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Lautsprecher für die Profis

Die Firma Naumann in Bärenstein hat früher Gehäuse für Uhren produziert, heute liefert sie ganz andere Teile.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Bärenstein. Auf dem Hof der Karl Naumann GmbH im Altenberger Ortsteil Bärenstein steht heute ein Festzelt. Rosemarie Wenzel und Matthias Naumann, die beiden geschäftsführenden Gesellschafter, feiern mit ihren Mitarbeitern und Geschäftsfreunden das 70-jährige Bestehen des Unternehmens. Heute arbeitet die Karl Naumann GmbH mit zwei Standbeinen: Holz und Metall.

Der Gründer: Hier hält Karl Naumann ein Gehäuse für eine Stutzuhr. Wer der Abnehmer war, ist aber nicht überliefert.
Der Gründer: Hier hält Karl Naumann ein Gehäuse für eine Stutzuhr. Wer der Abnehmer war, ist aber nicht überliefert. © Fa. Karl Naumann
Die Familie: Ilse und Karl Naumann sind hier Anfang der 1960er-Jahre mit ihren Kindern Rosemarie und Matthias zu sehen.
Die Familie: Ilse und Karl Naumann sind hier Anfang der 1960er-Jahre mit ihren Kindern Rosemarie und Matthias zu sehen. © Fa. Karl Naumann
Schicksalsschläge: Zwei schwere Schläge musste der Betrieb Anfang der 2000er-Jahre bewältigen. Im April 2001 brannte die Montagehalle ab. Das Foto zeigt, wie es danach aussah. Und 2002 hatte der Dorfbach beim Augusthochwasser das Firmengelände überschwemm
Schicksalsschläge: Zwei schwere Schläge musste der Betrieb Anfang der 2000er-Jahre bewältigen. Im April 2001 brannte die Montagehalle ab. Das Foto zeigt, wie es danach aussah. Und 2002 hatte der Dorfbach beim Augusthochwasser das Firmengelände überschwemm © Fa. Karl Naumann

Im Bereich Holz fertigt Naumann spezielle Lautsprechergehäuse und Tischplatten für Kindergartenmöbel. Auf der Metallstrecke hat sich Naumann auf Stanzarbeiten unter anderem auch für Glashütter Uhrenhersteller spezialisiert.

Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Karl Naumann, der Vater der beiden heutigen Inhaber, stammte aus einer Tischlerfamilie in Bärenstein. Er hat nach dem Krieg den Meister gemacht und 1947 beantragt, ein eigenes Gewerbe zu betreiben. Im Jahr danach kam die Genehmigung und Karl Naumann startete in Bärenstein sein Unternehmen. Das ist heute Anlass zu feiern.

Später ist er nach Waltersdorf bei Liebstadt gezogen, weil er mehr Raum brauchte. Schon damals hat er neben der handwerklichen Tischlerei auch Serienprodukte hergestellt. Er kam in Kontakt zu Uhrenherstellern in Glashütte, für die er Gehäuse produziert hat. Dieser Geschäftszweig war mit ein Grund, warum die Firma 1957 wieder nach Bärenstein zurückgezogen ist auf das heutige Firmengrundstück. Sie war damit näher an den Glashütter Kunden und hatte mit der Müglitztalbahn eine bessere Verkehrsanbindung.

Die politische Entwicklung wirkte sich auch auf die Firmengeschichte aus. 1961 wurde der Bärensteiner Betrieb zusammen mit einer Baufirma aus Hermsdorf/E. zur Produktionsgenossenschaft des Handwerks Bau/Holz Osterzgebirge zusammengefasst. „Nicht freiwillig“, wie sich Matthias Naumann erinnert. Damals hatte der Betrieb rund 30 Mitarbeiter. In dieser Größenordnung bewegt er sich heute noch.

Die produzierten in erster Linie Möbel, einen Stapelstuhl, einen Nähschrank und Ende der 1960er-Jahre ein Baukastensystem für Garderobenmöbel. 1968 traf Karl Naumann auf der Messe einen Unternehmer aus der Nähe von Nürnberg. Für den baute er von da Lautsprechergehäuse. Diese Entscheidung prägt die Firmenentwicklung bis heute. Nach der Verstaatlichung 1972 wurde der „VEB Holzverarbeitung Bärenstein“ dem Kombinat Tonmöbel in Staßfurt zugeordnet, wie alle anderen Betriebe aus der Heimelektronikbranche. Die Technik wandelte sich, Plattenspieler oder Lautsprecher mit Metallgehäuse wurden gefragt. Also baute Naumann in Bärenstein 1986 auch eine Metallverarbeitung auf.

Die beiden Kinder von Karl Naumann absolvierten ihre Ausbildungen. Rosemarie Wenzel hatte Ökonomie studiert und arbeitete im Sägewerk Bärenstein. Matthias Naumann hat Werkzeugmacher gelernt, Informationselektroniker studiert und arbeitete bei den Glashütter Uhrenbetrieben.

„1990 hat uns der Vater gefragt: Wollen wir unseren Betrieb zurückholen“, erinnert sich Matthias Naumann. Damit begann eine schwere Zeit. Die neuen Geschäftsführer mussten Klinken putzen. Doch sie fanden neue Abnehmer. Mit der Firma Technisat arbeitet Naumann seitdem zusammen ebenso mit Musikelektronik Geithain, einem Hersteller von Profilautsprechern.

Rosemarie Wenzels Tochter Manja Herold arbeitet seit 18 Jahren im Betrieb mit. Damit steht die nächste Generation bereit. Die Zukunft wird gesichert, aber die Tradition bewahrt. Auch für Uhrenhersteller arbeitet Naumann mit wieder. Heute liefert er keine Gehäuse mehr, sondern Stanzteile aus der Metallverarbeitung.