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Maler brachte das Zwiebelmuster mit

Die Manufaktur würdigt das Dekor mit einer Sonderschau. Eine Serie beleuchtet seine Geschichte. Folge 3.

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© Claudia Hübschmann

Von Dr. Hans Sonntag

Meißen. Holland ist bekannt als das Land der Blumenzwiebeln. Und es war im 17. und 18. Jahrhundert eines der Eingangstore für Porzellane aus China und Japan. Diese beiden Punkte spielen bei der Frage nach dem Schöpfer des uns heute bekannten Zwiebelmusters eine wichtige Rolle.

Der Ausgang des 17. Jahrhunderts in Dresden geborene Porzellanmaler Johann Gottlieb oder Gottlob Mehlhorn wurde in Meißen auch „der Holländer“ genannt, weil er einige Zeit vor 1731 in Holland als Maler und Lackierer tätig war.

In der Publikation „Meißner Blumenmalerei“ (Band 2, Porzellansammlung Diethard und Regina Lübke) findet sich ein Hinweis auf Mehlhorn als Urheber des Zwiebelmuster-Dekors. Konkret heißt es dort: „Nach seiner Rückkehr aus Holland schuf Mehlhorn die ersten Zwiebelmusterdekore in Zerbst. Einige Porzellane mit Zwiebelmuster sind im Krieg verloren gegangen, aber eine Deckelvase aus dieser Zeit hat sich erhalten, im Museum für Kunsthandwerk, Dresden… Mehlhorn signierte in Zerbst mit M…. 1734 wurde Mehlhorn in Meißen als Maler angenommen und brachte das ’Zwiebelmuster’ (und viele andere chinesische Dekore) dorthin mit… Damit wäre Mehlhorn der Urheber des Meißner Zwiebelmusters… Erst ab 1850 bürgerte sich die Bezeichnung ’Zwiebelmuster’ein….“

Aktenmäßig exaktere Auskünfte über die Familien- und Arbeitsverhältnisse der Mehlhorns findet man im Buch von Rainer Rückert „Biographische Daten der Meißener Manufakturisten des 18. Jahrhunderts“. Dort ist zu lesen, dass der Vater Johann Georg Mehlhorn einer der ältesten Mitarbeiter des Porzellanerfinders Johann Friedrich Böttgers war und ab 1717 mit Christoph Conrad Hunger als der Begründer der Meißener Blaumalerei gilt. Um 1720 war er hin und wieder in Meißen tätig und nach 1729 auch in Meißen ansässig. Im Mai 1730 wurde er wegen Pfuscherei, das heißt, Hausmalertätigkeit, entlassen und ging deshalb im Sommer 1730 zu seinem Sohn Johann Gottlieb nach Holland.

Dieser Sohn war im November 1724 in der Zerbster Fayencemanufaktur als Maler tätig, wobei er sich nach dem Weggang des Blaumalers Johann Caspar Ripp mit dem Meißner Blaumaler Johann Fritzsche um die Leitung dieser Manufaktur bewarb, was jedoch der Landesfürst ablehnte.

Von 1735 bis 1749 saß er im Zuchthaus von Waldheim ein, weil er sich zusammen mit Kollegen nach Bayreuth hatte absetzen wollen. Danach wurde er im Auftrag von Premierminister Heinrich von Brühl nach dem Königstein verbracht, von wo er 1750 über Prag und Breslau nach Berlin fliehen konnte. Etwa ab 1752 lebt er in Kopenhagen, wo er von 1754 bis 1760 an der dortigen Porzellanmanufaktur arbeitete und seit 1757 den Titel Hofporzellanmacher führte. 1769 starb er in der dänischen Hauptstadt.

Von der Wissenschaft wird Johann Gottlieb Mehlhorn allgemein zugesprochen, aus den vielen Anfang des 18. Jahrhunderts vorhandenen Varianten des Zwiebelmusters ein weitgehend standardisiertes Dekor herausdestilliert zu haben.

Folge 1: Die Wurzeln des Zwiebelmusters

Folge 2: Ein Pfirsich als Zwiebel