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Lauterbacher enthüllt: So tickt der Zoll

Weil noch kein Buch Strukturen und Histörchen der deutschen Zollverwaltung darstellt, schreibt Fritz Baronner aus Lauterbach daran.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Lauterbach. Er hat sich die Mühe gemacht und ist bis nach Cuxhaven gefahren, um ein Zoll-Schiff an der Nordsee zu erkunden. In Nürnberg hat Fritz Baronner eine Zoll-Musikkapelle besucht. In Pirna die bundesweite Leistungsüberprüfung der Zollhunde studiert. Der Lauterbacher lässt derzeit nichts unversucht, um an Informationen für sein Buch zu kommen. „Das wird tatsächlich eine absolute Neuheit zur ost- und westdeutschen Zollgeschichte nach 1945“, verspricht Fritz Baronner. Noch niemand hätte die ganze Palette der Aufgaben der Bundeszollverwaltung zwischen zwei Buchdeckel gebracht. Der 53-Jährige tut es.

Baronner in seiner Uniformsammlung im Blaulichtsalon des Schlosses.
Baronner in seiner Uniformsammlung im Blaulichtsalon des Schlosses. © Kristin Richter

Seit einem halben Jahr gräbt sich der gebürtige Niederbayer immer tiefer ins Thema ein. Als pensionierter Zollbeamter bringt er die besten Voraussetzungen mit. Aus gesundheitlichen Gründen seit acht Jahren im vorzeitigen Ruhestand hat er zudem Zeit für die umfangreiche Recherche. „Doch ein dröges, staubtrockenes Sachbuch ist von mir nicht zu erwarten“, so Fritz Baronner schmunzelnd. Durch die umfangreichen Abbildungen und zahlreiche Storys aus dem Zollalltag soll sein Werk spannend für alle interessierten Leser werden.

So enthüllt der Lauterbacher die „Schwarze Gang“, einen Schiffzerlegungstrupp, der gegen maritimen Schmuggel arbeitet. Er berichtet von den Morden an drei deutschen und einem Schweizer Zollbeamten an der polnischen Grenze 1998 – an einem „schwarzen Tag für den Zoll“, wie er sagt. Fritz Baronner taucht ein in den Körperschmuggel und stellt die „Soko blauer Dunst“ vor, eine Sonderkommission gegen die vietnamesische Zigarettenmafia. Er zeigt Zollautos und -schiffe, einzigartige Abbildungen von Zolluniformen der DDR oder Elemente der Nachwuchswerbung. „Der Zoll will heutzutage wahrgenommen werden, anders als zu meiner Zeit“, so Baronner. Das hilft ihm sehr bei der Arbeit. 1981 trat er in die Bundeszollverwaltung ein, war bis 1993 an der bayerisch-österreichischen Grenze  im Dienst.

Beharrlich und leidenschaftlich setzt sich der Familienvater täglich an den Schreibtisch, tippt seinen Text in den Laptop, sortiert Fotos, klärt Veröffentlichungsrechte, stellt ein Quellenverzeichnis auf. Bei vielen öffentlichen Stellen hat er sich schon um Informationen bemüht, so auch beim Zollkriminalamt Köln, beim Förderkreis Deutsches Zollmuseum Hamburg in der Speicherstadt oder beim Zoll-Ski-Team in den Alpen. Selbst mit Europol hat er Kontakt aufgenommen. In 14 Ländern gibt es Zollverbindungsbeamte für die internationale Zusammenarbeit. „Ins Hamburger Museum kommen jährlich rund 100 000 Besucher“, sagt Fritz Baronner. Das allgemeine Interesse am Thema sei also groß.

Bis zu 300 Seiten stark könnte sein Buch werden, das er bei Stoba-Druck Lampertswalde herstellen lassen will. Natürlich wird der Baulichtsalon im Schloss Lauterbach, seine private Uniformsammlung mit circa 4000 Polizeiutensilien, eine Rolle spielen. Wenn das Buch in einem reichlichen Jahr erscheinen sollte, wird das auch der öffentlichen Ausstellung Aufschwung geben.