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Land unter in Freital

Die Regenmengen von einem Monat kamen am Donnerstag innerhalb weniger Stunden vom Himmel. Das hatte Folgen.

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© Roland Halkasch

Von Tobias Winzer, Annett Heyse und Verena Schulenburg

Freital. Überflutete Straßen, ein Unfall, umgestürzte Bäume und vollgelaufene Keller – das ist die Bilanz des ungewöhnlich heftigen Unwetters am Donnerstagabend zwischen 19 und 20 Uhr in Freital. Innerhalb von etwa einer Stunde kamen solche Regenmengen vom Himmel, wie sie sonst in einem durchschnittlichen Monat gemessen werden. 54 Millimeter pro Quadratmeter registrierten die Wetterstationen. „Das Unwetter zog sich in einem Streifen von Niederhäslich bis nach Zauckerode“, so Rathaussprecher Matthias Weigel. „Größere Schäden gab es nicht.“ Doch die Trockenheit in den vergangenen Tagen trug ihren Teil dazu bei, dass es vor allem für Autofahrer große Beeinträchtigungen gab.

Die Tharandter Straße zwischen Freital und Dresden war kurzzeitig überflutet.
Die Tharandter Straße zwischen Freital und Dresden war kurzzeitig überflutet. © Roland Halkasch

Kräftige Böen bliesen das teils schon vertrocknete Laub von den Bäumen und verstopften Gullydeckel. Auf der Dresdner Straße auf Höhe des ehemaligen Capitols, der Wehrstraße, der Tharandter Straße, am Sachsenplatz und auf der Wilhelm-Müller-Straße staute sich das Wasser und überflutete die Straßen. Die Dresdner Straße musste sogar kurzzeitig gesperrt werden. Direkt an der Überschwemmung gab es einen Auffahrunfall zweier Autos. Auf der Wehrstraße halfen sich die Anwohner selbst und öffneten die zugesetzten Gullydeckel. Das Wasser konnte wieder abfließen.

„Die Bevölkerung hat sehr gut mitgearbeitet“, so Rathaussprecher Matthias Weigel. Neben den Einsätzen an den verstopften Gullydeckeln seien auch schon vor dem Eintreffen der Feuerwehr damit begonnen worden, einzelne vollgelaufene Keller vom Wasser zu befreien. Insgesamt sei die Feuerwehr im Zeitraum zwischen 19 und 21 Uhr zu 20 Einsätzen unterwegs gewesen. Alle Löschzüge, bis auf den Somsdorfer, waren im Einsatz. Straßensperrungen gab es auch auf der Saalhausener Straße und der Kesselsdorfer Straße am Freitaler Ortsausgang. Dort hielten zwei Bäume den hohen Windgeschwindigkeiten nicht stand und fielen auf die Straße. Die Feuerwehr beseitigte die Stämme und Äste.

Um die große Zahl an Einsätzen zu koordinieren, wurde in der Freitaler Hauptwache eine sogenannte ortsfeste Befehlsstelle eingerichtet. „Weil es einfach nicht abzusehen war, was da noch kommt“, sagt Rathaussprecher Weigel. In diesen Fällen werden die Einsätze nicht mehr von der zentralen Leitstelle in Dresden koordiniert, sondern vor Ort.

Auch in Bannewitz mussten die Kameraden zum neuen Wohngebiet an der B 170 ausrücken. Dort schossen die Wassermassen von den Nebenstraßen in die Baugruben, nahmen dabei Schlamm mit und umschlossen einige teils noch unfertige Eigenheime, wie Gemeindewehrleiter Heiko Wersig erklärt. Zur Sicherheit sind Sandsäcke an die Kirschallee gelegt worden. „Falls es noch schlimmer gekommen wäre.“ Mittlerweile sind die Barrieren abgebaut.

Der ungewöhnlich starke Regen ließ außerdem die Weißeritz in Freital kurzzeitig anschwellen. Der Pegel an der Messstelle in Hainsberg schnellte innerhalb einer Stunde zwischen 19 und 20 Uhr von einem Niedrigwasserstand von gerade einmal 37 Zentimetern auf 54 Zentimeter nach oben. Auch das Regenrückhaltebecken in der Nähe des Edelstahlwerks füllte sich innerhalb weniger Minuten. Im Laufe des Freitags ging der Wasserstand in der Weißeritz wieder deutlich zurück.

Das Unwetter hatte auch Auswirkungen auf ein Hüpfburgen-Festival auf dem Platz des Friedens. Veranstalter William Köllner wollte den kleinen Vergnügungspark eigentlich am Freitag eröffnen. „Das geht aber noch nicht, weil viel Schlamm den Berg heruntergekommen ist“, sagte er. Er und seine Helfer mussten die Hüpfburgen am Freitag erst einmal von Dreck befreien. Am Sonnabend wird die Eröffnung nachgeholt.

Dann wird überwiegend Sonnenschein herrschen, teilt Meteorologe Jens Oehmichen vom Wetterdienst in Leipzig mit. Allerdings sei im Verlaufe des Sonnabends mit weiteren, teils kräftigen Gewittern zu rechnen. Am Sonntag wird es dann mit um die 25 Grad Tageshöchsttemperatur erst einmal etwas gemäßigter, bevor die nächste Warmluftfront aus Südwesteuropa anrückt. „Kommende Woche wird es abermals richtig heiß“, prognostiziert Oehmichen.

Bekommen wir jetzt italienische Verhältnisse? Dieser Sommer habe tatsächlich mediterrane Züge, heißt es beim Deutschen Wetterdienst. Oehmichen: „Es gibt immer mal wieder solche Ausreißer und es werden mehr. So zum Beispiel auch 2003 und 2012.“ Vor sechs Jahren wurden in Dresden am 20. August 39,8 Grad Celsius gemessen – noch immer der Rekordwert.