Merken

Liebesentzug für Nieskys Eishockey-Verein

Keine Fanbusse, keine Parties: Die Fangruppe Sturmjaeger stellt ihre Arbeit ein. Die Enttäuschung ist auf allen Seiten groß.

Teilen
Folgen
© Archivfoto: André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Niesky. Die Fangruppe der Nieskyer Tornados, die Sturmjaeger, bedauern, dass der für den 8. Oktober angesetzte erste Saisonstammtisch auch der letzte sein wird: Was die Lokalität betrifft. Denn dieser Stammtisch wird ein letztes Mal in der traditionsreichen Gaststätte „Weintraube“ durchgeführt. Das Lokal schließt zum Jahresende. Wo er dann stattfindet, das ist noch offen. Weitaus größer ist das Bedauern, dass die Sturmjaeger fortan keine Aktivitäten für die Fans der Tornados mehr entwickeln.

Zur Begründung sagt Peter Murawitz von den Sturmjaegern: „Zu groß ist der Bruch zum Vorstand des Eislaufvereins Niesky (ELV). Deswegen führen wir keine Fan-Aktionen mehr durch, werden uns nur noch passiv verhalten.“ Eine Entscheidung, die die Fans und Sympathisanten der Tornados schmerzt. Es ist aber eine Entscheidung, die nicht von heute auf morgen getroffen wurde. Denn es gärt schon seit Monaten; das Verhältnis der Fangruppe zum Vorstand ist seit Längerem angespannt. Optimistisch ging man im Mai in das sogenannte Vierer-Gespräch mit ELV-Präsident Jörn Dünzel. „Ein konstruktives Gespräch und wir haben gemeinsame Projekte angedacht“, sagte der Präsident danach. Denn ihm ist bewusst, dass echte Tornado-Fans bei den Spielen nicht in der Überzahl sind. Zwar besuchen die Heimspiele der Tornados im Schnitt sechs- bis siebenhundert Zuschauer, „davon sind aber die wenigsten organisierte Fans“, so Dünzel zur SZ.

Mit den Sturmjaegern und ihren Fanprojekten hatte der ELV eine sichere Bank, was die Fanarbeit betrifft. Aber diese scheint dem Verein nun weggebrochen zu sein. Die Sturmjaeger kritisieren, dass dem Mai-Treffen keine weiteren, in größerer Runde, folgten, obwohl das so vereinbart war. Auf ihrer Internetseite schreiben sie: „Wir fühlen uns vom ELV-Vorstand nicht ernst genommen. Eine echte Zusammenarbeit wird offensichtlich nicht gewünscht.“ Und als Beispiel fügen sie an: „Auch bei der Maskottchensuche im August verzichtete man zu unserer Überraschung großzügig auf die Unterstützung der vielen Fans, die unsere Seiten besuchen. Lieber blieb man unter sich.“

ELV-Präsident Jörn Dünzel findet die Vorwürfe „wenig nachvollziehbar“. Für ihn ist der Vorstand für die Arbeit im Eislaufverein verantwortlich. Das umfasst auch die Struktur und die Existenz des Vereins. Zudem sei der Vorstand nicht für die Fangruppen verantwortlich. Sie müssten sich selbst organisieren. Dass die Sturmjaeger dem Vorstand mangelnde Kommunikation vorwerfen, will der Präsident so nicht stehen lassen. „Wer nicht fragt, kann keine Antworten bekommen“, sagt er. Die Fans genießen beim ELV einen hohen Stellenwert, unterstreicht Dünzel. Auf sie will sich der Verein stärker konzentrieren und seine Unterstützung geben.

Das war auch ein Thema auf der Mitgliederversammlung des ELV am 10. September. Erwähnung fand dabei auch das Schreiben der Sturmjaeger vom 2. September auf ihrer Internetseite mit der Kritik gegenüber dem ELV-Vorstand. Mit Bedauern wurde zur Kenntnis genommen, dass die Sturmjaeger ihre Fanarbeit jetzt einstellen wollen, wo doch der Verein seine Zusammenarbeit mit den Fans aktivieren will.

Vom Vorstand wird bestätigt, dass eine Kommunikation zwischen beiden Parteien derzeit nicht vorhanden ist. Beide Seiten erwarten von der anderen ein Aufeinanderzugehen. Doch weder der Vorstand noch die Sturmjaeger scheinen sich gegenwärtig zu bewegen . Man wartet auf den anderen.

Für einige Fans sind diese Zwistigkeiten kaum nachvollziehbar. „Beiden Seiten sollte es doch um den Eishockeysport gehen“, sagt Tornado-Fan Laura Balzer. Bis Ende vergangenen Jahres gehörte die junge Nieskyerin den Sturmjaegern an, bevor sie sie aus beruflichen und privaten Gründen verließ. „Ein Fan der Tornados bleibe ich trotzdem. Ich finde, die Mannschaft leistet Hervorragendes, denn es sind alles ehrenamtliche Sportler auf dem Eis. Da stören solche Reibereien nur.“

Zu ihrer Sturmjaeger-Zeit ist Laura Balzer bei fast jedem Tornado-Spiel mit dabei gewesen. Sie hat oft von dem Fanbus Gebrauch gemacht. Dass dieser nun nicht mehr fährt, empfindet sie als einen Verlust. „Denn auch so eine Busfahrt festigt die Fangemeinschaft“, ist sie überzeugt.

Doch damit ist seit dem 1. September Schluss. Die Sturmjaeger schreiben: „Wir stellen alle unsere Aktivitäten ein. Neue Fanaktionen, Busreisen oder die Fortsetzung der regelmäßig stattfindenden sehr beliebten Saisonabschluss-Fanparty werden im wahrsten Sinne des Wortes ,auf Eis’ gelegt.“ Was sie noch fortführen wollen, das ist das Füttern ihrer Homepage mit neuen Nachrichten über den Nieskyer Eissport, versichern sie.

www.tornado-niesky.de

www.eislaufverein-niesky.de