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„Manche haben den Mut verloren“

Dem Franziskaneum fehlt seit Jahren eine Turnhalle, so müssen Schüler durch die halbe Stadt zum Sport laufen.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Im alten Griechenland war ein Gymnasium ein Ort der körperlichen und geistigen Ertüchtigung, wobei das Körperliche im Vordergrund stand. „Heute hat das nicht mehr viel damit zu tun“, sagt Jens Laetsch, der stellvertretende Leiter des Gymnasiums Franziskaneum. Er weiß, wovon er spricht, denn er ist nicht nur Sportlehrer, sondern muss auch die Stundenpläne für das Fach im Blick haben. Und das erfordert am Franziskaneum quasi das Lösen von Gleichungen mit vielen Unbekannten. Denn der Schule mit ihren aktuell 938 Schülern fehlt seit Jahren eine Sporthalle.

Zwar gibt es im historischen Altbau eine wunderbare Einfeldhalle mit intelligenten Lösungen wie herunterklappbaren Bänken an den Wänden und einem versteckten Geräteraum. Zwar gibt es im unsanierten Teil des Gebäudekomplexes, in der sogenannten Weinbergschule, eine kleine, alte Halle. Aber zusammen machen sie nur eindreiviertel Felder aus, rechnet Jens Laetsch vor. „Vergleichbare Schulen verfügen dagegen über dreieinhalb bis vier Felder.“

Neue Halle seit Jahren versprochen

Die Folge? Ab der siebten Klasse müssen die Schüler andere Hallen in der Stadt nutzen, weil der Platz im Franziskaneum hinten und vorne nicht reicht. Aufgenommen werden sie in der Afra-Grundschule, im Sportkomplex Heiliger Grund und seit diesem Jahr auch am Landesgymnasium Sankt Afra. Die Schüler müssen durch die Stadt laufen, wodurch Unterrichtszeit verloren geht. Und die Lehrer haben durch die Wege manchmal kaum Zeit zu essen, es sei denn im Auto.

Nimmt man etwa den Jahrgang der siebten Klassen, so müssen 110 Schüler in sechs Gruppen aufgeteilt werden, wobei versucht wird, ihren Neigungen zu entsprechen. So beschäftigen sich allein drei der sechs Gruppen mit Fitnesstraining. „Das Schwimmen im Wellenspiel müssen aber alle durchlaufen, weil wir das für eine lebenswichtige Grundlage halten.“

Allerdings warten auch die Gastgeberorte mit Schwierigkeiten auf. So gibt es im Stadion noch eine alte Aschenbahn, die noch richtig staubt, und den Rasen dürfen die Schüler auch nicht betreten, weil er für die Fußballer gebraucht wird. Jens Laetsch zeigt auf ein Netz mit Basketbällen in seinem Büro – „und die Sportgeräte müssen wir teilweise auch durch die Stadt fahren“. Doch nicht nur an den Gastgeberorten gibt es Schwierigkeiten, sondern auch im Franziskaneum selbst. So ist in der Minihalle in der alten Weinbergschule eine Fußbodenheizung verlegt. Dort kann aber weder Hand- noch Fußball gespielt werden, wegen der Verletzungsgefahr. Deshalb wird dort Judo und Turnen unterrichtet, mit der Folge, dass die dafür erforderlichen Bodenmatten die Heizung förmlich ersticken, was im Winter bei den Kindern kalte Füße nach sich zieht.

Er sei jetzt zwei Jahre am Franziskaneum, sagt Jens Laetsch, da sei die neue Turnhalle schon öfter versprochen worden. Das Gleiche erklärt Schulleiterin Heike Zimmer – sie ist jetzt elf Jahre am Gymnasium. „Manche Kollegen haben schon den Mut verloren, dass sich während ihrer Lebensarbeitszeit noch etwas verändert.“ Er aber, so Jens Laetsch, er glaube immer noch daran, dass eine neue Halle gebaut wird. Am besten wäre es, sie würde gegenüber des Haupteingangs auf dem Weinfeld, das der Stadt gehört, gebaut. Da wären die Wege sehr kurz, und die Halle selbst könnte man ja auch teilweise in die Erde bauen, damit die Anwohner weniger gestört würden. Außerdem gehört das Grundstück der Stadt. Allerdings habe Oberbürgermeister Olaf Raschke auf dem zweiten Wahlforum, das am Donnerstag in der Aula des Franziskaneums stattgefunden hat, die zu erwartenden Schwierigkeiten deutlich herausgestellt. Jens Laetsch bleibt dabei: „Die beste Lösung wäre eine Drei-Feld-Halle auf dem städtischen Weinbergsgelände, direkt gegenüber unserer Schule.“