Von Nadja Laske
Der kleinste gemeinsame Nenner hat weniger mit geringem Wuchs als mit großem Mut zu tun – wenn auch die Courage sehr unterschiedlich motiviert war. Als Volker Michalowski, besser bekannt als „Zack“, ins Gefängnis kam, hatte das politische Gründe. Egon Olsen hingegen manövrierte sich mit seiner kriminellen Energie hinter Gitter. „Er ist selbstherrlich und bevormundend, aber auch unbeugsam und sehr elegant!“, schwärmt der Schauspieler vom dänischen Kleinganoven auf der ewigen Suche nach dem ganz großen Coup. „Ein richtiges Aufstehmännchen!“. So einen spielt Zack mit dem größten Vergnügen. In der Rolle des Egon Olsen ist er ab Montag auf der Bühne des Boulevardtheaters zu erleben.
Sich von Zweiflern nicht verunsichern und von Bedenkenträgern nicht vom Weg abbringen lassen – solche Charaktere bewundert Volker Michalowski. Als er sich als Teenager entschloss, nicht in die DDR-Jugendorganisation FDJ einzutreten, blieb er selbst unbeirrt. Sein Vater warnte ihn vor Konsequenzen, stand aber hinter seinem Sohn. Der ging noch weiter, engagierte sich in der Kirche und gründete mit Kumpels die Punkband Fehlschicht. Drei mal insgesamt nahm die Stasi ihn fest, zum Glück kurz vor dem Mauerfall, im Oktober 1989. Und doch musste der gerade 18-Jährige drei Tage in der Haftanstalt Bautzen I, dem sogenannten Gelben Elend, verbringen.
Tuborg-Bier aus der Flasche
Die Wende kam, die Freiheitsliebe blieb. „Ich wollte in Portugal Hippie werden, aber kaum war ich in der Kommune angekommen, gab’s Streit am Gartenzaun.“ Außerdem sollte er früh aufstehen und sich nützlich machen, erinnert sich Zack heute lachend. Nein, das war nicht seine Vorstellung vom Hippieleben. Da konzentrierte er sich doch lieber auf seine Schauspielerei, die er vor allem an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg erlernt hatte. Dort lebt Volker Michalowski heute noch und liebt die Stadt. Wenn die alte Heimat auch manchmal fehlt. „Aber meine Mutter spuckt immer mal einen Gruß in die Elbe.“
Zur Zeit muss sie das nicht, denn der Sohn ist ja da. Schon im Sommer war er für ein paar Stunden nach Dresden gedüst, um auf dem Stadtfest die neue Olsenbanden-Inszenierung vorzustellen. Abends hatte Zack noch auf der Bühne der Störtebekerfestspiele in Ralswiek gestanden und war von dort direkt ins Auto gesprungen. Am Wilden Mann angekommen, gab’s bei Mama und Papa ein Bier und ein Bett und am nächsten Tag viel Applaus vom Dresdner Festpublikum – als kleinen Vorgeschmack.
Dass die Olsenbande hierzulande so beliebt war, habe viel mit Egons DDR-typischem Erfindungsreichtun zu tun, vermutet der Schauspieler. Schon als Kind liebte er die Filme und die skurrilen Figuren und konnte ihre Dialoge mitsprechen. Als Volker Michalowski vor Jahren gefragt wurde, ob er den Egon Olsen spielen wolle, traf das zwar ganz seinen Nerv. „Aber ich sah mich noch gar nicht in der Rolle, eher als jugendlichen Helden“, sagt der 46-Jährige. Trotzdem startete 2015 „Die Olsenbande dreht durch“. Davon gibt es nun ein Relaunch, zur Feier des Jubiläums „50 Jahre Olsenbande“, das zehn Tage lang im Boulevardtheater gefeiert wird.
„Als wir damals das Stück probten, habe ich jeden Tag in einen Olsenbandenfilm reingeschaut“, erzählt Zack. Wie bewegt sich der echte Olsen, wie spricht er, welche Gesten sind typisch für ihn? Volker Michalowski wollte ihn nicht imitieren und doch die entscheidenden Dinge in sein Spiel übernehmen. Zum Beispiel, wie der zwar häufig verbal entgleisende, aber doch smarte Oberganove seine Zigarre hält.
Volker Michalowski hat in großen Kinofilmen mitgespielt und es bis nach Hollywood gebracht. In Das Leben der Anderen, Inglourious Basterds und Grand Budapest Hotel war er zu sehen. „Was habe ich für ein Glück“, sagt er über seinen Beruf, der ihm nicht nur Komödiantisches abverlangt. Auch politisches, gesellschaftskritisches Theater gehört dazu. Dem möchte sich Volker Michalowski künftig noch mehr widmen. Zack hat einen Plan.
„Die Olsenbande dreht durch“, ab 8. Oktober im Boulevardtheater, Maternistraße 17, Tel. 26353526. Mit der Wiederaufnahme startet das Jubiläumsprogramm zum
50. Jahrestag der Olsenbande mit Theater, Disco, Tuborg-Bier aus der Flasche und Chevrolet vor der Tür.