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Los ging‘s unterm Dach

Die Werbeagentur „Die Konkurrenz“ gibt es schon zwölf Jahre in Görlitz. Jetzt ist sie auf den Demianiplatz gezogen. Angefangen hat alles in einer Studentenwohnung.

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© nikolaischmidt.de

Von Susanne Sodan

Der Türöffner summt. Ansonsten aber bleibt es still, nachdem man die Klingel von „Die Konkurrenz“ gedrückt hat. Das ist ungewöhnlich, sonst läuft die Begrüßung bei der Werbeagentur anders ab. Normalerweise bellt es kurz, wenn es klingelt. „Manchmal bellt Merlin auch schon, bevor jemand die Klingel drückt“, erzählt Sven Großmann. Merlin, das ist der Bürohund, das Begrüßungskomitee und die Sicherheitsanlage bei „Die Konkurrenz“. Gerade ist Merlin in Urlaub, gemeinsam mit seinem Frauchen, der Grafikerin des Unternehmens. Sven Großmann dagegen hat noch keinen Urlaub. Er ist der Chef von „Die Konkurrenz“. Mit Politik hat er eigentlich nicht viel am Hut, sondern viel mehr mit Werbung. Kürzlich aber tauchte sein Name in regionalpolitischem Zusammenhang auf, als die Bürger für Görlitz ihre neue Internetseite vorstellten. Die hat „Die Konkurrenz“ aufgebaut. „Sie war bisher sehr veraltet und brauchte eine Struktur“, erzählt Großmann.

Die hiesige IT-Branche ist am Wachsen, es gibt inzwischen manche namhafte Unternehmen in dem Bereich, SQS, DSER, Apparet, Netcommunity. Von „Die „Konkurrenz“ hörte man bisher weniger. Dabei gibt es das Unternehmen schon zwölf Jahre. „Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass wir hier in der Region weniger Kunden haben“, erzählt Sven Großmann. Das wiederum hat mit den Anfängen zu tun. Als die Werbeagentur startete, damals noch unter anderem Namen, habe es in Görlitz schlicht zu wenig potenzielle Kundschaft gegeben, um sich bei der Auftragssuche allein auf die Region zu stützen. „Außerdem gab es damals auch schon andere Unternehmen, die in die Richtung gingen.“ Deshalb suchte Großmann damals wie heute deutschland- und europaweit.

Bis vor Kurzem hatte die Agentur ihren Sitz in der Straßburg-Passage. Anfang des Jahres ist sie in die Theaterpassage am Demianiplatz gezogen. An einer der weißen Wände im ersten Stock hängt ein Werbeplakat, eines für „Die Konkurrenz“ selbst. Es ist im Stil der 50er Jahre gehalten: ein Mann mit Hut, New York im Hintergrund, Neon-Leuchtreklame an den Gebäuden. „Solche Werbeplakate haben wir früher für unsere Kunden noch mehr gemacht, heute weniger“, erzählt Großmann. Seine Werbeagentur arbeitet vor allem im Online-Bereich. Webseiten erstellen, Softwareentwicklung, Social-Media-Marketing, Suchmaschinen-Optimierung für die Webseiten der Kunden, das gehört alles dazu. Bei der Internetseite der Bürger für Görlitz wurde die Technik im Hintergrund wie auch das Design modernisiert, die Inhalte strukturiert. „In letzter Zeit entwickeln wir auch häufig Onlineshops.“ Mit Chef und ohne Hund arbeiten hier vier Leute, Grafiker, Entwickler, Webdesigner. Sven Großmann kümmert sich vor allem ums Kaufmännische und die Auftragsakquise.

Angefangen hat alles in seiner Studentenwohnung. Der 44-Jährige stammt aus Neukirch, ist eigentlich Steuerfachgehilfe. Heute ist er froh, nach der Ausbildung doch eine andere Richtung eingeschlagen zu haben. „Nur im Büro zu sitzen, wäre für mich nichts gewesen“, sagt er. Als Chef der „Konkurrenz“ ist er viel unterwegs, zu Treffen mit den Kunden, die zum Beispiel auch in Tschechien, Polen, Frankreich, Süddeutschland oder Großbritannien sitzen. „Es hat aber eine ganze Weile gedauert, bis ich beruflich meinen Weg gefunden habe.“

Nach der Ausbildung studierte Großmann zunächst in Görlitz Wirtschaftsinformatik, „aber nicht lange“. In der Zeit entstand in Görlitz das Callcenter Twenty4help, heute Teleperformance. Großmann war einer der ersten Mitarbeiter, „ich hatte die Personalnummer vier“, erinnert er sich. „Ich habe dort sehr gerne gearbeitet. Das war damals eine neue Sache für mich.“ Später ging er zum Fahrradhersteller Biria, zur Zweigstelle in Nordhausen. Dann kam er zurück nach Görlitz, arbeitete hier als Vertriebsleiter in einer IT-Firma. Bis die Idee kam, sich selbstständig zu machen – in seiner damaligen kleinen Wohnung auf der Hartmannstraße. Die war im fünften Stock, unterm Dach. „Wir mussten immer alle Materialien nach oben schleppen.“ Damals wurde noch mit mehr Papier gearbeitet, heute viel weniger. Und auch die Treppenstufen sind weniger geworden mit dem Umzug in die Theaterpassage.