Merken

Leisnigs Pfarrerin feiert doppelt

Vor 20 Jahren hat Katja Schulze ihre erste Stelle angetreten. Die Gemeinde zu verlassen, kann sie sich im Moment nicht vorstellen.

Teilen
Folgen
© André Braun/Archiv

Von Heike Heisig

Leisnig. Immer lachend und ständig auf Achse – so kennt fast jedes Kind und jeder Erwachsene in Leisnig und Umgebung Pfarrerin Katja Schulze. Auch, wer nicht kirchlich gebunden ist, hat sie bestimmt in der Schule, im Alternativen Jugendzentrum, im Hospiz oder in einer historischen Rolle beim Altstadtfest erlebt. Als Stiftungsrätin der Charlotte-Weiß-Stiftung zaubert sie auf die Gesichter vieler Nutznießer ein Lächeln. Im Gegenzug fährt sie selbst zu Stiftungen, um für eines der regionalen Gotteshäuser um Unterstützung zu werben.

Selbst scheinbar aussichtslose Projekte wie den Wiederaufbau des Kirchturmes in Tragnitz hat sie angepackt. „Auch, weil ich viele Helfer und Unterstützer hinter mit habe, mir großes Vertrauen entgegengebracht wird“, winkt die Pfarrerin bescheiden ab, wenn es um ihr Engagement geht. Doch fest steht: Katja Schulze wird in der Stadt und den umliegenden Orten wegen ihrer offenen und begeisternden Art, ihres Ehrgeizes und Fleißes geschätzt. Daher ist davon auszugehen, dass sich die Kirchenbänke von St. Pankratius in Tragnitz am Sonntag um 10.15 Uhr schnell füllen. Dann will die Pfarrerin den 20. Jahrestag ihrer Ordination und nachträglich ihren 50. Geburtstag feiern.

„Am 1. August 1998 habe ich in Leisnig meine erste Stelle angetreten“, erinnert sie sich. Dass Pfarrer für gewöhnlich nicht so lange an einem Ort leben und predigen, sei inzwischen ein Irrglaube. Ihre Vorgänger und Kollegen aus der Region würden das Gegenteil beweisen, sagt Katja Schulze und nennt als Beispiel die Pfarrer Magirius und Gerlach. Aber auch selbst hat die 50-Jährige einige gute Gründe fürs Bleiben gefunden. „Ich merke, dass die Leute gern etwas Kontinuität in ihrem Leben haben, in dem sich ohnehin vieles schnell verändert“, erzählt Katja Schulze. Überdies habe es ihr selbst gutgetan, nachdem sie das Haus ihrer verstorbenen Eltern in ihrer früheren Heimatstadt Kamenz aufgelöst hat, nach Leisnig zurückzukommen, hier Ruhe zu finden.

Gewiss, das immer größer werdende Aufgabengebiet und das vielschichtige Engagement zehren an den Kräften. „Das merke ich“, sagt Katja Schulze. Trotzdem wolle sie nichts missen. „Ich bekomme so viel von den Menschen zurück“, sagt sie. Sie bewunderte das selbstständige Agieren vieler Orte und Kirchenvorstände wie beispielsweise in Altenhof. Aber auch über die Zusammenarbeit mit der Kommune und damit das frühzeitige Einbinden in Förderprogramme zugunsten der Stadtkirche St. Matthäi oder über das harmonische Miteinander mit den katholischen Christen ist Katja Schulze des Lobes voll. „Das alles hat mehrfach gezeigt, dass wir Herausforderungen gemeinsam schaffen können“, sagt sie und erinnert an die Flut. Nach der habe es nur ein Hilfskonto gegeben. Das sei nicht selbstverständlich gewesen.

Für die Zukunft wünscht sich die Pfarrerin, dass noch mehr Gemeindemitglieder voller Freude von ihrem Glauben berichten und andere begeistern. Zum Teil passiere das schon, Ausdruck dafür sei kürzlich eine Erwachsenentaufe gewesen. Auch Katja Schulze selbst will immer wieder auf neue Art dazu beitragen. Unter anderem hat sie eine Musicalpräsentation organisiert. Dazu sei sie durch eines ihrer bisher sieben Patenkinder gekommen. Für 2019 sei geplant, unter Leitung von Holger Schmidt ein Musical in Leisnig einzustudieren.

Die Kollekte vom Sonntag will die Pfarrerin drei Herzensprojekten zukommen lassen: dem Hospiz „Lebenszeit“, der Dachsanierung der Kirche Altenhof und der nächsten Sanierungsetappe in Tragnitz. Dort müssen die Kanzel und der evangelische Beichtstuhl – eine Besonderheit – restauriert werden.