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Mann mit Glück im Unglück

Bei einem Unfall mit einem Lkw in Keilbusch entstand hoher Sachschaden. Es hätte noch schlimmer kommen können.

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© Andreas Weihs

Von Jürgen Müller

Diera-Zehren. Sein gesamtes Leben lang, also mehr als 60 Jahre, wohnt Dieter Morgenstern hier in Keilbusch. Doch so etwas wie am Montagnachmittag ist ihm noch nie passiert. Er traute seinen Augen nicht, als er von der Arbeit aus Radebeul nach Hause kam. „Im Radio hatte ich gehört, dass es auf der B 6 in Keilbusch einen Unfall gab. Aber dass es mein Grundstück betrifft, daran hatte ich nicht im Traum gedacht“, sagt er.

Knapp neben dem Eingangstor landete der Lkw. Eine Mauer wurde zerstört, ein Baum regelrecht gefällt.
Knapp neben dem Eingangstor landete der Lkw. Eine Mauer wurde zerstört, ein Baum regelrecht gefällt. © Roland Halkasch

Und hatte Glück im Unglück. Nämlich, dass er auf dem Nachhauseweg noch beim Bäcker war. Ein paar Minuten eher, und ihn hätte es wohl schwer erwischt. „Da hätte ich wohl gerade an meinem Hoftor gestanden und es aufgeschlossen“, sagt der Mann. Was dann passiert wäre, daran will er gar nicht denken. Denn ein Schwerlasttransporte krachte in sein Grundstück, riss die Mauer samt Hoftor ein, entwurzelte einen 30 Jahre alten, rund sechs Meter hohen Lebensbaum.

Als Dieter Morgenstern nach Hause kommt, liegt der Schwerlasttransporter quer über der Straße. Auf der Fahrbahn sind dessen Ladung – rund 20 Tonnen Raps – verteilt. Der Lastkraftwagen aus Tschechien hatte versucht, einem auf die Gegenfahrbahn geratenen Audi auszuweichen. Doch die beiden Fahrzeuge krachten zusammen, der Lkw stürzte um. Zum Glück werden die beiden Fahrer nur leicht verletzt. Nach Schätzungen der Polizei entstand Sachschaden an den Fahrzeugen und am Grundstück von mehr als 100 000 Euro, davon 10 000 Euro am Grundstück. „Ich bin mir nicht sicher, ob das reicht“, sagt der 60-Jährige. Denn aus dem Lkw waren Betriebsstoffe wie Öl und Diesel ausgelaufen. Die Feuerwehr hat sie zwar gebunden, wie viele Liter davon allerdings im Erdreich versickert sind, ist unklar. Möglicherweise muss der Boden komplett ausgetauscht werden. Auch einen Tag nach dem Unfall riecht es nach Diesel.

Eine Nachbarin war zum Zeitpunkt des Unfalls zu Hause, hat ihn aber nicht gesehen, nur gehört. „Es gab plötzlich einen furchtbaren Knall“, sagt sie und ist sofort nach draußen gerannt. Ein Wunder sei es nicht, dass hier ein Unfall geschehe, eher ein Wunder, dass nicht viel mehr passiere. „Die rasen doch hier wie die Wilden, vor allem nachts“, sagt die Anwohnerin. Dabei gilt in der Ortschaft die Höchstgeschwindigkeit vor 50 Kilometern pro Stunde, doch daran halte sich kaum jemand. Kontrolliert werde das Einhalten der Geschwindigkeit jedoch kaum, und wenn, dann in der Gegenrichtung am Ortsausgang in Richtung Meißen.

Nach ersten Ermittlungen der Polizei trifft den tschechischen Lkw-Fahrer keine Schuld an dem Unfall. Der 54-jährige Fahrer des entgegenkommenden Audi war aus bisher nicht geklärten Gründen abgelenkt gewesen und deshalb mit seinem Auto auf die Gegenfahrbahn geraten. Der Lkw wollte nach links ausweichen, konnte aber einen Zusammenstoß nicht mehr verhindern.

Durch das starke Einlenken kippte der Lkw um. Dessen Bergung dauerte bis in die Nachtstunden, die Bundesstraße war bis gegen 22 Uhr in beiden Richtungen voll gesperrt. Dies wiederum führte vor allem in Meißen zu Staus. Weil viele Auto auf der anderen Elbseite in Richtung Riesa auswichen, kam es schon auf der Elbtalbrücke auf der Linksabbiegerspur mit der kurzen Grünphase zu langen Staus.

Unfälle auf der B 6 im Bereich Keilbusch und Zehren hatte es in letzter Zeit immer wieder gegeben. So wurde erst Anfang Dezember vorigen Jahres eine 44 Jahre alte Frau tödlich verletzt. Der 70-jährige Fahrer eines Mercedes war in Keilbusch mit seinem Auto auf linke Fahrspur geraten und mit dem VW der Frau zusammengestoßen.