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Mehr als ein Schwimmverein

Der OSSV feierte Vorweihnacht. Die Freude wird getrübt durch die (noch) unklare Zukunft des Kamenzer Hallenbades.

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© Matthias Schumann

Von Frank Oehl

Kamenz. Wenn der Ostsächsische Schwimmverein Kamenz seinen traditionellen Jahresabschluss feiert, dann ist das zumeist eine fröhliche Angelegenheit. Dann wird schließlich all jenen gedankt, die sich dafür einsetzten, dass sich der OSSV zu einem Mehrspartenverein mit fast 500 Mitgliedern entwickeln konnte. Mit Außenwirkung weit über die Kamenzer Stadtgrenzen hinaus. Auch in diesem Jahr waren in der Wiesaer Gaststätte „Zur Eisenbahn“ nicht zufällig OB Roland Dantz und Landtagsabgeordneter Aloysius Mikwauschk (CDU) zu Gast, die genau dies würdigten.

Diana Karbe, die Vorstandsvorsitzende des OSSV resümierte ein ereignisreiches Jahr 2017. Es brachte eine besondere Herausforderung für den Verein mit sich. Im Sommer verdichtete sich das Gerücht einer drohenden Schließung der Schwimmhalle. Daraufhin wurde das Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern gesucht. „Unser Verein ist neben den Schulschwimmern einer der Hauptnutzer des Hallenbades. Es ist existenziell für den OSSV und die Lebensqualität in der ganzen Region“, so Diana Karbe. Ein Kamenzer Schwimmverein ohne eine Schwimmhalle in der Stadt wäre in der Tat undenkbar ...

Umso wichtiger, was der Kamenzer OB den Mitgliedern mit auf den Weg gab. Dantz stellte den Stand aus Sicht der Stadt dar. Man sei im Gespräch mit dem Landkreis und weiteren Beteiligten. Er bestätigte, dass einige Bewegung in die Diskussion um den Weiterbetrieb der Schwimmhalle gekommen ist. Landrat Michael Harig hatte zuletzt mehrfach erklärt, dass eine Schließung des Hallenbades für den Landkreis – unabhängig von der Frage der Trägerschaft – keine Option sei. Allerdings hat der beschlossene Doppelhaushalt des Kreises den Betrieb der Halle ab 1. Juli 2018 finanziell nicht untersetzt. Was an sich schon ein Unding ist, schließlich lernen hier etwa 1 700 Mädchen und Jungen aus 35 Grundschulen der Region das Schwimmen. Auf diese Mitverantwortung müsste der Landkreis Rücksicht nehmen, hieß es zuletzt auch im Kamenzer Stadtrat, der die Übernahme des Hallenbades für den symbolischen Euro aus der Landkreisofferte einmütig und durchaus begründet abgelehnt hatte. Wie OB Dantz auch jetzt vor den OSSV-Mitgliedern bekräftigte, sei die Stadt durchaus bereit, einen kommunalen Anteil an der fälligen Sanierung der Halle zu leisten, die 1995 nach umfangreicher Rekonstruktion als kreisliche Einrichtung in Betrieb gegangen war. Dantz vermittelte durchaus etwas Zuversicht, auch wenn es noch ein weiter und steiniger Weg zur langfristigen Sicherung der Schwimmhalle in Kamenz ist, wie die Vereinsvorsitzende konstatierte. „Der OSSV wird im Rahmen seiner Möglichkeiten diesen Prozess aktiv unterstützen“, so Diana Karbe.

Viele Sportereignisse organisiert

Was eine gesicherte Existenz des ganzen Vereins in der Stadt und ihrer Umgebung ausmacht, zeigte ein Blick auf wichtige Großereignisse im Jahresverlauf. So organisieren der OSSV und die Stadt gemeinsam den Lausitzer Blütenlauf – ohne Zweifel das sportliche Highlight. Das Event hat in den letzten Jahren Strahlkraft in die Lausitz und sogar in angrenzenden Bundesländer entwickelt. Mehr als 1 100 Sportler nehmen jedes Jahr die Herausforderung an, sich mit anderen Sportlern auf den bergigen Strecken rund um Kamenz zu messen oder einfach nur Spaß zu haben. Vizevereinschef Jens Klotsche: „Zum Beispiel schwärmen die Radrenner von den vielen Zuschauern und dem bunten Treiben auf dem Markt während des Rennens und der Siegerehrung, was bei anderen Radrennen oft nicht gegeben ist.“ Auch das Neujahrsschwimmen für Menschen mit Beeinträchtigungen, das Sprintmeeting, das Weihnachtsschwimmen, ein Volleyballturnier in Kamenz sowie der Kindertriathlon in Bischheim und das Triathlon-Event Swim & Run in Häslich sind unbedingt zu nennen.

Einen großen Stellenwert hat die Kinder- und Jugendarbeit im Verein. Derzeit trainieren etwa 180 Kinder und Jugendliche wöchentlich in der Schwimmhalle. Ein Highlight für viele war die Reise zu einem Schwimmwettkampf in die Partnerstadt Kolin in Tschechien. Auch der Gesundheits- und Behindertensport ist ein wichtiges Standbein beim OSSV. In beiden Abteilungen geht es nicht um sportliche Höchstleistungen, der Spaß an der körperlichen Betätigung oder die Rehabilitation nach schweren Herzerkrankungen stehen für die Mitglieder im Vordergrund. Und eines ist natürlich auch klar: Ohne die Mithilfe etwa der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, der Ewag Kamenz, des Bikehouses Scheibe und vieler weiterer Sponsoren und Spendern wäre das vielfältige Vereinsleben nicht aufrecht zu erhalten. Und ohne Schwimmhalle schon gar nicht ...