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Landwirt aus Leidenschaft

Ein Altenhofer hat seinen Meisterabschluss bekommen. Den hat er trotz Mehrfachbelastung geschafft.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Region Döbeln. Simon Pfütze (26) aus Altenhof gehört zu den 34 Meistern aus den grünen Berufen, die am Freitag aus den Händen von Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU) ihren Meisterbrief erhalten haben.

Hinter Simon Pfütze und seiner Frau Jana liegen ein paar aufregende Monate. Denn in der Zeit, in der er seine Meisterarbeit schrieb und Prüfungen ablegte, wurde das Wohnhaus des Hofes in Altenhof saniert, die Frau schrieb ihre Masterarbeit berufsbegleitend im Bereich der Sozialpädagogik und Anfang des Jahres kam ihre Tochter zur Welt. „Ich konnte nicht einmal im Krankenhaus bleiben. Unsere Tochter wurde sonntags geboren und am Montag musste ich meine schriftliche Meisterarbeit abgeben“, erzählte Simon Pfütze. Der Umbau des Wohnhauses musste ebenfalls im vergangenen Jahr erfolgen, weil es Fördergeld gab. Den Hof hatte das junge Paar im Jahr 2014 erworben. „Wir haben immer etwas Besonderes gesucht und nun in Altenhof gefunden“, sagte 26-Jährige. Auf das Dorf seien sie gekommen, weil die Oma von Jana Pfütze hier lebte.

Jetzt sind alle drei Pfützes glücklich, weil sie an diesen Herausforderungen gewachsen sind und alles gemeistert haben. Für Simon Pfütze stand schon als kleiner Junge fest, dass er einmal in der Landwirtschaft arbeiten will. Sein Onkel Jörg Schicketanz bewirtschaftet den Schicketanzhof in Fremdiswalde bei Grimma. „Der Hof war etwa 100 Meter von meinem Elternhaus entfernt, in dem mein Vater, der Tischlermeister ist, seine Firma hat“, sagte der Landwirtschaftsmeister. Mit seinem Cousin sei er ständig auf dem Hof gewesen. In jüngeren Jahren hätten ihn mehr die Tiere interessiert, später sei es dann eher die Technik gewesen.

Meisterausbildung

Acht Landwirtschaftsmeister, 15 Gärtnermeister sowie eine Meisterin der Hauswirtschaft haben ihre Meisterbriefe von Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt erhalten. Das trifft auch auf vier weitere Absolventen der Fachschule für Agrartechnik und Gartenbau Dresden-Pillnitz zu.

Neu ist ein sogenannter Meisterbonus. Der Freistaat Sachsen unterstützt damit die berufliche Weiterbildung.

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Simon Pfütze verwirklichte seinen Traum und erlernte den Beruf als Fachkraft Agrar-Service, allerdings nicht auf dem Schicktanzhof, weil er auch etwas anderes kennenlernen wollte. Dann entschied er sich zur Weiterbildung als Staatlich geprüfter Wirtschafter für Landwirtschaft in der Fachschule für Landwirtschaft Döbeln. Zwei Winterhalbjahre drückte er die Schulbank. Während es in der Lehre mehr um die Technik und die Praxis ging, spielten vor allem Zahlen während dieser Weiterbildung eine große Rolle.

„Man bekommt einen neuen Blick auf den Pflanzenbau und die Tierzucht“, so Simon Pfütze. Während seiner Weiterbildung arbeitete er bereits auf dem Schicketanzhof in Fremdiswalde. Eigentlich sollte es gleich mit der Meisterschule weitergehen. Doch das klappte nicht so recht. Dafür sammelte der junge Landwirt Praxiserfahrungen, bis er wieder das Lehrbuch zur Hand nahm. Dann allerdings nur an einigen Tagen in zwei Winterhalbjahren. „Schon nach der Lehre stand für mich fest, dass ich einmal Meister werden will. Schließlich ist mein Vater ja auch einer, aber auf einem anderen Gebiet. Außerdem stellt der Schicketanzhof allen Mitarbeitern frei, sich weiterzubilden“, so Simon Pfütze. In der Döbelner Fachschule sei der Hof schon bekannt.

„Ich würde jedem raten, der die Meisterprüfung ablegen will, zuvor den Abschluss als Wirtschafter in der Tasche zu haben, da bei dieser Ausbildung viel Grundwissen vermittelt wird“, sagte der 26-Jährige. Außerdem werde zum erfolgreichen Abschluss viel Fleiß und Disziplin benötigt.

Nach der Prüfung für die Lehrlingsausbildung stand der schriftliche Test entweder im Bereich der Tier- oder der Pflanzenproduktion an – je nachdem, für welche praktische Prüfung sich die Meisterschüler entschlossen hatten.

Simon Pfützes Herausforderung waren Masthühner, aus denen Broiler geworden sind. Er fütterte 50 Hühner – einen Teil mit Futter, das auf dem Schicketanzhof hergestellt wird, den anderen Teil mit Vollmastfutter. „Auch das Unternehmen war an dem Ergebnis interessiert“, so der Landwirtschaftsmeister. Unterm Strich war die Qualität der Hühner, die mit hofeigenem Futter gemästet wurden, besser.

Mit diesen Prüfungen war die Meisterschule längst noch nicht abgeschlossen. Eine Meisterarbeit, in der vor allem betriebswirtschaftliche Dinge eine Rolle spielten, musste geschrieben und verteidigt werden. Ein großes Thema war auch die sogenannte Fremdbetriebsbeurteilung. Innerhalb von einer Stunde, in der das Unternehmen vorgestellt wird, muss der Meisteranwärter die Stärken und Schwächen des ihm fremden Betriebes herausfinden.

„Die Prüfungen und Aufgaben muss ich ganz gut gemeistert haben, denn im Mai erfuhr ich telefonisch, dass ich die Meisterprüfung bestanden habe. Zuvor gab es dazu keine Informationen. Deshalb haben meine Frau und ich diesem Tag mit Spannung erwartet“, sagte Simon Pfütze.

In seiner Firma übernimmt er nun neue Aufgaben. Dazu gehört die Lehrlingsausbildung. Zurzeit hat das Unternehmen fünf Auszubildende. Auch im Bereich des Pflanzenbaus bekommt der Meister mehr Verantwortung übertragen, muss mehr entscheiden und dokumentieren. „Den Meister zu haben, bedeutet für mich nicht nur ein berufliches Weiterkommen. Irgendwann will ich auch noch mit unserem Hof und dem dazugehörigen Land etwas machen“, so Simon Pfütze.

Zurzeit hält die Familie Hühner, Schafe und ein Schwein. Das hat der Landwirt vom Schicketanzhof mitgebracht, weil es nicht wachsen wollte. „Es war so klein, dass es für den Transport in eine Katzenbox passte“, sagte seine Frau. Ihrem Mann hätte das Schwein, das nun auch etwas gewachsen ist, leid getan.