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Kunst kaufen für eine schönere Stadtkirche

Für die Innenrestaurierung benötigt die Gemeinde auch Spenden. Zehn malende Nossener setzen sich dafür ein und planen eine Auktion.

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© Andreas Weihs

Von Marcus Herrmann

Nossen. Nossens Archivchef Tommy Pfennig ist von der Idee begeistert und wird den Auktionsleiter mimen, wenn es Ende September im Sachsenhof zu einer besonderen Verkaufsaktion kommen soll. „Wenn alles ungefähr so abläuft, wie jetzt geplant, wird es 19 Uhr losgehen, eine Stunde vorher ist Einlass“, sagt Pfennig. Aber was wird am 26. September denn genau losgehen? Wie die freischaffende Nossener Künstlerin Susann Starke erläutert, hatten sie sowie weitere Mitglieder des Nossener Kulturvereins (Kuno) die Idee, mit dem Verkauf von gemalten Kunstwerken für die Sanierung des Innenensembles der 1722 geweihten Stadtkirche Geld zu sammeln. Damit das Gebäude fit für die Zukunft gemacht werden kann, sollen Decke, Wände, Emporen, Bänke und Altar einen neuen Anstrich bzw. Farbgebung bekommen. Die größere Renovierung im Inneren, für die laut Pfarrer Clemens Michael Kluge rund 180 000 Euro investiert werden müssen, soll möglichst bis 2022 zum 300-jährigen Jubiläum abgeschlossen sein. Weil Fördermittelanträge beim Landkreis bisher abgelehnt worden, werde ein größerer Eigenanteil der Stadt nötig.

Dass sich die Evangelisch-Lutherische Kirche dabei auf die Unterstützung der Stadt und ihrer Bürger verlassen darf, zeigte sich schon in den letzten Jahren. So konnten bereits Heizkörper ausgetauscht, die Steuerung der Heizung modernisiert und Kabel für die Elektrik erneuert werden. „Jetzt sollten die Nossener schon mal zu Hause nachschauen, ob nicht eine Wand für ein schönes Bild frei ist“, sagt Brigitte Naumann.

Die Hobbymalerin steuert selbst mehrere Bilder – meist Naturmotive – zu der Versteigerung bei. Seit rund 25 Jahren zeichnet sie 71-Jährige, hat von der befreundeten Malerin Susann Starke viel gelernt. Neben den beiden malen acht weitere Hobbykünstler- und Künstlerinnen extra für die Benefizaktion. Der Großteil der Bilder lagert momentan in den neuen Räumen des Kuno neben der Gaststätte Edelweiß an der Freiberger Straße. Insgesamt dürfen sich die Interessenten auf zwischen 35 und 40 Bilder freuen, aus denen ausgewählt werden kann.

„Wir haben jetzt 37 Bilder erfasst, müssen diese bewerten und zum Teil noch rahmen. Vielleicht kommen noch einige dazu“, erklärt Brigitte Naumann. Susann Starke schätzt, dass die Öl-, Akryl-, Aquarell- oder Tintezeichnungen sowie Grafiken in verschiedenen Formaten für eine Preisspanne von 30 bis 400 Euro pro Bild erhältlich sein werden. Zu den Motiven gehören zum Beispiel farbenfrohe Blumen und Pflanzen, feingliedrige Stadtansichten Nossens, Waldidyllen, andere Landschaftseindrücke und vieles mehr. „Damit die Nossener sich schon vor der Versteigerung einen Eindruck machen können, planen wir, die Bilder erstmals während des Weinfestes zu zeigen und dafür zu werben“, verrät Starke.

Künstler zwischen 13 und 90 Jahren

Außerdem sollen alle Bilder in der monatlich erscheinenden Nossener Rundschau gezeigt werden.

Unter den Urhebern befinden sich viele Freizeitmaler, die in den Ganztagsangeboten der 45-Jährigen an Nossener Schulen ihr Können zeigen. Insgesamt stammen die Arbeiten von Malern mehrerer Generationen. „Unsere Älteste ist 90 Jahre alte, die Jüngste kommt in die achte Klasse“, berichtet Starke. Nachdem der Kuno e.V. bereits bei der Lesenacht, dem Chortreffen oder dem Weinfest sehr aktiv ist, habe man auch an die Kirche gedacht und überlegt, was man zu ihrer Verschönerung beitragen könnte. „Die Kirche ist doch nicht nur ein Gotteshaus, sondern auch kulturell und historisch von großer Bedeutung. Sie ist Begegnungsstätte für alle Menschen, ganz gleich welcher Konfession“, nennt Brigitte Naumann die Beweggründe für das Engagement. Weil das viele so sehen, seien aus anfangs sieben nun schon zehn mitmachende Künstler geworden.

Sie alle hoffen, dass sich die Aktion im September im Nachhinein vielleicht unter dem Motto „Nossen malt“ auch langfristig etablieren könnte. Schließlich gebe es in der Muldestadt sehr viel ehrenamtliches Engagement und eine lebendige Vereinsarbeit. „Dafür auch in den kommenden Jahren zu sammeln, wäre unsere Wunschvorstellung. Darum hoffen wir zum Start auf großes Interesse“, so Susann Starke. Auf Qualität dürfen sich die Bürger dabei verlassen. „Sie bekommen handgemachte Kunst, keinen Ramsch. Darum führen wir bewusst keine Ein-Euro-Versteigerung durch. Was sich nicht verkaufen sollte, geht zurück an die Künstler.“