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Marcus Mühl und sein Traumberuf

In der Kita Uhsmannsdorf ist man begeistert vom ersten Mann als Erzieher. Der fühlt sich wohl in der alten Heimat.

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© André Schulze

Von Frank-Uwe Michel

Uhsmannsdorf. Daniela Lachmann sagt es ohne Umschweife: „Wir sind absolut glücklich, dass Marcus bei uns ist. Er bereichert das Team und bringt eine Menge an Erfahrungen mit.“ Marcus Mühl ist seit Anfang August der erste männliche Erzieher an der Uhsmannsdorfer Kita „Gummistiefelchen“ und hat nach Ansicht der stellvertretenden Leiterin oftmals ganz unkomplizierte Ansichten. „Wir Frauen sind da umständlicher“, sagt sie und lacht. Die Kinder der Einrichtung hätten den 33-Jährigen sofort in Beschlag genommen. „Jetzt haben sie endlich einen Mann, mit dem sie Fußball spielen können. Das macht ja viel mehr Spaß.“ Außerdem lobt Daniela Lachmann die handwerklichen Fähigkeiten des gebürtigen Uhsmannsdorfers, der nach einem mehrjährigen Gastspiel in Dresden unbedingt in die alte Heimat zurück wollte. „Er war mit den Kindern schon im Wald unterwegs, hat mit ihnen Holz gesammelt und dann ein Tipi gebaut für das Herbstfest an diesem Freitag.“

Marcus Mühl ist mit seiner dunklen Brille, dem Bart und der eindringlichen Stimme eine respekteinflößende Erscheinung. Eine, die man allerdings lieb haben muss. „Ich denke schon, dass mich die Kleinen mögen. Aber das beruht ja auf Gegenseitigkeit.“ Schon in seiner Jugend hatte er für die Ausbildung zum Erzieher den entscheidenden Kick bekommen. „In der 9. Klasse mussten wir ein Praktikum absolvieren. Da die Möglichkeiten in Uhsmannsdorf recht überschaubar waren, konnte ich zwischen Glaswerk und Kindergarten wählen. Die Entscheidung fiel mir nicht sonderlich schwer.“ Ein paar Wochen später meldete er sich bei seinem Onkel in Bayern zur Ferienarbeit an, die er ebenfalls in einer Kita absolvierte. „Spätestens da stand für mich fest, dass ich Erzieher werden möchte.“ Grundlage dazu war eine zweijährige Ausbildung zum Sozialassistenten, der sich in Bad Lausick nahtlos drei weitere Jahre anschlossen, an deren Ende Marcus Mühl Erzieher war.

Seine ersten beruflichen Sporen verdiente er sich in Dresden bei einer Montessori-Kindertagesstätte. „Das hat mir sehr geholfen. Über die Entwicklungsprozesse bei Kindern habe ich in dieser Zeit richtig viel dazu gelernt.“ Und es hat ihn in dem Anliegen bestärkt, seine Schützlinge beim Start ins Leben bestmöglich zu unterstützen. „Ich möchte mit daran arbeiten, den Grundstein zu legen für die Zukunft der Kleinen.“ Vor allem begeistert ihn an seinem Beruf, „dass man die Kinder ganz jung bekommt und ihre Entwicklung hautnah miterleben kann. Man merkt, wie sich die selbst investierte Energie allmählich auszahlt.“ Dass er als Mann einen besonders guten Stand bei den Mädchen und Jungs habe, sei für ihn schön, aber auch begründbar. „Viele Mütter sind heute alleinerziehend, ihren Kindern fehlt die männliche Bezugsperson. Wenn ich die in der Kita ein Stück ersetzen kann, freue ich mich natürlich darüber.“ Außerdem hätten Männer an manche Dinge eine andere Herangehensweise und seien handwerklich vielleicht ein bisschen mehr begabt. „All das zusammen kommt bei den Kindern offenbar gut an.“ Ansonsten möchte Mühl seine Arbeitsweise eigentlich gar nicht beschreiben. Nach einigem Grübeln fällt ihm dann doch eine Antwort ein: „Bei manchen Kindern muss man einfühlsam sein, sie beobachten, ihnen Anleitung geben. Andere brauchen eine klare Ansage. Ich glaube, dass ich das recht gut differenzieren kann.“ Momentan ist der 33-Jährige als Springer in der Kita „Gummistiefelchen“ eingesetzt, hat die gesamte Kinderschar also schon kennengelernt. Stress verspürt er weder bei den Kleinsten noch bei den Größeren. „Jede Altersgruppe verlangt eine ganz spezielle Herangehensweise. Die Krippenkinder können noch nicht alleine laufen, die Vorschulkinder machen natürlich vieles schon allein. Bei allen geht es darum, ihnen den Weg zur Selbstständigkeit aufzuzeigen.“

Marcus Mühl ist beruflich angekommen in Uhsmannsdorf, privat läuft es in der Heimat sowieso. „Für mich gibt es aktuell nichts Besseres. Ob ich mit 55 noch in der Kita bin, weiß ich natürlich nicht.“ Erzieher will er aber auf jeden Fall bleiben. Ob die Nerven mit zunehmendem Alter nachlassen – wer weiß das schon. „Vielleicht bin ich dann irgendwo im Hort oder in einem anderen Arbeitsfeld. Mich mit Menschen beschäftigen, möchte ich aber beibehalten.“

Am Freitag, 28. September, lädt die Kita „Gummistiefelchen“ Uhsmannsdorf zum Herbstfest, das diesmal mit dem Wilden Westen, mit Indianern und Cowboys zu tun hat. Beginn ist um 15.30 Uhr, am Ende gegen 18 Uhr ist ein Lampionumzug vorgesehen. Zwischendurch gibt es ein abwechslungsreiches Programm.