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Lärmschutzwand in Krippen wird niedriger

Die Bürgerinitiative gegen die Zwei-Meter-Wand am Bahndamm wurde gehört – trotz ihres späten Einspruchs.

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© Foto/Montage: Stadt Bad Schandau

Von Dirk Schulze

Kurz vor der entscheidenden Abstimmung gab es noch mal Verwirrung, welche der mit vielen Abkürzungen und Zahlen aufgelisteten Varianten denn nun die richtige wäre. Als das geklärt war, hoben alle Bad Schandauer Stadträte die Hand für ein Ja. Es folgte Applaus.

Die Entscheidung war im Sinne der rund 40 anwesenden Gäste im Saal des Hauses des Gastes gefallen. Die Lärmschutzwand entlang der Bahngleise in Krippen wird nur 74 Zentimeter hoch statt, wie zuvor geplant, zwei Meter. Die gewählten Vertreter des Stadtparlaments haben damit ihre mehrheitliche Entscheidung vom Juni teilweise revidiert und sind den Wünschen einer Bürgerinitiative gefolgt – buchstäblich in letzter Minute.

Nur der Kulanz der Bahn ist es zu verdanken, dass diese Änderung noch möglich war. Über zwei Jahren wurde zuvor über den Bau von Schallschutzwänden entlang der internationalen Bahnstrecke durch das Elbtal diskutiert. Es gab eine vom Eisenbahnbundesamt initiierte Online-Umfrage, zahlreiche Zeitungsartikel, Einwohnerversammlungen und Mitteilungen in den Amtsblättern der Gemeinden. In Bad Schandau und seinen Ortsteilen sind Bürgermeister Thomas Kunack (WVT) und Stadtrat Rolf Böhm (CDU) sogar drei Tage lang mit Zollstock und Fotoapparat am Bahndamm herumgeklettert, um den Einwohnern zu Infoveranstaltung im Juni anschauliche Fotomontagen präsentieren zu können. Wie sieht eine zwei Meter hohe Lärmschutzwand – gemessen ab Schienenoberkante – denn ungefähr in der Landschaft aus? Wie viel ist dann vom Zug noch zu sehen? Und, noch wichtiger, welche Sichtachsen werden durch die Mauer versperrt?

Das ermittelte Stimmungsbild fiel zugunsten der Zwei-Meter-Variante aus. Nach einer teils emotional geführten Debatte stimmte der Bad Schandauer Stadtrat mehrheitlich dafür. Das war im Juni. Im Oktober meldete sich nun die Bürgerinitiative „Lärmschutz mit Augenmaß“ zu Wort. Sie hatte mehr als 300 Unterschriften gesammelt und forderte für den Abschnitt in Krippen eine deutlich kleinere Variante. Ihre Argumente: Durch die Schutzwand würde die einzigartige Kulturlandschaft im Elbtal zerstört, die Mauer wäre das erste, was Besucher zu sehen bekommen, die Aussicht auf die Landschaft auch aus einigen Ferienwohnungen heraus wäre zerstört. Diesem Wunsch hat der Stadtrat nun entsprochen und wird dies an die Bahn weiterleiten, die explizit nur mit Zustimmung der Kommunen bauen will. Stadt Wehlen und Königstein etwa hatten sich komplett gegen eine Lärmschutzwand entschieden.

Die Änderung betrifft einen rund einen Kilometer langen Abschnitt vom Vereinshaus in Krippen bis zur Unterführung am Krippener Bahnhof. Dort sollen die Gleise von beiden Seiten mit einer Schutzwand gegen den Bahnlärm versehen werden. Sie wird jetzt nur noch 74 Zentimeter hoch, gemessen ab der Schienenoberante. Das entspricht in etwa der Höhe der Räder der Waggons und schluckt den schlimmsten Krach. Diese Bauweise hat noch einen weiteren Vorteil: Die Schallschutzwand rückt näher ans Gleis, wohingegen die Zwei-Meter-Variante in einem größeren Abstand erbaut werden müsste. Das wäre in diesem Bereich der Friedrich-Gottlob-Keller-Straße eng geworden, da der Platz für Fußgänger und Autos hier ohnehin begrenzt ist. Für die Anwohner mit am wichtigsten: Der Blick hinauf zu den Schrammsteinen auf der anderen Elbseite bleibt unverbaut.

Für Schmilka und Prossen ändert sich nichts. Dort ist weiterhin eine zwei Meter hohe Schallschutzmauer entlang des Bahndamms geplant. Insgesamt bekommt Bad Schandau mit seinen Ortsteilen damit die längsten Lärmschutzwände aller beteiligten Kommunen im oberen Elbtal, länger als in Heidenau oder in Dresden. Rund 14 Millionen Euro sollen hier verbaut werden. Das Gesamtbudget des Vorhabens liegt bei 57 Millionen Euro. Einen verbindlichen Zeitplan für die Umsetzung gibt es bisher noch nicht.