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Lebendige Dorfmitte

Aus einer Wohnung in Sohland am Rotstein soll ein Begegnungsort werden. Einen Spielplatz gibt’s schon mal.

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© Constanze Junghanß

Von Constanze Junghanss

Sohland. Noch braucht es viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass aus der alten ehemaligen Wohnung einmal ein Begegnungs-Café entstehen soll. Das wissen auch Lotte Benesch-Jenker und Ellinor von Recklinghausen, die gemeinsam mit anderen Einwohnern der Rotsteingemeinde die Initiative „Sohland lebt“ vor wenigen Monaten ins Leben gerufen haben. Die beiden Frauen führten die Besucher jetzt durch die leer stehenden Räume. Ein Blick hinter die Kulissen, der bei den Alteingesessenen so manche Erinnerung weckte.

Vor Jahrzehnten gab es im Haus einen Laden der Bäuerlichen Handelsgesellschaft und eine Mini-Zweigstelle der Sparkasse. „Das war zu tiefsten DDR-Zeiten“, erinnert sich Ortsvorsteher Wilfried Zinke. Später übte ein Frisör sein Handwerk in den Räumen aus, bevor Mieter ein- und später wieder auszogen. Ein Kachelofen steht als stiller Zeitzeuge in der Ecke. Künftig soll Leben in die aktuell noch muffig riechenden Räume einziehen. Der Leerstand hat seine Spuren hinterlassen. Es gebe viel zu tun, sind sich die beiden Frauen einig.

Die Initiative hatte am Donnerstag zum „Baustellen-Café“ eingeladen. Wände müssten wahrscheinlich weichen, alter Putz entfernt, Rohre verlegt und Fußböden aufgepeppt werden. Irgendwann – vielleicht in den nächsten ein bis zwei Jahren – soll dann aus den Zimmern der Begegnungsort entstanden sein: Von und für die Menschen im Dorf. Wann die notwendigen Umbauten im Sohländer Haus an der Dorfstraße Nummer 183 starten, steht noch nicht fest. Viel muss noch geklärt werden. Die ersten Schritte dazu sind auf den Weg gebracht worden. Es gab Zusammenkünfte mit Leuten, die mitmachen wollen. „Mit dem Ortschaftsrat sind wir in Kontakt“, erzählt Ellinor.

Auch Gespräche mit einem Görlitzer Ingenieurbüro und Reichenbachs Bürgermeisterin Carina Dittrich gab es bereits, um auszuloten, was machbar sein könnte – auch im Hinblick auf Fördermittel. Im Reichenbacher Stadtrat will die Initiative ihre Ideen ebenfalls vorstellen. Das Haus befindet sich in kommunalem Eigentum. Die Truppe von „Sohland lebt“ – zuletzt 30 Interessenten etwa – ist optimistisch, dass der Traum vom Begegnungsort mitten im Dorf Wirklichkeit wird. „Ich staune über den Mut der jungen Leute und die Freude, mit der sie dieses Projekt ankurbeln“, sagte Wilfried Zinke. Der Ortschaftsrat begrüßt das Engagement sehr. Ein Domizil zu schaffen, damit die Menschen im langgezogenen Mühlendorf Zeit füreinander finden und Kontakte knüpfen, sei eine schöne Sache. Zumal zum Beispiel auch die Eltern der nebenan liegenden Kindertagesstätte dann beim Abholen der Jüngsten noch einen Kaffee trinken könnten, während die Kinder auf dem neuen Spielplatz spielen. Der wurde zeitgleich eingeweiht. 220 000 Euro hat er inklusive Geländegestaltung gekostet. Der Großteil davon wurde über Fördermittel finanziert. Der Eigenanteil der Stadt betrug 15 Prozent, nennt die Bürgermeisterin die Zahlen. Ein Naturerlebnisturm wird noch gebaut und gehört wie eine Straßensanierung zum EU-Förderprojekt „Naturzwerge versetzen Berge“.

Jedenfalls herrschte in Sohlands Dorfmitte jede Menge Bewegung an diesem Tag. Weit über Hundert kleine und große Leute kamen zusammen, um zu feiern, im Außengelände vom künftigen Café Selbstgebackenes zu probieren und miteinander ins Gespräch zu kommen. Dafür soll der Begegnungsort auch künftig Anlaufpunkt sein: Ein Ort zum Austausch, für die Organisation nachbarschaftlicher Hilfe, für Handarbeitsabende und den Aufbau einer Verbrauchergemeinschaft vor allem für regionale Produkte. So sind zum Beispiel auch die Macher der Solidarischen Landwirtschaft Sohland beim Baustellen-Café dabei gewesen und eine Imkerin mit selbst gemachtem Honig.

„Das ist wirklich klasse, was hier auf die Beine gestellt wird“, fand Hubertus Hänsch. Er ist aus Meuselwitz – einem Dorf, das ebenfalls zu Reichenbach gehört. „Wir haben bei uns ein Dorfgemeinschaftshaus im Ort. Das wird von den Einwohnern gerne angenommen“, sagte er und wünschte der Initiative viel Erfolg.