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Ulbig entspannt in der Lindenschänke

Die SZ traf den Oberbürgermeisterkandidaten an seinem Lieblingsort. Stress baut der CDU-Mann beim Rennradfahren ab.

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© Sven Ellger

Von Andreas Weller

Entspannung vom Wahlkampf sucht Markus Ulbig ab und an in der Lindenschänke in Mickten. Dorthin fährt er aber auch mit seinem Team, wenn es, wie auch in diesem Wahlkampf, auf Radtour unterwegs ist. „Das ist ein sehr schöner Ort“, sagt der CDU-Kandidat. Der tolle Blick auf die Elbe fasziniert ihn immer wieder. „Hier ist man zwar nah an der Innenstadt, aber irgendwie doch draußen, es ist grün und es gibt nicht dieses städtische Getriebe. Außerdem liegt er in meinem Wahlkreis.“

Die besten Ideen kommen ihm aber beim Rennradfahren
Die besten Ideen kommen ihm aber beim Rennradfahren © Daniel Förster

Dort haben ihn die Einwohner in den Landtag gewählt. Nun will er von allen Dresdnern zum Oberbürgermeister gewählt werden. Ulbig soll für die CDU sprichwörtlich die Kohlen aus dem Feuer holen. Nachdem die Partei zwar die größte Fraktion im Stadtrat stellt, bei Entscheidungen aber nicht mehr viel zu melden hat, soll Ulbig verhindern, dass die Stadt ganz an Rot-Grün-Rot verloren geht. Immerhin ist Dresden die letzte Groß- und Landeshauptstadt der Republik, in der die CDU den Oberbürgermeister stellt. Zumindest war das bis März so, bis Helma Orosz aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten ist. Ministerpräsident Stanislaw Tillich hatte bei Ulbigs Nominierung gesagt, es gehe nun nicht nur um Dresden, sondern um die Machtstellung der CDU in Großstädten.

Ulbig sagt von sich selbst, er sei ein Mann mit Prinzipien. Da gehörte es offenbar auch zu Ulbigs Prinzipien, die Kandidatur um die Nachfolge von Orosz anzunehmen, als seine Parteifreunde ihn fragten. Doch darüber redet Ulbig nicht gerne. Viel lieber spricht er darüber, dass es eine Ehre für ihn sei, um dieses Amt in der schönen Stadt zu kandidieren. Längst hat ihn der Ehrgeiz gepackt, Dresdens Oberbürgermeister zu werden. In Pirna war er das ja bereits von 2001 bis 2009. Dann wurde er gefragt, ob er Innenminister werden möchte und sagte zu.

Prinzipien hat der 51-Jährige auch in der Familie. Ulbig ist verheiratet, hat vier Kinder und drei Enkel. „In der Erziehung unserer Kinder war zwischen meiner Frau und mir immer klar: Was einer entschieden hat, trägt der andere mit. Das hat unsere Kinder manchmal genervt. Heute machen sie es bei ihren Kindern selber so.“ Zu den Prinzipien zählt auch, dass die Ulbigs ihr Zuhause in Pirna der Öffentlichkeit nicht zeigen. Ulbig hat eine Homestory mit der Sächsischen Zeitung abgelehnt. „Das ist eine Abmachung in der Familie: Meine Frau gibt mir viel Freiraum, aber die Familie bleibt außen vor.“ Das sei auch eine Lehre aus Erfahrungen zu seiner Oberbürgermeisterzeit in Pirna. Damals waren die Kinder noch in der Schule und wurden beispielsweise verbal angegriffen, wenn Schulen geschlossen wurden.

Die Energie für die Arbeit in der Politik und den Wahlkampf jetzt holt Ulbig sich in der, wenn auch geringen, Freizeit. „Da mache ich mit meiner Frau Hüttentouren in den Bergen, wir wandern mit Rucksack. Wir gehen auch gerne tanzen, früher regelmäßiger als jetzt.“ Ulbig packt auch gerne im Garten mit an. Zumindest an den Wochenenden. „Hier stehen Saat und Ergebnis klar im Zusammenhang – in der Politik ist das ja nicht immer unmittelbar so.“ Wann immer es passt, trifft er seine Familie. „Leider sehe ich meine Enkel viel zu wenig. Das hat aber den Vorteil, dass ich dann immer der Liebling bin, wenn wir uns sehen.“

Außerdem gibt es im Freundeskreis eine lange bestehende Clique mit fünf weiteren Paaren. „Wir haben alle vor 27 Jahren in Zinnwald geheiratet und treffen uns seitdem einmal im Monat.“ Diese Treffen werden reihum ausgerichtet. Am Anfang gibt es immer ein aktuelles Thema, über das diskutiert wird. „Das kann Ostern oder Weihnachten sein, weil wir alle christlich geprägt sind. Oder auch die Themen Flüchtlinge oder Pegida.“ Hin und wieder komme es auch vor, dass diese Freunde Ulbig die Meinung geigen. Öfter bestätigen sie aber seinen politischen Kurs oder es werden einfach nur Positionen ausgetauscht. „Das kann sehr erhellend sein, denn es sind richtige Freunde. Im politischen Umfeld hat man ja eher nur Freunde, solange man erfolgreich ist.“

Ein Hobby ist Ulbig besonders wichtig, um Stress abzubauen: Rennradfahren. Einmal pro Woche versucht er es zu schaffen, sich auf sein Rad zu schwingen und durchs Gebirge zu strampeln. „Im Beruf lebe ich meine Emotionen nicht aus. Wenn etwas schiefläuft, mache ich das mit mir selber aus. Da hilft das Radfahren, die sportliche Anstrengung. Nach einer halben Stunde dreht man im Kopf anders.“ Dann tritt Ulbig aber noch weitere zwei Stunden in die Pedalen. Die Touren führen ihn beispielsweise nach Zinnwald, zu seinen Eltern. Und auf dem Rad kommen Ulbig häufig entscheidende Ideen für die Politik. So zum Beispiel die, in Kommunen Stadtteilmanager für Bürgerinitiativen über den Europäischen Sozialfonds zu fördern. Davon können beispielsweise Initiativen profitieren, die Asylbewerber vor Ort unterstützen. Die Idee für die neue kommunale Wohnungsbaugesellschaft Drewo sei ihm aber nicht auf dem Rennrad gekommen, sagt Ulbig. Die ist am Schreibtisch entstanden.

„Ich bin wahrscheinlich ziemlich normal“, schätzt Ulbig sich selbst ein. In der Politik gilt er als jemand, der sich gut und schnell in Themen einarbeitet. Allerdings wünschen sich manche auch intern mehr Durchsetzungsvermögen von ihm. Dass Markus Ulbig einfach ein „netter Kerl“ ist, darin sind sich Parteifreunde und auch politische Gegner im Grunde einig.