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„Liebesromane sind mir zu seicht“

Bianca Steinhagen arbeitet für einen Autozulieferer. In ihrer Freizeit bloggt sie über Bücher. Nun kommt sie nach Tharandt.

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© Julius Erler

Von Stephan Klingbeil

Tharandt. Im Schnitt liest Bianca Steinhagen 100 Bücher pro Jahr. Einige davon hat die 31-Jährige in der Buchhandlung Findus in Tharandt für sich entdeckt. Nun wagt die Dresdnerin an diesem Freitag dort ein Experiment, wie sie sagt. Ab 19.30 Uhr gibt die erfolgreiche Bloggerin Einblicke in ihr Hobby, ihr Leben, spricht über ihre Erfahrungen mit Online-Rezensionen. Doch nicht nur das.

Zusammen mit Freundin Anne Schack, eine Deutschlehrerin vom Evangelischen Gymnasium Tharandt, und mit der Abiturientin Josefine Bernhofer werden sie dort unter anderem auch die angesagtesten Buchtitel der Saison besprechen. Es ist quasi ein literarisches Trio, das so bisher noch nie in solch einer Runde zusammensaß.

Und es ist auch eine Premiere in anderer Hinsicht. Denn Bianca Steinhagen kritisiert und rezensiert sonst Bücher online, kommuniziert virtuell mit anderen Literaturfans. Nun kommt es zum direkten Austausch miteinander. Auch eine Diskussion mit Besuchern ist am Abend angedacht.

„Es ist mal eine andere Möglichkeit, der Öffentlichkeit das vorzustellen, was sie sonst nur über ihren Blog macht“, erklärt Findus-Inhaberin Annaluise Erler, die Anne Schack und Bianca Steinhagen in ihrer Buchhandlung in der Tharandter Schillerstraße kennengelernt hat. „Auch ich bin schon ganz gespannt, wie das heute wird.“

Bianca Steinhagen geht es nicht anders. Tagsüber arbeitet sie für ein Unternehmen in der Automobilzuliefererindustrie, hat mit Zollfragen zu tun. Abends, wenn sie nach Hause kommt, schaltet sie ab und frönt ihrer großen Leidenschaft: sie liest.

Austausch, Kritik und Lob

In ihrem Blog „Literatwo“ schreibt die junge Frau dann so oft es geht über die Bücher. Ihre Leser schreiben Kommentare, kommen mit ihr auf dem Blog oder über Foren und soziale Medien ins Gespräch. Man tauscht sich aus, kritisiert, man lobt.

„Ich bin Laie, Autodidakt“, sagt die gebürtige Radeburgerin. „Für mich ist das ein guter Ausgleich zum Beruf.“ Auch wenn sie mal eine Kurzgeschichte veröffentlicht hat – selber schreibt sie eigentlich nur im Blog.

Die junge Frau ist auf Büchermessen unterwegs, hat Werke im Regal, ehe es sie zu kaufen gibt. Inzwischen schicken ihr Verlage und Autoren Texte. Die 31-Jährige liest aber nur, was ihr gefällt. Geld nehme sie nicht. Sie will glaubwürdig bleiben. Niemand solle ihr einen Vorwurf machen können. Es kommt auch vor, dass sie Texte ablehnt. „Aber die Verlage wissen schon, was ich mag“, sagt sie. Mit Liebesromanen kann sie zum Beispiel nichts anfangen. „Tut mir leid, aber das ist mir zu seicht“, erklärt sie.

Gegenwartsliteratur ist da eher etwas nach ihrem Geschmack. Auch viele Jugendbücher findet sie gut: „Die sind oft stärker geschrieben, sind einfach näher am Leben dran.“ Ein Lieblingsbuch hat Bianca Steinhagen allerdings nicht. „Es gibt nur das Buch für den richtigen Moment“, sagt sie.

Eines der Werke, die sie mag, ist Nino Haratischwilis „Das achte Leben“. Der Wälzer mit 1 280 Seiten ist eines der Bücher, über die das Trio am Freitagabend in Tharandt bei Findus reden will. Mehr möchte sie noch nicht verraten. Der Eintritt ist frei.