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Marsch durch die Stadt

Zum achten Mal gab es die „Radebeuler Begegnungen“. Die Mitgeher zeigten sich die Neuigkeiten der Stadtteile.

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© Arvid Müller

Von Stephan Hönigschmid

Radebeul. Das Interesse war groß. Reichlich 100 Teilnehmer versammelten sich am Sonnabend gegen 10.30 Uhr am Radebeuler Eduard-Bilz-Platz. Anlass war die achte Auflage der „Radebeuler Begegnungen“. Die Veranstaltung will dazu beitragen, dass sich die Radebeuler aus den verschiedenen Ortsteilen besser kennenlernen.

Auf den Tag genau vor 17 Jahren hatte 2001 die erste Exkursion von Kötzschenbroda nach Wahnsdorf stattgefunden. Weil die Bergbewohner den Talbewohnern damals einen besonders herzlichen Empfang bereiteten, waren alle der Meinung, dass es eine Fortsetzung geben müsste. In loser Folge klappte das dann auch. Diesmal führte die Tour von der Oberlößnitz nach Kötzschenbroda. Im Anschluss an eine kurze Begrüßung durch die Oberlößnitzer an der Wach’schen Villa, die heute die Kinderarche beherbergt, ging es zunächst zum Bilz-Platz. Dort ergriff Anwohner Wolfgang Hentsch das Wort.

Den Besuchern berichtete er, wie es in den vergangenen Jahren gemeinsam mit dem Verein für Denkmalpflege und neues Bauen sowie der Stadt gelungen ist, den zuvor wenig ansehnlichen Platz umzugestalten. Dass dort, wo heute ein Brunnen mit einer Nymphe steht, auch historisch eine Statue ihren Platz hatte, erläuterte der Historiker Frank Andert. Unter anderem konnten die Teilnehmer erfahren, dass die Vorzeigestraße einst von den umtriebigen Gebrüdern Ziller mit ihrem Bauunternehmen errichtet worden war und dass ab 1871 eine überlebensgroße Victoria aus Terrakotta auf dem Platz stand.

Dass die Veranstalter mit dem Programm einen Nerv bei den Teilnehmern trafen, zeigte sich schnell. Eine Frau im mittleren Alter sagte an der dritten Station am Eingang zur ehemaligen Sophienstraße: „Wir sind gerade hergezogen. Ich finde den Rundgang sehr schön.“ Ähnlich ging es auch dem 82-jährigen Heinz Mattusch, der bei den „Radebeuler Begegnungen“ von Anfang an dabei war und früher den Heimatverein Wahnsdorf geleitet hat: „Dass hier die Sophienstraße war, habe ich gewusst. Neu ist mir hingegen, dass der davor gelegene Platz einmal Alvenslebenplatz hieß und nach einer Opernsängerin benannt war“, sagt Mattusch. Lediglich zwei große Figuren auf Sockeln rechts und links der Straße erinnern noch an den Ruhm vergangener Tage.

Nach so viel Geschichte kam die Gruppe, die inzwischen auf 130 Besucher angewachsen war, an der Lutherkirche wieder in der Gegenwart an. Pfarrer Christof Heinze zeigte seinen Gästen stolz das neue Gemeindezentrum. Das Megafon wollte er dabei nicht nutzen, um zu den Menschen zu sprechen. „Wir sind doch hier nicht bei Rudi Dutschke“, sagte er im Spaß.

Da der Kirchenmann recht stimmgewaltig ist, fiel der Unterschied auch kaum auf. Mit Begeisterung erzählte er unter anderem, wie sich der weiße und schwarze Sandstein sowie die roten Ziegel der Kirche auch im Gemeindezentrum wiederfinden. Angesichts der vielen Menschen wurde es darin ein wenig eng, zumal der große Gemeindesaal noch nicht zur Verfügung stand, weil dort gerade Parkett verlegt worden ist.

Weitere Stationen waren unter anderem das Karl-May-Museum und die Friedenskirchgemeinde, die gerade ihren Kirchturm saniert. Was dabei alles aus vergangenen Jahrhunderten zutage kam, konnten sich die Besucher aus nächster Nähe ansehen.

Beim Überqueren der Gemeindegrenze zwischen Serkowitz und Kötzschenbroda wurden die Oberlößnitzer zuvor bereits mit Salz, Wasser und Wein empfangen und übergaben den Staffelstab an die nächsten Ausrichter der Begegnungen, deren Kernbotschaft das 84-jährige Urgestein Hans-Georg Staudte wie folgt zusammenfasst: „Es ist einfach reizvoll, Orte zu entdecken, wo man sonst nicht hinkommt.“