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Letzter Schandfleck am Postplatz verschwindet

Die Telekom hat die Reste der einstigen Oberpostdirektion in Dresden verkauft. Die neuen Besitzer planen Großes damit.

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© Sven Ellger

Von Tobias Hoeflich

Der frühere Glanz existiert nur noch auf historischen Fotos. Die Bomben der Alliierten im Februar 1945 trafen auch den markanten Bau der Oberpostdirektion zwischen Marien-, Annenstraße und Am See. Gemeinsam mit dem kaiserlichen Fernsprechamt prägte es das Bild des damaligen Postplatzes. Heute erinnert nur noch ein zweigeschossiger Gebäudeflügel an der Straße Am See an den Prachtbau, der ab 1876 errichtet worden war. Auch ein 1927/28 ergänzter Zwischenflügel hat den Bombenhagel größtenteils überstanden.

Oberpostdirektion in den 1870er-Jahren.
Oberpostdirektion in den 1870er-Jahren. © Repro: Götz Walter/Verschwundene Bauwerke

Nun könnte ein Hauch des alten Glanzes an den Postplatz zurückkehren. Das Immobilienunternehmen CG-Gruppe hat der Telekom das Grundstück samt den Resten der Oberpostdirektion abgekauft. Das bestätigt CG-Sprecherin Anastasia Lebende gegenüber der SZ. Auf der mehr als 10.000 Quadratmeter großen Fläche soll ein dreiteiliger Komplex mit 230 Wohnungen entstehen. In einem Trakt wird auch Platz für Büros, Gewerbe und Gastronomie sein. Rund 60 Millionen Euro investiert das Unternehmen am Postplatz.

Bisher hat sich die CG-Gruppe vor allem auf Immobilien in Leipzig und Berlin konzentriert. Da die Einwohnerzahlen Dresdens beständig nach oben schnellen und Wohnraum allmählich knapp wird, ist die Landeshauptstadt nun in den Fokus des Unternehmens geraten. Auch an der Cottaer Straße in der Friedrichstadt will es demnächst zwischen Gambrinus- und Fröbelstraße eine Baulücke schließen.

In dem Komplex am Postplatz sollen nicht nur die Reste der Oberpostdirektion integriert werden. Teile des Prachtbaus werden laut Lebedev auch wieder errichtet: „Es ist geplant, einen Teil der Altbausubstanz zu rekonstruieren.“ Für Details sei es aber zu früh. Noch ist etwa unklar, ob auch der später ergänzte Zwischenflügel erhalten bleibt, der derzeit mit grünen Netzen verhüllt ist. Gemeinsam mit dem Berliner Büro Pott-Architekten wird derzeit der Komplex geplant. „Die Gestaltung wird im weiteren Verlauf zunächst im Abstimmungsprozess mit der Stadt konkretisiert“, so die CG-Sprecherin.

Investoren wollen schon 2015 starten

Dass die Reste des Altbaus gerettet werden, daran hat wohl nicht einmal die Stadtverwaltung geglaubt. Denkmalgeschützt sind dessen Mauern zumindest nicht, teilt Rathaussprecher Karl Schuricht mit: „Es besteht keine Pflicht, die vorhandenen Gebäude zu erhalten.“ Gestaltung und Nutzung des Areals werden nun gemeinsam geplant. „Die Gespräche zur baulichen Entwicklung der Flächen sind zwischen der Stadt und dem Investor angelaufen.“

Positiv überrascht von der Nachricht zeigt sich Claus Hegewald. Der Vereinsvorsitzende der Interessengemeinschaft Historische Fernmeldetechnik ist froh darüber, dass die historischen Gebäudeteile der Oberpostdirektion in den Neubau integriert werden. „Das ist natürlich eine wunderbare Sache. Auch vom Eingangsbereich an der Ecke Annenstraße/Am See ist ja noch Einiges gut erhalten.“

Vor 15 Jahren gründete sich der Verein, um über die Entwicklung der Fernmeldetechnik zu informieren und Historisches zu bewahren. Inzwischen zählt er etwa 80 Mitglieder. „Heute ist wieder Vereinsabend bei uns. Da werd ich gleich von den Neuigkeiten berichten“, frohlockt Hegewald. Die CG-Gruppe bereitet indes laut Unternehmenssprecherin Lebedev alles Nötige vor, um die Baugenehmigung beantragen zu können. „Wir hoffen, im Frühjahr 2015 mit den Arbeiten zu beginnen.“