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Kuschelstunde mit der Vogelspinne

Bei einer Schau in der Neustadthalle wurden über 400 exotische Spinnen und Skorpione gezeigt. Und nicht nur das.

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Von Katarina Lange

Neustadt in Sachsen. Langsam tasten sich die kleinen Beinchen nach vorn. Man merkt sie kaum auf der Haut. Das Fell glänzt in sattem Braun. Die Härchen sind weich wie bei einer Katze. Doch sonst hat sie nichts mit einem Stubentiger gemeinsam – diese riesige Vogelspinne. Und genau deshalb gehört sie zu den Lieblingstieren von Renaldo Neigert. Der junge Mann, der aus Limbach-Oberfrohna stammt, hat sie und weitere Exoten am Sonntag in der Neustadthalle gezeigt. Hunderte Besucher strömten in den großen Saal, um Vogelspinnen, Skorpione, Käfer und Würmer aus nächster Nähe zu betrachten.

Und nicht nur das. Die Besucher durften nicht nur gucken, sondern auch anfassen. Nicht alle Tiere, aber einige, die ungiftig sind. Renaldo Neigert öffnet ein Terrarium und setzt sich eine Schwarze Uruguay Vogelspinne auf die Hand. Ganz zärtlich umfasst er sie. Nur nicht fallenlassen. Dann würde der Körper der Spinne platzen. Schnell scharen sich Kinder um den Spinnenmann. Ein Mädchen streckt Renaldo Neigert mutig ihre beiden Hände entgegen. Langsam wechselt die Vogelspinne von einer Hand zu anderen. „Das kitzelt“, ruft das Mädchen und lacht. Jetzt sind auch Eltern mutig und trauen sich näher an die Vogelspinne heran. Geduldig tippelt sie über Duzende Hände.

Etwa 40 verschiedene Vogelspinnenarten zeigt Renaldo Neigert in seiner Wanderausstellung, die quer durch Deutschland zieht. Manche sind lila gefärbt, andere blau-weiß und erinnern damit ein wenig an Meißner Porzellan. Auch eine Hornvogelspinne ist darunter, ein seltenes Exemplar. Sie trägt auf ihrem Rücken einen spitzen Stachel. Auch die größte Vogelspinnenart der Welt ist unter den Exemplaren, die Theraphosa blondi. Bis zu 30 Zentimeter groß können diese Tiere werden. Und damit ist allein der Körper gemeint.

In Neustadt ist solch ein Riese nicht dabei. Bis vergangenes Jahr gehörte einer zur Sammlung von Renaldo Neigert. Dann verstarb das Tier. „Für Ersatz zu sorgen, ist gar nicht so einfach“, sagt der Fachmann. Vogelspinnen dürften nicht mehr nach Deutschland eingeführt werden. Sie müssen hier nachgezüchtet werden. Und das dauert. Denn die Tiere können bis zu 25 Jahre alt werden. Erst spät pflanzen sie sich fort. Importe passieren dennoch immer wieder. Zum Beispiel als blinder Passagier in Bananenstauden. Mitarbeiter eines Supermarktes hätten so schon Bekanntschaft mit einer Vogelspinne gemacht. „Aber das kommt nur selten vor“, sagt Neigert.

Seit etwa 15 Jahren züchtet er Vogelspinnen. Mit einer einzigen fing es an. Irgendwann waren es 40 Tiere. Gebissen wurde er bisher noch nicht. „Das Gift ist nicht das Problem“, erklärt er. Gefährlicher seien die Bakterien, die an den Fangzähnen sitzen. Sie würden meistens eine Blutvergiftung verursachen.

Immer wieder wird Renaldo Neigert von Besuchern angesprochen. Dann geht es meist um die Spinnen, die im heimischen Keller an der Wand sitzen oder beim Staubsaugen in der Zimmerecke entdeckt wurden. In Deutschland gibt es keine gefährlichen Spinnen, beruhigt er die neugierigen Besucher. Obwohl. Renaldo Neigert überlegt kurz. Gemessen an der Größe, gehört der Weberknecht zu den giftigsten Spinnen hierzulande. Doch die Giftmenge, die diese Tiere bei sich tragen, sei viel zu klein, um Menschen zu schaden.

Die Spinnenausstellung mit rund 400 Exemplaren ist am Sonntag, 23. Februar, von 10 Uhr bis 18 Uhr, in der Stadthalle in Sebnitz zu Gast.