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Luftfeuchte-Alarm bei der Feuerwehr

Gerade in neuen oder sanierten Gebäuden ist es oft feucht. Woran das liegt und wie wenige Handgriffe helfen, sagt die SZ.

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Von Mandy Schaks

Es müffelt. Immer mal wieder. Die Luft ist nicht etwa modrig in uralten Kellern. Oft fängt es an, muffig zu riechen, wo keiner damit rechnet – in Neubauten oder sanierten Gebäuden. So gab es Schimmel-Alarm in der Turnhalle im Weißeritzgymnasium Freital und in der Förderschule Reinhardtsgrimma. In Altenberg machen zwei Feuerwehrgerätehäuser Sorgen.

Seit 2001 in Kipsdorf das Gebäude eingeweiht wurde, dringt Nässe durchs Dach. Die Stadt Altenberg hat Verschiedenes unternommen, sogar eine Lüftung eingebaut. Die Feuchtigkeit blieb. Nun soll ein neues Dach Abhilfe schaffen. Jetzt schlagen die Rehefelder Alarm. Sie hatten im Herbst 2011 eine neue Feuerwehrgarage bekommen und damit ein neues Problem, wie Ortsvorsteher Tino Hauffe jüngst im Stadtrat schilderte. „Die Luftfeuchte liegt um die 93 Prozent“, sagte er. „Es fängt an, innen zu gammeln.“ Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) ist nach Rücksprache mit Experten überzeugt, dass hier der Fall anders liegt. Es werde nicht richtig gelüftet, sagte er. Entweder kriegen das die Rehefelder in den Griff oder die Stadt werde eine Zwangslüftung einbauen müssen. Die Feuerwehrleute sind skeptisch. Schimmel kann viele Ursachen haben. Warum es trotzdem wichtig ist, auch im Winter zu lüften und wie man es selbst in den eigenen vier Wänden richtig tut, erklärt die SZ.

Warum tritt Schimmel gerade oft in neuen oder sanierten Gebäuden auf?

Beim Auto kennen sich die Leute aus, sagt Jürgen Schlabitz. Er ist Architekt in Dresden und Enso-Energiepartner. Sie wissen, dass die Luft verbraucht wird, wenn die Fenster dicht sind. Und sie regeln das. Bei Gebäuden ist das so nicht allen bewusst, vielleicht auch, weil sich zu DDR-Zeiten keiner darum groß kümmern musste. Fenster waren oft undicht, sodass sich die Luft austauschen konnte. Das ist bei sanierten oder neuen Gebäuden nicht der Fall. Da muss man selbst aktiv werden. Sonst gibt’s Probleme, vor allem, wenn zum Beispiel Familien kleiner werden und ein Raum plötzlich nicht mehr beheizt wird.

Wie kann sich überhaupt

Schimmel bilden?

Schimmelsporen sind überall in der Luft, sagt Fachmann Schlabitz. Und sie sind von den Temperaturen her sehr anpassungsfähig. Schimmel wachse auch bei fünf Grad Celsius. Man dürfe ihm einfach keine Nahrung geben.

Wie lässt sich das Wachstum von

Schimmel zum Beispiel verhindern?

Bei mineralischen Farben hat der Schimmel beispielsweise keinen Nährboden, sagt Schlabitz. Mieter sollten auch die Raumtemperatur in der Wohnung nicht unter 17 Grad Celsius absenken. Die warme Luft zieht sonst ins Kühlere, kondensiert, und das führe unter ungünstigen Bedingungen zu Schimmelbildung.

Wie oft sollten Räume gelüftet werden?

Luftaustausch ist nicht nur wichtig, weil sonst der Sauerstoff knapp wird, sondern der Schimmel sich ausbreiten kann. Experte Schlabitz weiß, dass ein Vier-Personen-Haushalt im Durchschnitt am Tag etwa zehn Liter Wasser in die Raumluft abgibt. Nicht nur, weil der Mensch schwitzt. Er kocht auch, wäscht Wäsche, vielleicht hat er noch ein paar Zimmerpflanzen. Irgendwann ist dann die Raumluft gesättigt, sagt Schlabitz. Und es kommt zur Kondensation. Um das zu verhindern, ist es wichtig, drei- bis viermal am Tag in der Wohnung eine Stoßlüftung zu machen. Dabei werden die Fenster fünf Minuten richtig weit geöffnet, also nicht bloß angekippt, und dann wieder geschlossen. Durchzug soll in dem Fall sogar ganz gut sein.

Wie kann man feststellen, dass die

Luft im Raum zu feucht ist?

Dabei helfen kleine Messinstrumente. Die sogenannten Hygrometer gibt es Schlabitz zufolge zum Beispiel in Baumärkten schon unter zehn Euro. Wenn die Luftfeuchte 50 bis 60 Prozent beträgt, ist alles gut. Ab 70 Prozent allerdings droht Gefahr. „Dann kann Schimmel anfangen zu wachsen“, sagt Schlabitz. Es wird Zeit, die Fenster aufzureißen.

Worauf ist bei unbeheizten Räumen

zu achten?

Garagen – auch von Feuerwehren – oder Keller sind nicht immer mit einer Heizung ausgerüstet. Aufpassen sollte man, wenn die Wände mit dem Erdreich Kontakt haben. Die sind kühl, sodass die Luft kondensieren kann. Im Sommer sollten Kellerräume nicht oder kaum gelüftet werden, sondern im Winter. Da ist die Luft draußen sehr trocken, und sie kann viel Feuchtigkeit aus den Räumen aufnehmen.

Was ist zu tun, wenn auch alles Lüften nichts hilft?

Dann müssen sich Fachleute, zum Beispiel Bauexperten, die Sache anschauen.