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Lehrerausbildung künftig in Neugersdorf?

Die Stadt hat sich darum beworben. Mit der alten Pestalozzi-Schule hat die Spreequellstadt sogar ein Gebäude für die Einrichtung einer solchen Stätte.

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© Rafael Sampedro

Von Gabriela Lachnit

Ebersbach-Neugersdorf. Ebersbach-Neugersdorf hat sich um die Einrichtung einer Ausbildungsstätte für Lehrer beworben. Angesichts des akuten Lehrermangels will der Freistaat Sachsen künftig Lehrer auch dort ausbilden, wo sie am dringendsten gebraucht werden – im ländlichen Raum. Deshalb will der Freistaat zwei neue Ausbildungsstätten für Lehrer auf dem Lande einrichten – eine in West- und eine in Ostsachsen.

Wer soll an den neuen Ausbildungsstätten lernen?

An den geplanten Ausbildungsstätten absolvieren die Referendare und Lehramtsanwärter die zweite Phase der Lehramtsausbildung, den Vorbereitungsdienst (VBD). Der beginnt in Sachsen jeweils am 1. Februar und am 1. August und dauert 18 Monate. Während der Ausbildung unterrichten die Referendare und Lehramtsanwärter jeweils vier Tage pro Woche an einer Schule, einen Tag wöchentlich besuchen sie Lehrveranstaltungen in der Ausbildungsstätte des Landesamtes für Schule und Bildung (Lasub). Im VBD werden sie für die Tätigkeit und Verantwortung als Lehrende und Erziehende, insbesondere als Klassenlehrer, geschult. „Bei den Lehrveranstaltungen stehen bildungswissenschaftliche Inhalte sowie Didaktik und Methodik im Mittelpunkt“, informiert Susanne Meerheim, Referentin im sächsischen Kultusministerium. Das stehe in konkretem Bezug zu den studierten Unterrichtsfächern, zum sonderpädagogischen Förderschwerpunkt beziehungsweise zur beruflichen Fachrichtung, ergänzt die Referentin. An ihrer Schule unterrichten die künftigen Lehrer zunehmend selbstständig, insgesamt bis zu zwölf Stunden pro Woche. Der Vorbereitungsdienst schließt mit der Zweiten Staatsprüfung ab.

Wo werden die angehenden Lehrer derzeit ausgebildet?

Aktuell wird die Ausbildung im VBD am Lasub an den Standorten Chemnitz, Dresden und Leipzig angeboten. Grundsätzlich ist die Ausbildung im VBD auch am Standort Löbau möglich. „Der wird derzeit mangels Bedarf nicht für den VBD, sondern für die dreimonatige Einstiegsfortbildung der Seiteneinsteiger genutzt“, erklärt Frau Meerheim. Die erste Phase der Lehramtsausbildung absolvieren die Studenten an einer Universität. Sie endet mit der Ersten Staatsprüfung.

Wie ernst ist es der Spreequellstadt mit der neuen Einrichtung?

„Sehr ernst“, sagt die Ebersbach-Neugersdorfer Bürgermeisterin Verena Hergenröder (parteilos). Sie erhielt nun eine Zwischeninformation vom Kultusministerium, dass die Unterlagen, die die Spreequellstadt eingereicht hat, derzeit geprüft werden. Für das vierte Quartal dieses Jahres wird der Bürgermeisterin eine Rückinformation avisiert. Verena Hergenröder gibt sich damit jedoch nicht zufrieden, sie will nicht nur ein Schriftstück, sondern das Gespräch mit der Behörde. Ihr Ziel ist es, die ostsächsische Ausbildungsstätte für Lehrer unbedingt ins Oberland zu holen.

Wer bezahlt für die Lehrerausbildungsstätte?

Finanziert werden die Lehrerausbildungsstätten vom Freistaat Sachsen.

Wie stehen die Chancen für die Spreequellstadt?

Das ist zunächst noch ungewiss. Das Gespräch der Bürgermeisterin mit dem Kultusministerium ist umso wichtiger, als dass das Ministerium auf eine SZ-Anfrage informiert, dass der Entscheidung für einen Standort der Ausbildungsstätten ein festgelegtes Verfahren zugrunde liege. Bewerbungen von Kommunen seien eigentlich nicht vorgesehen, wie die Referentin berichtet. Zunächst müsse ein Raumbedarf ermittelt und ein geeignetes Gebäude gefunden werden. Alle Vorschläge werden dann einer Wirtschaftlichkeitsprüfung unterzogen. „Erst dann erfolgt in Abstimmung mit dem künftigen Nutzer die Standortentscheidung für die Ausbildungsstätte“, schildert Susanne Meerheim.

Gibt es Unterstützung aus Ostsachsen für Ebersbach-Neugersdorf?

Ja. Wie die Bürgermeisterin im SZ-Gespräch unterstrich, wird die Bewerbung der Oberlandstadt von anderen Kommunen im südlichen Landkreis begrüßt. Schließlich könnten bei einem Erfolg viele Schulen, nicht nur die im Oberland, von mehr Lehrern profitieren.

Welchen Trumpf hat die Spreequellstadt derzeit in der Hand?

Für die Einrichtung einer solchen Stätte kann sich Frau Hergenröder die ehemalige Pestalozzi-Schule in Neugersdorf vorstellen. Das Gebäude sei zwar verkauft worden, aber die Stadt hat eine Rückkauf-Option, wenn sich bis Ende 2018 in dem Gebäude nicht das tut, was der Käufer angekündigt hatte. Das sei der Fall, berichtet die Bürgermeisterin. Sie hofft darauf, mit der Bildungsstätte jungen Lehrern das Leben und Arbeiten auf dem Lande schmackhaft zu machen. „Wer in der Großstadt studiert und lebt, hat selten Ambitionen, seinen Beruf im ländlichen Raum auszuüben“, sagt sie. Wer jedoch in der Ausbildung die Stadt oder Gemeinde und vielleicht auch die künftige Wirkungsstätte kennenlernen kann und die Region mit ihren vielen schönen Seiten und Möglichkeiten schätzen lernt, bleibe vielleicht hier. „Schulen in ganz Ostsachsen könnten dann von mehr Lehrern profitieren“, so Frau Hergenröder.