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Märchenfiguren werden lebendig

Zum 21. Mal verwandelt sich das Kriebsteiner Gemäuer in eine Fantasiewelt. Längst sind es nicht nur die Klassiker, die sich in der Märchenburg präsentieren.

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© Lutz Weidler

Von Verena Toth

Kriebstein. Es war einmal... eine Burg, mitten in Sachsen. Dort werden einmal im Jahr jahrhundertealte Märchenfiguren lebendig. Sie springen aus den Märchenbüchern der Gebrüder Grimm, verwandeln sich aus den beliebten Zeichentrickfiguren der Disneyfilme in echte Menschen zum Anfassen. Sie treffen sich zu einem Stelldichein in dem urigen Gemäuer und nehmen die Besucher mit in eine Welt der märchenhaften Fantasie.

Die schönste Ritterburg Mittelsachsens macht am Wochenende ihrem Namen einmal mehr alles Ehre. Bereits zum 21. Mal waren im Rahmen des Mittelsächsischen Kultursommers Fans jeden Alters in die Burg der Märchen eingeladen.

Der Märchenkönig gibt sich die Ehre, schwatzt einmal hier und begrüßt die neuen Gäste dort. Prinzessinen lustwandeln in ihren schmucken Gewändern, der Koch schwingt den Riesenlöffel, der Froschkönig quatscht und quakt. Für die sechsjährigen Zwillinge Elsbeth und Liesbeth aus Wiederau ein wahrhaft märchenhafter Nachmittag. Die Mädchen sind standesgemäß selbst in ihre Prinzessinnenkleider geschlüpft und freuen sich, dass sie ihre Faschingskostüme auch mitten im Sommer tragen können. Zum ersten Mal sind sie mit ihren Eltern Katja und Holger Drößiger aus Wiederau in der Burg zu Gast. „Es ist eine sehr gelungene und schöne Veranstaltung“, schwärmen die Eltern. Nicht nur für die Kinder gebe es viel zu entdecken, auch die Erwachsenen ließen sich gern einmal wieder in die Welt der Märchen zurückversetzen.

In jedem Winkel des Gemäuers können die aufmerksamen Besucher Märchenhaftes entdecken oder sogar selbst in die altbekannten Geschichten eintauchen. So kann bei Prinzessin Katja Matsesha der Wurf der goldenen Kugel in den tiefen Brunnen getestet werden. Wer zielgenau trifft, muss aber nicht etwa den Frosch küssen, sondern es gibt eine kleine Belohnung zu gewinnen. Gleich nebenan kommen Rätselfreunde auf ihre Kosten und die Erwachsenen so manches mal ins Grübeln.

Auf einer Tafel müssen den Bildern die richtigen Märchen zugeordnet werden. Alexander Geppert im Piratenoutfit, der die Rätselstation betreut, berichtet: „Tatsächlich wissen die Kinder hier oft viel mehr als ihre Eltern. Die Großeltern dagegen sind beim Erkennen des richtigen Märchens fast immer sattelfest.“ Er ist schon seit zehn Jahren beim Miskus-Märchenwochenende mit dabei und stellt fest, dass die Kinder sich immer häufiger eher an die verschiedenen Filmversionen erinnern als an den Original-Lesestoff der Gebrüder Grimm. Dennoch weiß er:

„Märchen haben einen Einfluss auf jedes Alter und jede Generation. Trotzdem ist es immer schön, wenn ich merke, dass die Kinder die Märchen selbst gelesen oder vorgelesen bekommen haben. Und auch für die älteren Kinder und die Erwachsenen lohnt es sich immer, zum Märchenbuch zu greifen. Da gibt es die etwas gruseligeren Geschichten von Hauff oder die Märchen aus 1000 und einer Nacht.“

Auch die Märchenfee Lia lustwandelt im Burghof, begrüßt junge und ältere Märchenfreunde und sorgt mit ihrem zauberhaften Feenkleid für leuchtende Augen vor allem bei den kleinen Mädchen. Während es im Hof auf der Bühne bei den Bremer Stadtmusikanten turbulent zugeht, lädt sie im Kellergewölbe zum Mitspielen ein. Das Publikum wird kurzerhand selbst zur Schauspielerriege und spielt gemeinsam das Märchen vom Dornröschen.

Bei der Rollenverteilung muss nur noch geklärt werden, wie viele Feen denn nun tatsächlich auf Dornröschens Geburtstagsfeier zu Gast waren. Prompt rufen einige der kleinen Märchendarsteller „drei“ und haben dabei jedoch die Disney-Zeichentrick-Version im Kopf. Märchenfee Lia kann aushelfen und erinnert an das Grimmsche Original, in dem zwölf gute und eine eher missgelaunte Zauberin ihre Wünsche für die junge Prinzessin loswerden. Doch letztlich funktioniert es wie immer im Märchen: Am Ende wird alles gut.