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Kulturkraftwerk auf Mietersuche

Finden sich keine, werden zur Eröffnung der Operette in der Theatergasse nur die Fassaden erneuert sein.

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© Christian Juppe

Von Bettina Klemm

Ende 2016 wollen die Staatsoperette Dresden und das Theater Junge Generation zu ihren ersten Premieren in den neuen Spielstätten im Kraftwerk Mitte einladen. Die Bauarbeiten laufen auf Hochtouren, um diesen Termin zu schaffen. Nun ist es aber fraglich, ob bis dahin die Gebäude gegenüber gebaut werden können. Bevor keine großen Nutzer feststehen, könne die Sanierung nicht beginnen, erklärt Drewag-Prokurist Frank Neuber. Mögliche Mieter für kleinere Flächen gebe es, wie ein privates Theater, Gastronomie und zwei Klubs.

Die ehemalige Maschinenhalle wird zum Foyer für die Operette und das Theater Junge Generation, zudem nimmt sie die Probe- und die Puppenbühne auf. Als Theaterboulevard soll die Gasse davor gestaltet werden. Auf der gegenüberliegenden Seite ist das große Gebäude mit der Schaltwarte. Ursprünglich sollte es in das Theaterprojekt einbezogen werden. Doch diese Pläne wurden aus Kostengründen verworfen.

Jetzt sucht die Drewag als Eigentümerin des Kraftwerks nach Lösungen. „Wir sind keine Schildbürger, die aufs Geratewohl sanieren. Und wir werden keine Potemkinschen Dörfer bauen“, sagt Drewag-Geschäftsführer Reiner Zieschank. So sollen zwar die Gebäude im Sommer trockengelegt und die notwendigen Leitungen verlegt werden, mehr aber nicht. Das sichert, dass der Boulevard später nicht wieder aufgerissen werden muss.

Mehr könne die Drewag nur tun, wenn sie zahlungskräftige Nutzer für das Objekt findet. Ein möglicher Anwärter wäre das Heinrich-Schütz-Konservatorium, das neben seinem Sitz auf der Glacisstraße weitere Räume benötigt. Für das Konservatorium setzt sich SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Lames stark ein. Er sagt, neue Räume wären zwar sehr wünschenswert, aber er bezweifelt, ob sie derzeit finanzierbar sind.

Auch die Puppensammlung des Freistaates, die derzeit in der Garnisonkirche wenig beachtet ist, würde von einem Umzug ins Kraftwerk und damit ins Dresdner Stadtzentrum profitieren. Im Gespräch ist ebenso die Volkshochschule Dresden, die neue Räume braucht. Vorbild könnte die Musikhochschule Dresden sein, die bereits ins Kraftwerk eingezogen ist.

„Wir wissen aber auch durch die Musikhochschule, womit wir bei der Sanierung rechnen müssen“, erklärt Frank Neuber. Das Kraftwerk ist ein Industriebau, in den Hallen waren weder Tageslicht noch Heizung erforderlich. Die Qualität des Betons war so schlecht, dass die Decken zusätzlich verstärkt werden mussten. Am Ende muss die Drewag nach der Sanierung neun bis zehn Euro Kaltmiete fordern, sagt Neuber.

Gern würde die Kreativwirtschaft ins Kraftwerk ziehen. „Wir brauchen dafür mehr Angebote in der Stadt“, sagt Grünen-Stadtrat Torsten Schulze. Er ist froh, dass der Stadtrat im Doppelhaushalt einen Kreativraumfonds mit 50 000 Euro pro Jahr beschlossen hat. Vielleicht könne das Geld auch verwendet werden, um die Kreativen beim Innenausbau zu unterstützen. Kreative und Drewag haben sich auf einen Kompromiss geeinigt. Die Gebäude 11/12 an der Ecke zur Ehrlichstraße sollen einfach saniert werden. Der Bauantrag läuft, die Arbeiten sollen in diesem Jahr beginnen, sagt Zieschank. Die Drewag rechnet mit Kosten in Höhe von zwei Millionen Euro und späteren Kaltmieten von 6,50 Euro pro Quadratmeter. Geplant ist ein Co-Working-Projekt. Der Verein Neonworx, der derzeit drei Etagen im Hochhaus an der Marienstraße besitzt, will das Objekt mieten und an kleine Unternehmen weitervermieten. „Wir sind der Ansprechpartner für die Drewag“, sagt Martin Fiedler von Neonworx.

Für das einstige Sozialgebäude bietet sich eine Gastronomienutzung an. Auch hierzu gebe es Gespräche. Noch nicht entschieden ist, ob Drewag und Enso auf der großen Freifläche daneben selbst ein Verwaltungsgebäude errichten. Eine Alternative wäre auch ein Ausbau des jetzigen Enso-Standorts hinter dem Hauptbahnhof.

„Die Entwicklung des Kraftwerksgeländes ist wie ein Puzzlespiel. Mit viel Geduld muss sich ein Teil zum anderen fügen. Einen Urknall und alles ist fertig, wird es jedenfalls nicht geben“, sagt Zieschank. Wohlüberdachte Lösungen seien besser als ein teurer Schnellschuss.