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Lastenrad statt Kleinwagen

Lastenräder sind jetzt immer öfter in Radebeul zu sehen. Die Ortsgruppe vom ADFC und Fahrradläden machen mobil.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul. Sie fallen auf, immer öfter. Auf Radebeuls Straßen und Radwegen rollen Lastenfahrräder. Zumeist sitzen in dem Kasten vor dem tretenden Radfahrer Kinder. Mütter bringen sie so in die Kita, Großväter machen mit den Enkeln eine Ausfahrt. In Radebeul gibt es seit dem Frühjahr sogar eine Ausleihe fürs Lastenrad, kostenlos, betont Thomas Weist. Weist ist Sprecher des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) für die Ortsgruppe Radebeul. Was die Dresdner können, haben wir auch drauf, sagte er sich gemeinsam mit Andreas Werner, der sich als Techniker, ebenfalls ehrenamtlich, um das Radebeuler Lastenrad kümmert.

Ausgestattet ist das Rad auch mit einer regensicheren Plane, die im Foto Andreas Werner (links) und Thomas Weist vom ADFC zeigen. Es hat ein Schloss und auch Sicherheitsgurte für Kinder.
Ausgestattet ist das Rad auch mit einer regensicheren Plane, die im Foto Andreas Werner (links) und Thomas Weist vom ADFC zeigen. Es hat ein Schloss und auch Sicherheitsgurte für Kinder. © Arvid Müller

Thomas Weist: „Wir haben das Rad auf Kosten des ADFC angeschafft, weil es einfach praktisch und gut für die Umwelt ist. Wer es ausleihen möchte, muss sich nur auf der Dresdner Internetseite Frieda & Friedrich anmelden.“ Drei Tage, ohne jede Kosten, kann das Fahrrad genutzt werden. Bisher haben sich 15 Bürger dafür interessiert.

Beim Test durch die SZ fällt der gewaltige Kasten auf. Drin sind Sitzplätze und Sicherheitsgurte für Kinder. Unter dem Sitz gibt es eine Plane mit Fenstern, die den Transport komplett regensicher macht. Ein Schloss hat das Rad. Die Bremsen sind vorn an der Felge, hinten mit Rücktritt. Das Rad hat eine Nabenschaltung, damit auch im Stand geschaltet werden kann.

Seitdem das Testrad durch die Stadt rollt, schauen mehr hin. Es fällt auch auf, dass es nicht das Einzige ist. Andrè Stübner und Matthias Winzer vom Radebeuler Fahrradgeschäft Tretmühle: „Wir wollen das Thema Lastenrad jetzt richtig mit Vehemenz angehen. Es gibt dafür sogar Bundesfördertöpfe, womit etwa Firmen Lastenräder über Monate zu günstigen Preisen leihen können.“

Das Bundesprojekt nennt sich „Ich entlaste Städte“ und geht bis 2020, sagt Matthias Winzer, Prokurist bei der Tretmühle. Wer sich dafür interessiert, bekommt im Laden ausführliche Betreuung von Maximilian Richter. Sechs Firmen nutzen das schon – ein Fotograf, ein Naturkostlieferer und auch der Druckmaschinenhersteller KBA habe ein solches Rad, sagt Matthias Winzer.

In Radebeul gibt es in inzwischen drei Standorte, wo das ADFC-Rad abgestellt und abgeholt werden kann. Aktuell steht es am Sozialkaufhaus in der Wasastraße in Ost. Thomas Weist: „Hier sind öfters Leute, die kein Auto haben und mit dem Rad Sachen transportieren wollen.“ Bei einem Umzug wurde das Lastenrad auch schon für Transporte aus dem Baumarkt genutzt. Bis zu 150 Kilogramm kann es laden. Mehr als mancher Kleinwagen im Kofferraum.

Weitere Standorte in Radebeul sind der Radladen an der Kreuzung Meißner Straße, August-Bebel-Straße in Ost. Inhaber Matthias Seifert: „Eine gute Sache mit dem Lasten. Nächstes Jahr will ich in das Thema größer einsteigen.“ Beratung gibt es schon jetzt. Auch in der Familieninitiative in Altkötzschenbroda ist eine Station.

„Wir würden uns weitere Abstellplätze und Ausleihmöglichkeiten wünschen, etwa in Zitzschewig oder bei Wohnungsgenossenschaften und Gartenvereinen“, sagt Andreas Werner. Platz braucht das Rad für etwa 2,30 Meter mal 90 Zentimeter. Den bisherigen Unterstützern danken die beiden ADFC-Männer schon mal für ihre Bereitschaft mitzuhelfen. Das Lastenrad, so zeigt es sich beim SZ-Test, ist keines zum Schnellfahren. Sicher und gemütlich rollt es auf drei Rädern. Für die Kurven gibt es am Kasten einen Anschlag, damit nichts kippen kann. „Man sollte dennoch nicht zu schnell in die Kurven fahren“, rät Thomas Weist.

Das Radebeuler ADFC-Rad kostet etwas über 1 000 Euro. Wer ein ähnliches mit E-Antrieb haben möchte, muss allerdings mit Preisen von mindestens 3 000 Euro rechnen, nach oben kaum Grenzen, sagt Andrè Stübner von der Tretmühle. Mehrere Stationen zum Ausleihen und Testen von Lastenrädern gibt es in Dresden. Thomas Weist: „Wir haben uns das Rad angeschafft, weil wir sicher sind, dass es hier Interesse findet. Zum Ausleihen und wieder abgeben soll aber nicht jeder extra zehn bis 15 Kilometer nach Dresden fahren müssen. Weitere Interessenten und vielleicht auch Mitstreiter sind herzlich willkommen.“ Derzeit hat der ADFC Radebeul 80 Mitglieder, davon fünf, die sich richtig aktiv kümmern.