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Lehrer wollen offene Schulen

Pädagogen diskutieren mit der bildungspolitischen Sprecherin der SPD im Landtag. Es geht nicht nur um die Verbeamtung.

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© André Braun

Döbeln. Das Geld ist nicht das Problem, um den Lehrermangel in Sachsen zu beseitigen, sondern die fehlenden Pädagogen. Das erfuhren die Gäste der Diskussionsrunde mit der bildungspolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag Sabine Friedel. Zu dieser Runde hatte der SPD-Landtagsabgeordnete Henning Homann eingeladen und das Thema „Lehrerverbeamtung – und nun?“ gewählt. Er hatte nachgerechnet, dass in seiner letzten Legislaturperiode in seinem Wahlkreis etwa 100 000 Schulstunden nicht wie geplant gehalten worden sind. „Wir müssen die Fehlentwicklung in den vergangenen Jahren reparieren. Doch das ist nicht so einfach“, sagte der Landtagsabgeordnete. Mit einem Paket von 30 Maßnahmen und 1,7 Milliarden Euro soll die Schule attraktiver, dem Lehrermangel entgegengewirkt werden. Eine Position ist die Verbeamtung der Lehrer bis zum Alter von 42 Jahren bei gewissen Voraussetzungen. Das sorgt vor allem bei den älteren Kollegen für Unmut, da sie bisher alles dafür getan haben, dass es an den Schulen rund läuft und die künftig eine Nettolohnlücke hinnehmen müssen. Sabine Friedel hält die Verbeamtung grundsätzlich für falsch, aber es sei ein Kompromiss, um für junge Lehrer attraktiv zu sein. Was bisher nicht bekannt war, dass das Paket im Grundsatz im Sonnenhof Ossig ausgehandelt wurde. Deshalb spricht Homann von einer „Roßweiner Lösung“. Zwar wurde auch über die Verbeamtung und die Konsequenzen gesprochen, doch es ging den anwesenden Pädagogen um mehr, um die Zukunft in den Schulen und welche Rahmenbedingungen dafür notwendig sind.

Alle in der Runde waren sich einig, dass die Verbeamtung nur eine Möglichkeit ist, den Beruf und die Schulen attraktiver zu machen. Es bedarf auch grundsätzlicher organisatorischer Veränderungen. So sollte sich das Referendariat dem Studium anschließen und keine Lücke von mehreren Monaten entstehen. Vorgeschlagen und für sinnvoll gehalten wurde eine Stufenausbildung, sodass alle für die Klassen fünf bis zehn ausgebildeten Lehrer sowohl an der Oberschule als auch am Gymnasium eingesetzt werden können. Außerdem wurde für künftige Lehramtsstudenten eine Eignungsprüfung vorgeschlagen, sodass nicht nur die Leistung, sondern auch die sozialen Kompetenzen eine Rolle spielen.

„Wenn die Stundentafel gekürzt wird, dann muss das auch für die Lehrpläne und die Prüfungsaufgaben Folgen haben“, sagte die Harthaer Schulleiterin Kerstin Wilde. Doch das ist bisher nicht geplant, weil es keine Kapazitäten für eine Lehrplankommission gibt. „Was in den nächsten Jahren gebraucht wird, ist eine tiefgreifende Lehrplanänderung“, so Sabine Friedel.

Kerstin Wilde wünscht sich außerdem mehr zusätzliche Angebote wie Teamtraining, Gewaltprävention oder andere Dinge. Doch die kosten Geld.

„Es wäre schön, wenn den Schulen ein Budget zur Verfügung gestellt wird. Gewünscht wird eine Schule, in der nicht nur Pädagogen arbeiten. Es werden auch Psychologen, IT-Leute oder medizinisch ausgebildete Kräfte benötigt. Hier ist Teamarbeit von verschiedenen Fachleuten gefragt.“ Nicht umsonst gebe es das Sprichwort, dass ein Dorf gebraucht wird, um ein Kind zu erziehen, so die bildungspolitische Sprecherin. „Dann können sich die Lehrer auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren. Und sie haben die Zeit, den Unterricht abzusichern“, sind sich Kerstin Wilde und die Mochauer Schulleiterin Petra Seidel einig. Sie fordert auch, dass es an jeder Schule einen Beratungslehrer gibt und alle Schulleiter einen Stellvertreter bekommen. Viele Hinweise gab es auch von jungen Lehrern, die sich zum Beispiel eine gute Ausstattung und mehr Freiheit in der pädagogischen Arbeit wünschen. (DA/je)