft – der neue Sportkomplex des Scholl-Gymnasiums ist fertiggestellt.

Schulleiter Dietmar Stephan zeigte sich am Freitag begeistert. „Für mich hat sich ein Traum erfüllt“, sagte er. Im Dezember 1991 hatte Stephan die Leitung der Schule übernommen und eine große Herausforderung gleich mit. Es sei damals Aufgabe gewesen, den historischen und in die Jahre gekommenen Schulkomplex neu zu gestalten, so Stephan. Seitdem wurde die Schule Stück für Stück saniert und vor allem: modernisiert. Diese Mission ist mit der offiziellen Einweihung des neuen Sporttempels nun erfüllt. Zurücklehnen will sich Dietmar Stephan aber noch nicht. Beim Anblick der Tischtennisplatte auf dem neuen Hallenboden wurde nämlich der Sportsgeist des Schulleiters geweckt. „Ich spiele seit 40 Jahren Tischtennis. Jetzt reizt es mich, auch hier zu spielen. Bisher hatte ich dazu aber noch keine Zeit“, sagte Stephan.

Einige seiner Schüler hatten dagegen schon mächtig Spaß an der Platte. Aber nicht nur das. Denn die Halle hat noch weitaus mehr zu bieten. Egal, ob Akrobatik, Fußball, Hockey oder Turnen, vieles ist möglich. Dafür legten sich der leitende Architekt Matthias Grundmann und die zuständigen Baufirmen kräftig ins Zeug. Weit vor Baustart hatte sich Grundmann mit dem Hallenprojekt befasst. Alles sollte Hand und Fuß haben. Leicht zu planen sei der Sportkomplex aber nicht gewesen, so der Architekt. Die Enge auf dem Schulgelände und Vorgaben des Denkmalschutzes bei der Sanierung der alten Turnhalle waren Herausforderungen, die es zu meistern galt. Für verrückte Architekturideen, die dann schwer umzusetzen sind, sei deswegen kein Platz gewesen. „So etwas gibt es nur in Hamburg oder Berlin“, sagte Grundmann. Parallelen zur Elbphilharmonie oder dem geplanten Flughafen BER gibt es beim Turnhallenprojekt kaum. Lediglich ein kleiner Bauverzug, der dem Winterwetter im vergangenen Jahr geschuldet ist, steht auf der Mängelliste.

Vor allem die Zwölftklässler sind froh, dass fast alles nach Plan gelaufen ist und sie, bevor es in Richtung Abitur geht, noch die ein oder andere Sportstunde in ihrer neuen Halle genießen können. „Wir Zwölfer haben eigentlich nicht daran geglaubt, dass die Halle vor unserem Abi fertig ist“, sagte der angehende Absolvent und ehemalige Schülersprecher Pascal Walther. Zusammen mit seinen Mitschülern ist der aktuelle Bundeszweite im Wettbewerb „Jugend debattiert“ froh, dass die Zeit ein Ende hat, als Busse die Schüler zum Sportunterricht in Hallen nach Löbau und Umgebung gebracht hatten.

Im neuen Komplex können die Sportlehrer des Gymnasiums auf drei Feldern oder einem großen Gesamtfeld zum Unterricht pfeifen. Zusätzlich steht die Fläche, der sanierten, historischen Halle zur Verfügung. Sie bildet einen Kontrast zum modernen Stil des Neubaus. Laut Architekt Grundmann sei das Gebäude zum Beispiel mit der ältesten, noch nachweisbaren Farbe gestrichen worden. Um die Eingänge barrierefrei zu machen, wurde der Boden der alten Halle um 75 Zentimeter vertieft. In zwei Jahren Bauzeit wurden 150 Tonnen Stahl, tonnenweise Beton und auf einer Fläche von 350 Quadratmetern Fenster eingebaut. Ein unterirdisches Blockheizkraftwerk soll zudem künftig für Wärme sorgen. Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach für Energie. „Den Strom speisen wir in das öffentliche Netz der Löbauer Stadtwerke ein“, so Matthias Grundmann.

Samt der Tribüne, die bis zu 70 Personen Platz bietet, Umkleideräumen und sogar einem Klassenzimmer haben alle Neuerungen rund 5,6 Millionen Euro gekostet. 3,2 Millionen Euro kommen dabei aus der Kasse des Landkreises Görlitz. Den übrigen Teil stellte der Freistaat Sachsen bereit. Landrat Bernd Lange (CDU), der etwas verschnupft, aber dennoch voller Euphorie zur Eröffnungsfeier am Freitag gekommen war, stellte besonders eines deutlich heraus: „80 Prozent des Komplexes wurde von Firmen aus der Region gebaut.“ Damit bleibe auch ein Großteil des aufgewendeten Geldes in der Region, so der Landrat, der nun hofft, dass viele Schüler des Gymnasiums nach den Ferien mit Begeisterung Sport treiben werden.

Die Hoffnung hatte auch Schulleiter Dietmar Stephan. „Bei diesen guten Bedingungen werden die Ausreden weniger, die die Schüler haben, um keinen Sport machen zu müssen“, sagte er.