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Mehr als 800 Badewannen

Wasser fürs Grün – im Sommer hat der Bauhof in der Stadt gegossen – in Rottewitz haben Naturfreunde selbst angepackt.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Es sei richtig kriminell gewesen, sagt Hubert Handmann. Und damit meint er den Zustand von zehn Jungbäumen, die im Stadtteil Rottewitz an einem Hang über der Elbe von Nabu-Mitgliedern gepflanzt worden sind. „Leute aus Rottewitz kamen und sagten: Eure Bäume werden trocken.“

Der ehemalige Bio- und Chemielehrer am Nossener Gymnasium engagiert sich seit 1972 für den Naturschutz. Zusammen mit anderen Nabu-Mitgliedern „haben wir schon im Juni Wasser aus der Elbe geschöpft und mit Kanistern auf den Hang geschleppt.“ Eine Sisyphusarbeit, doch dann konnten sie Karsten Schütze gewinnen. Er betreibt in Karpfenschänke einen Baubetrieb und stellte zwei jener 1000-Liter fassenden Plastetanks im Stahlgitter zur Verfügung. Jörg Nitzschner von der gleichnamigen Baufirma im Stadtteil Winkwitz, spendierte die Füllung und fuhr einen der Behälter mit dem Frontlader zur Pflanzung am Elbhang.

Der andere war für eine zweite Pflanzung an der Straße von Karpfenschänke nach Diera bestimmt. Hier stehen 44 neue Bäume, darunter 16 erst im vergangenen Herbst gepflanzte. Es handelt sich um eine Mischung von alten und neuen Apfelsorten, von Birnen, Kirschen und Renekloden. Insgesamt wurden die beiden Tanks jeweils drei Mal gefüllt, sodass am Ende 6 000 Liter Wasser vergossen worden sind, um die beiden Pflanzungen zu retten. Und, das ist gelungen: „Die Bäume haben alle überlebt“, erklärt Hubert Handmann.

Bei einer Stadtfläche von knapp 31 Quadratkilometern versteht es sich von selbst, dass sich der Bauhof auf das innerstädtische Gebiet konzentrieren muss. „Für Jungbäume und Sträucher wurden zwischen Juli und September 106 700 Liter Wasser verbraucht“, antwortete Stadtsprecherin Katharina Reso auf eine Anfrage. Außerdem wurden für Grünflächen in der Stadt und die 55 Pflanzkübel links und rechts der Elbe seit Juli noch einmal 14 200 Liter Wasser verbraucht. Geht man davon aus, dass eine durchschnittliche Badewanne 150 Liter fasst, so haben die Bauhofmitarbeiter in den drei Sommermonaten den Inhalt von 806 Badewannen vergossen.

Ob sich schon einschätzen lässt, wie das Grün diesen langen, trockenen Sommer überstanden hat, lautete eine andere Frage. Zwar seien Trockenheitszeichen vielerorts zu sehen, so die Sprecherin, aber eine Übersicht über Folgeschäden durch die Hitze und Trockenheit an den Stadtbäumen und Sträuchern lasse sich jetzt noch nicht erstellen. Erst im Herbst bzw. Frühjahr werde man sehen, wie groß die Schäden seien. „Generell wird im Herbst ein Rückschnitt veranlasst, dann kann eine erste Einschätzung erfolgen.“

Es ist anzunehmen, dass diesem heißen und trockenen Sommer weitere dieses Kalibers folgen werden. Wie die Stadt Meißen darauf reagiert, wollte die SZ wissen. Die Herausforderungen durch den Klimawandel würden schon jetzt bei allen Planungen in der Innenstadt berücksichtigt. Es würden mehr Straßenbäume gepflanzt, Brunnen angelegt und Fassaden bepflanzt, etwa mit Weinranken.

Was den aktuellen Plan für Neupflanzungen betrifft, so sollen noch im Herbst zehn Bäume an der Elbgasse und sechs am Käuzchenring gepflanzt werden. Ebenfalls noch im Herbst sollen zwei bis drei Bäume und etwa 20 Sträucher an den Spielplatz Kirchsteig kommen. Und sechs Stadtbirnen und zehn Zierkirschen sollen im Zuge der Baumaßnahmen in der Neugasse gepflanzt werden, eventuell aber erst im Frühjahr.