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Mathe-Finale statt Klassenarbeit

Zahlen sind seine Welt: Nun hat Franz Bernhardt aus Görlitz es ins Finale des Adam-Ries-Wettbewerbs geschafft, wo er am Wochenende kniffelige Aufgaben wird lösen müssen.

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© Nikolai Schmidt

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Am Freitag hat Franz zwei Stunden früher aus. Als einziger seiner Klasse am Annengymnasium hat er dieses Privileg. Für seine Mitschüler steht in den letzten beiden Stunden sogar noch eine Mathearbeit an. Dass Franz die nicht mitschreiben und auch nicht nachholen muss, hat seinen Grund: Franz Bernhardt ist sowieso spitze in Mathe und vertritt Sachsen am Wochenende beim Finale des Adam-Ries-Wettbewerbs in Annaberg-Buchholz. Zusammen mit neun weiteren Mathe-Assen aus Sachsen tritt er im sogenannten Vier-Länder-Wettbewerb gegen Schüler aus Bayern, Thüringen und Tschechien an. Ausschließlich Fünftklässler versuchen sich hier an Aufgaben, die über das normale Niveau in diesem Alter weit hinaus gehen.

Von Wettkampf kann aber eigentlich keine Rede sein, denn Franz liebt die Mathematik und hat Spaß an allem, was mit Zahlen zu tun hat. So erklärt sich vielleicht auch, dass er es von 900 sächsischen Teilnehmern unter die besten zehn schaffte.

Schon das Zahlenland im Kindergarten – die erste Berührung mit der Mathematik – fand er toll, bestätigt seine Mutter Kathrin Bernhardt. In der Neißegrundschulewar er dann öfter Knobelmeister, nahm da schon an verschiedenen Olympiaden der Region teil. Auch sonst macht sich sein Mathe-Faible häufig bemerkbar. Wenn es zum Einkaufen oder mal ins Restaurant zum Essen geht – Franz rechnet beim Bezahlen stets mit. „Auch sonst ist er sehr exakt und vorausschauend“, sagt Mutter Kathrin.

Nicht immer nur Plus, Minus oder Mal, sondern auch das Um-die-Ecke-denken ist es, was Franz reizt. „In der Vorrunde gab es Matheaufgaben, die mit Fußball zu tun hatten“, erzählt der 11-Jährige. Die haben ihm besonders gefallen, schließlich ist er selbst Fußballer, spielt in der E-Jugend des SV Ludwigsdorf. Dort wohnt er auch – mit seinen Eltern und der jüngeren Schwester Frieda. Die Leidenschaft für Mathe haben die Eltern offenbar beiden Kindern vererbt. „Frieda macht das Rechnen in der 1. Klasse auch schon großen Spaß“, sagt Kathrin Bernhardt, die in Görlitz bei der Volksbank arbeitet und selbst den ganzen Tag mit Zahlen zu tun hat. Vater Horst hat eine Holzbaufirma, richtiges Rechnen ist natürlich hier unabdingbar.

Am Freitag startet die ganze Familie nach Annaberg-Buchholz. Franz wohnt dann mit den anderen Kindern in einer Jugendherberge, seine Familie in einer Pension. Es sei nicht nur der Wettbewerb, sondern das ganze Drumherum, was den Adam-Ries-Wettbewerb so toll macht, findet Franz. In der Vorrunde war er auch bereits ein Wochenende hier, neben dem eigentlichen Wettbewerb gibt es Ausflüge. Diesmal geht es in einen Silberstollen und ins Adam-Ries-Museum. Denn natürlich möchte der Adam-Ries-Bund als Veranstalter, dass die kleinen Mathe-Genies den Namensgeber auch kennenlernen. Persönlich geht das nicht mehr, da Ries schon im 16. Jahrhundert lebte, aber zumindest in ein Kostüm schlüpft jemand, um den altehrwürdigen Rechenmeister darzustellen.

Ob es für ihn beruflich auch mal etwas mit ganz viel Zahlen wird, weiß Franz noch nicht. Im Moment hat er nur das vor Augen: „Ich will Schiedsrichter werden.“ Neben Fußball ist Zaubern sein zweites Hobby. An diesem Wochenende wird ihm das aber wohl nicht viel helfen.