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Liebe, Lust und heiße Küsse

Beim Bühnenball in den Landesbühnen feierte Radebeul am Sonnabend ein rauschendes Fest.

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© Arvid Müller

Von Stephan Hönigschmid

Radebeul. Tausende Worte gibt es über die Liebe. Aber manchmal sind diese gar nicht notwendig. Das bewiesen die Tänzer Joana Martins und Leonardo Germani am Sonnabend beim vierten Radebeuler Bühnenball in den Landesbühnen Sachsen. Wohl kaum ein Beitrag symbolisierte das Motto des Abends „Ball d’Amour“ (Ball der Liebe) schöner, als dieses von Pianomusik begleitete Kuss-Duett. Mund an Mund schwebte das Tanzpaar knutschend in barocken Kostümen beinahe schwerelos über das Parkett des Ballsaals und verharrte selbst bei den kompliziertesten Verrenkungen auf dem Boden oder bei artistischen Einlagen in der Luft in dieser (Kuss)Position. Das Publikum war jedenfalls begeistert und spendete reichlich Applaus.

Antje Kahn und Ruslan Kratschkowskij intonieren das Stück „La Vie en Rose“.
Antje Kahn und Ruslan Kratschkowskij intonieren das Stück „La Vie en Rose“. © Arvid Müller
Das Kuss-Duett von Joana Martins und Leonardo Germani war einer der Höhepunkte des Abends.
Das Kuss-Duett von Joana Martins und Leonardo Germani war einer der Höhepunkte des Abends. © Arvid Müller

Viele hatten sich schick gemacht und für den Ball eine Maske zugelegt. „Unsere Tochter ist Maskenbildnerin in der Semperoper. Sie hat unsere Masken extra für uns angefertigt“, freute sich Carmen Hänsel, die mit ihrem Mann Steffen vorbeikommen war. Während sie eine rote Maske mit blauen Glitzersteinen hatte, war es bei ihrem Mann genau umgekehrt. Sichtbar genossen beide die entspannte Atmosphäre auf dem Ball, der zunächst mit einem Sektempfang startete, bevor eine Gala mit buntem Tanz- und Musikprogramm unter Beteiligung der Elbland Philharmonie folgte. Der eigentliche Ball begann gegen 22 Uhr und wurde von in Rot gekleideten Tänzern der Tanzschule Linhart zu Klängen von „An der schönen blauen Donau“ eröffnet. „Schon seit Jahren haben wir immer von dem Ball gehört. Jetzt wollten wir es gern einmal ausprobieren“, sagte Carmen Hänsel. Zusammen mit Freunden, die sie vom gemeinsamen Tanzen her kennen, hätten sie den Entschluss gefasst, so die 56-jährige Radebeulerin.

Bei dem befreundeten Ehepaar handelte es sich um Ingolf und Ines Stemmle aus Medingen. „Wir sind zwar nicht regelmäßig auf Bällen zu Gast, aber tanzen gehen wir häufig“, sagte Ingolf Stemmle, der mit seiner Frau ebenfalls zum ersten Mal den Bühnenball besuchte. „Das ist außerdem eine schöne Gelegenheit, unsere Masken einmal zu tragen, die wir uns im Sommer in Venedig gekauft haben“, sagte der 55-Jährige.

Wenn jemand keine Maske mithatte, war das auch kein Problem. Er oder sie konnte sich in der Beauty-Lounge von Make-up-Artist Memo Schmage einfach kurzentschlossen eine anmalen lassen. „Ähnlich wie ein normales Make-up tragen wir die Masken direkt auf die Haut auf“, sagte der 42-Jährige. Allerdings gab es auch noch andere Möglichkeiten. Die Radebeulerin Marina Lienert entschied sich beispielsweise lediglich für eine erfrischende Gesichtsmaske. „Eine farbige Maske würde mit meiner Brille nicht so gut funktionieren“, sagte die 57-Jährige. Dennoch war sie begeistert, wie Memo Schmage ihr Gesicht auf kunstvolle Weise mit Make-up gestaltete. „Eigentlich wollte ich schon voriges Jahr zu ihm. Ich hatte mich auch angestellt, aber dann ist nichts mehr draus geworden. Deshalb bin ich diesmal besonders zeitig herkommen“, verriet Lienert.

Trotz der festen Programmpunkte hatten die 432 Besucher des Balls genügend Freiraum, um sich bei einem Glas Wein sowie kleinen Snacks mit Hähnchenfleisch oder Tomate-Mozzarella ausgelassen zu unterhalten oder durch die Räume der Landesbühnen zu flanieren. Das lohnte sich durchaus. So wurde im Ballettsaal ein feuriger Tango aufs Parkett gelegt, während in der zum Spiegelsaal von Versailles umgebauten Studiobühne Christin Rettig und Jens Bache mit Schubladensongs wie Aschenbrödel aufwarteten, die die bekannte Geschichte aufgepeppt erzählten und dabei auch Variationen von Beatles-Klassikern wie „Hey Jude“ mit einbauten. Gegen Mitternacht folgte zudem ein Auftritt des bekannten Pianisten Peter Rösel. So verging die Ballnacht wie im Flug.