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Kunst im Akkord

Anne Werner stellt ihre neue Kollektion vor. Auch bei den Kunsthandwerkertagen ist sie zu sehen. Die Keramikerin aus Nieschütz hat große Pläne.

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© Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller

Nieschütz/Meißen. Anne Werner pustet kurz durch: „Ich habe jetzt im Akkord gearbeitet, nachdem das Weihnachtsgeschäft super gelaufen ist, die gesamte Weihnachtskollektion ausverkauft war. Da musste dringend für Nachschub gesorgt werden“, sagt sie. Hat sich hinter die Töpferscheibe gesetzt in fünf Stunden 180 ihrer Keramikbecher Elena hergestellt. Und nicht nur diese, sondern auch andere Keramik, vor allem ihre neue Frühlingskollektion „Garten“. Diese bietet die Nieschützerin nun auch in ihrem Geschäft am Theaterplatz in Meißen an.

Alles, was bei ihr im Laden steht, das ist etwas Besonderes, Einmaliges, Einzigartiges. „Alles ist handgemacht, jedes Stück ist ein Unikat“, sagt die 35-Jährige. Die Idee, ihre Becher industriell herstellen zu lassen, hat sie erstmal verschoben. Mittlerweile hat sie in Meißen schon eine Stammkundschaft. Wer bei ihr kauft, geht nicht zu Ikea. Ihre Kunden lieben das Individuelle. Und lassen sich das auch etwas kosten. Anne Werner pendelt nach wie vor zwischen Nieschütz, Meißen und Düsseldorf. Dort hat sie eine Niederlassung, dort wohnt auch ihr Freund. Die beiden führen eine Fernbeziehung. Doch die meiste Zeit ist sie in Meißen. Ihren Laden am Theaterplatz betreibt sie selbst. Eine Angestellte zu finden, ist nicht einfach. Denn es soll nicht nur eine Verkäuferin sein, sondern sie muss etwas von Keramik verstehen. „Die Kunden wollen nicht nur kaufen, sie suchen auch das Gespräch. Es ist schwer, eine keramikaffine Verkäuferin zu finden, die die nötige Begeisterung für die Produkte mitbringt“, sagt Anne Werner. Und sie weiß auch zu gut, dass sie nicht alles allein schaffen kann. „Ich bin Keramikerin, doch das reicht allein nicht. Ich muss eine straighte Geschäftsfrau sein, um langfristig Bestehen zu können“, sagt sie. Und musste deshalb schon manch Lehrgeld zahlen.

Nachhaltig und zeitlos

Auf ihrer vierjährigen Walz, die einer Weltreise glich und die sie über Ägypten, Griechenland, die Schweiz und schließlich bis Mittelamerika und Japan führte, konnte sie die vielfältigen Herstellungstechniken und Endprodukte der Keramik sowie die großen Meister ihres Fachs kennenlernen und mit ihnen arbeiten. „Ich habe in über 40 Keramik-Werkstätten arbeiten dürfen und konnte mir ein unschätzbares Wissen aneignen“, schwärmt Anne Werner. Mit diesen Erfahrungen entwickelte sie ihre eigene, ganz individuelle Methode der Keramikherstellung mit dem Ziel, das alte Wissen in die neue Generation und Zeit zu tragen. „Nachhaltigkeit, Zeitlosigkeit und Langlebigkeit bilden die Säulen meiner Unternehmensphilosophie“, sagt sie.

Vom 23. bis 25. März wird die Nieschützerin auf alle Fälle in Meißen sein. Dann nimmt sie an den von der Handwerkskammer Dresden initiierten Europäischen Kunsthandwerktagen teil. In ihrem kleinen Ladenlokal am Theaterplatz wird sie ihre neueste Kollektion „Garten“ zeigen. „Passend zum Frühlingsanfang und zu Ostern gibt es individuelle Geschenk- und Dekorationsideen“, verspricht sie. Dazu gehören Becher für Blumen und Kräuter, die sie auch in der Achterbox anbietet. Oder außergewöhnliche Pflanzgefäße und große Blumentöpfe, die es nirgends anders gibt. „Hier ist nichts von der Stange, sondern alles individuell“, sagt sie.

Mittlerweile laden Sitzmöglichkeiten und Kaffee aus hauseigenen handgemachten Tassen den ein oder anderen zum Verweilen ein, übrigens nicht nur zu den Kunsthandwerkertagen. „So biete ich meinen Beitrag zu einem belebten Theaterplatz“, sagt sie. Über 60 Kunsthandwerker werden an diesem Wochenende ihre Werkstätten für Besucher öffnen, um einzigartige Kostbarkeiten oder Kleinserien in Handarbeit zu präsentieren. Die Initiative zu den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks ging im Jahr 2002 vom französischen Ministerium für Handwerk aus. Ziel ist es, die Bedeutung und Vielfalt des Kunsthandwerks zu fördern. „Europäisch“ heißen die „Tage des Kunsthandwerks“, weil sie zeitgleich und jährlich Anfang April in mittlerweile 19 europäischen Ländern, so in Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, Lettland, Portugal, Irland und der Schweiz stattfinden. Seit 2014 gehört auch Deutschland dazu.

Anne Werner hat große Pläne. An dem Firmensitz ihres Keramikstudios in Nieschütz würde sie gern ein leer stehendes Gebäude erwerben. Dort könnte sie nicht nur produzieren und verkaufen, sondern auch Kurse anbieten. „Das wäre ideal“, sagt sie. Doch die Verhandlungen gestalten sich schwierig. „Ich kann nicht ewig warten“, so die Nieschützerin. Das Geschäft am Theaterplatz würde sie dennoch behalten wollen, schon wegen der Stammkunden und der Touristen. „Das meiste verkaufe ich zwar Online über Facebook und meinen neuen Onlineshop, aber viele Kunden wollen sich die Produkte auch ansehen, sie anfassen, mal in die Hand nehmen“, sagt sie. Bis zu den Kunsthandwerkertagen hat sie noch viel zu tun, will viel Keramik produzieren. Kunst im Akkord sozusagen.

Zu den Kunsthandwerkertagen ist am 23. März von 13 bis 19 Uhr, am 24. und 25. März von 10 bis 19 Uhr geöffnet.

www.keramik-studio.net