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Liberec hat jetzt einen Automaten für Bitcoins

Der Bitcomat steht im Forum, einem Einkaufszentrum. Auch Deutsche können ihn nutzen. Hierzulande sind die Geräte bislang nicht erlaubt.

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© P. Laurinova

Von P. Laurinova und A. Bretschneider

Liberec. Auf den ersten Blick scheint er nichts Besonderes zu sein. Der neue Bitcomat, der seit Anfang August im Liberecer Handelszentrum Forum steht, sieht wie ein üblicher Bankautomat aus. „Man kann hier Bitcoins, aber auch Litecoins, eine Bitcoin-Alternative, die es seit 2011 gibt, kaufen“, sagt der Betreiber des Gerätes, Martin Pilaø, von der Pilzener Gesellschaft Bitcomp.

Das neue Gerät habe schon Dutzende Geschäfte vermittelt im Wert von mehreren 100 000 Kronen. Rund drei Viertel davon waren Einkäufe. Viele Käufer hoffen wohl, dass sich die rasante Wertentwicklung der vergangenen Monate fortsetzt.

Bitcoins sind eine virtuelle, digitale Währung. „Coin“ ist Englisch und heißt Münze, ein Bit oder ein Byte ist die kleinste elektronische Einheit der Computer-Binärschrift, also die 0 und die 1. Entwickelt wurde die Währung vor nicht mal zehn Jahren. Bis heute ist unklar, wer dafür verantwortlich ist. Bitcoins werden nicht geprägt oder gedruckt. Man bekommt sie nicht in die Hand. Angeblich sind die von anderen Währungen unabhängigen Bitcoins nicht zu fälschen oder zu pfänden. Für Bitcoins kann man Güter oder Dienstleistungen erwerben sowie damit Finanzmarktgeschäfte durchführen. Die Coins werden in komplizierten Rechenprozessen erzeugt und auf Plattformen im Internet gegen klassische Währungen gehandelt. Der Wechselkurs zum Euro schwankt stark. Gegenwärtig gab es für ein Bitcoin etwa 3 500 Euro.

Anleitung auf Deutsch geplant

In Liberec ist das neue Gerät nicht nur für Tschechen gedacht. „Das Menü des Bitcomaten ist auf Tschechisch und Englisch, aber bald wird es um Deutsch und Polnisch erweitert, weil wir mit Kunden aus der ganzen Region rechnen“, sagt Pilaø. Beim Liberecer Gerät handelt es sich um das neue Modell „Satoshi 2“ vom amerikanischen Hersteller Genesis Coin, der erst vor Kurzem für den Betrieb in Europa zertifiziert wurde.

Der Liberecer Bitcomat befindet sich im zweiten Erdgeschoss des Handelszentrums, neben dem normalen Geldautomaten einer Bank. Die Unterschiede der beiden Geräte liegen in der Software. Beim Bitcomat können Kunden Kronen einzahlen und auf ihrem Bitcoinskonto gutschreiben lassen. Zudem können sie über mobile Geräte wie Smartphones oder Tablet-Computer die Kryptowährung Bitcoins einzahlen und dann Tschechische Kronen abheben. „Bei Letzterem sieht man für 200 Sekunden auf dem Bildschirm eine Zahlungsanweisung mit Code. Man muss den Code mit einem Smartphone einlesen und die Kryptowährung abschicken“, beschreibt Piláø. Nach der Bitcoin-Überweisung beziehungsweise Einzahlung gibt der Automat eine Papierbestätigung mit Nummern-Code heraus, die man dann verwenden kann, um Bargeld abzuheben. Bis zu 5 000 Kronen (rund 200 Euro) gibt das Gerät an Bargeld sofort aus. Höhere Beträge brauchen eine weitere Bestätigung durch einen Pincode. „Im Gegensatz zu herkömmlichen Währungen unterliegt der Bitcoin keiner Kontrolle durch Staaten oder Notenbanken. Man braucht auch keine Bank, die die Transaktionen zwischen Zahlenden und Empfängern vermitteln“, erklärt Pilaø.

„In zehn Jahren wird das Bargeld zur Seltenheit. Das Interesse an Bitcoins nimmt in Tschechien zu“, sagt Martin Pilaø, der die Kryptowährung vor fünf Jahren selbst als Kuriosität betrachtete. In Tschechien gibt es nun 19 Bitcomaten, in Deutschland bislang keinen. „Dort braucht man dafür eine Banklizenz, in Tschechien nicht“, erklärt der Experte.

In Tschechien findet man 200 Geschäfte und Gaststätten, in denen man mit Bitcoins zahlen kann. Die Hälfte davon befindet sich in Prag. In Liberec kann man beim Online-Elektronikhändler Alza mit Bitcoins bezahlen. Der hat in der Stadt einen realen Shop.

Übrigens – Bitcoins und Euro kann man auch vom Sofa aus handeln, wenn man sich eine App („Wallet“) aufs Handy lädt. Man muss dann beim Anbieter ein Konto eröffnen, dann geht es los.

www.bitcoin.de