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Leipzig verhindert das Komplett-Aus

Von einem sächsischen Quartett überstehen Chemie und RB die erste Runde. Aue verliert trotz Überzahl gegen Mainz.

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© dpa

Von Frank Kastner, Marco Heibel und Sebastian Wutzler

Es hätte aus sächsischer Sicht eine ernüchternde erste Pokalrunde werden können. Dynamo und Aue bereits am Samstag raus, auch die beiden Leipziger Vertreter Chemie und RB lagen am Sonntag lange zurück, drehten ihre Partien aber noch und zogen in die zweite Runde ein. Für eine Überraschung sorgte dabei der Oberligist aus Leutzsch.

Eine ausufernde Party konnte Siegtorschütze Kai Druschky allerdings nicht starten. „Heute Abend gibt es das eine oder andere Bierchen, mehr nicht. Denn mein Chef erwartet mich am Montag im Büro. Ich muss arbeiten, bin ja kein Vollprofi“, sagte der 25-jährige Stürmer nach seinem späten Siegtreffer zum 2:1 gegen den Zweitligisten SSV Jahn Regensburg.

Im ausverkauften Alfred-Kunze-Sportpark drehten Philipp Wendt drei Minuten nach seiner Einwechslung und Druschky mit einem 25-Meter-Schuss ins obere Toreck in der Nachspielzeit die Führung der Bayern durch Julian Derstroff. „Wie ich den gemacht habe, kann ich selber noch nicht fassen. Mein rechter ist nicht mein starker Fuß. Ich habe den Ball gut getroffen und dachte: Bitte senk’ dich, bitte senk’ dich“, erzählte Druschky. „Es ist pure Freude, einfach unfassbar.“

Beierlorzer hadert mit dem Schiri

Die Mannschaft der Chemiker war bisher komplett ohne Erfahrung im DFB-Pokal, zeigte sich aber trotzdem unbeeindruckt. „Der Sieg war nicht ganz unverdient. Wir haben nicht nachgelassen und auch noch die Kraft gehabt, läuferisch an die Grenzen zu gehen“, sagte Trainer Dietmar Demuth. Sein Regensburger Kollege Achim Beierlorzer, ehemals Coach bei RB Leipzig, war wie sein Team „bodenlos enttäuscht. Wir hatten das Spiel gut angenommen und es bis auf wenige Chancen auch bestimmt.“ Beim Ausgleich sah er ein klares Foul „an unserem Rechtsverteidiger. Der Schiedsrichter hat das leider nicht so gesehen. Das war keine Willensfrage bei meiner Mannschaft. Ich kann ihr bei der Einstellung keinen Vorwurf machen“, sagte er.

Beide Fanlager brannten Bengalos und Rauchbomben ab. Chemie-Fans stürmten nach dem Schlusspfiff den Rasen, wurden dort von Sicherheitskräften aufgehalten.

Die Vielspieler von RB Leipzig benötigten einigen Anlauf, um die Pflichtaufgabe beim Regionalligisten Viktoria Köln zu lösen. Nach einer weiteren Groß-Rotation durch Trainer Ralf Rangnick kamen die Rasenballer zu einem schmeichelhaften 3:1-Sieg und verhinderten das dritte Erstrunden-Aus in den vergangenen sechs Jahren. Die letzten 13 Minuten mussten die Leipziger in Unterzahl überstehen, weil Neuzugang Marcelo Saracchi nach einer Notbremse mit Rot vom Feld musste.

„In der ersten Halbzeit haben wir zu langsam, zu wenig entschlossen gespielt und verdient zurückgelegen“, sagte RB-Torwart Peter Gulacsi. „In der zweiten Hälfte haben wir umgestellt und so gespielt, wie wir uns das vorstellen.“

Der Motivationskniff von Viktoria-Mäzen Franz-Josef Wernze half dem Außenseiter letztlich nichts: Der Unternehmer hatte den Spielern des Viertligisten eine Siegprämie in Höhe von 180 000 Euro in Aussicht gestellt. Mit seiner Firma ETL ist Wernze nicht nur Hauptsponsor der Viktoria, sondern auch des RB-Stadtrivalen Lokomotive Leipzig in der Regionalliga.

Testroet trifft das erste Mal

Bei Erzgebirge Aue war die Ernüchterung nach der 1:3-Niederlage gegen den FSV Mainz 05 groß. Weniger das Ergebnis, sondern vielmehr die Art und Weise des Auftritts sorgte für schlechte Stimmung in den Katakomben und auf den Rängen. Viele Zuschauer verabschiedeten die Mannschaft mit Pfiffen in die Kabine. Trotz der frühen Roten Karte gegen den Mainzer Moussa Niakhaté wussten die Auer mit ihrer langen Überzahlsituation nichts anzufangen. Mehr als der späte Anschlusstreffer durch Neuzugang und Ex-Dynamo Pascal Testroet sprang für das Team von Trainer Daniel Meyer nicht heraus.

„Wir haben viel Aufwand betrieben, waren vor dem Tor aber nicht gefährlich genug. Bei den Gegentreffern haben wir uns zu naiv angestellt. Dass wir mit leeren Händen dastehen, ist brutal frustrierend“, sagte Meyer, der weiter auf seinen ersten Pflichtspielsieg mit Aue wartet. Auch Christian Tiffert war bedient. „Wir haben uns von der Forderung nach mehr Offensivfußball anstecken lassen. Sich mit einem Spieler mehr so auskontern zu lassen, ist für mich unverständlich. Ich bin schockiert“, sagte der Abwehrchef. (dpa/sid)