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Kritik an Riesaer Windpark

Die Anlagen, die derzeit gebaut werden, stehen direkt vor einem Stauchitzer Ortsteil. Das ärgert die Anwohner.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Britta Veltzke

Riesa. Conny Adomat und ihre Nichten haben sich diesmal ins Haus zurückgezogen. „Normalerweise zelten wir im Garten, wenn die Mädchen im Sommer zu Besuch kommen. Für die Stadtkinder ist das immer ein Highlight. Aber diesmal war es uns einfach zu laut.“ Der Wind sei in den vergangenen Monaten meist aus der gleichen Richtung gekommen – so, dass man immerzu deutlich das Geräusch der nächsten Windräder gehört habe. „Flap, flap, macht das. Das nervt gewaltig.“ Adomat lebt mit ihrer Mutter und der Hündin Mausi in Bloßwitz – also auf Stauchitzer Gemeindegebiet. Geht sie ans hintere Ende ihres langgestreckten Grundstücks, bis an den Acker heran, ist sie mit einem Schritt auf Riesaer Flur. Lässt sie dann ihren Blick über das Feld in Richtung Mautitz schweifen, sieht sie die Anlagen des dortigen Windparks – und: Erdhaufen und Bagger. Derzeit wird an der Erweiterung des Parks gearbeitet (SZ berichtete).

© Grafik/SZ

Zu den vier Anlagen zwischen der B 6 und Mautitz kommen sieben weitere Anlagen dazu. Nabenhöhe: 135 Meter. Das nächstgelegene Windrad wird damit künftig rund 760 Meter vom Haus der Adomats entfernt stehen. Eine feste Abstandsregelung gibt es laut dem sächsischen Umweltministerium nicht. Jede Anlage werde nach Kriterien wie Schattenwurf oder Lärm für sich bewertet und dann der zulässige Abstand zur nächsten Siedlung festgelegt, so ein Sprecher.

Die bereits bestehenden Anlagen im Windpark Mautitz sind von Bloßwitz aus mehr als doppelt so weit weg als die, die jetzt noch dazukommen. „Und die, die schon da sind, stören uns ja schon. Wie soll das erst werden, wenn die neuen Windräder in Betrieb gehen?“ Conny Adomat fürchtet um ihre Ruhe – und um den Wert von Haus und Grundstück. „Seit Jahren stecken wir unser Geld hier rein, und am Ende ist es kaum noch was wert.“

So denken auch Dirk und Sylvia Preußner. Das Ehepaar lebt ebenfalls in Bloßwitz – wieder. „Wir waren jahrelang in Süddeutschland und sind im vergangenen Jahr zurückgekommen“, erzählt Sylvia Preußner. Gerade bauen sie ihr Elternhaus aus. Dass der Windpark um die Bundesstraße herum nun doch noch erweitert wird – damit hätten sie nicht gerechnet. „Im Dorf hieß es, dass die Pläne auf Eis liegen. Dann rollten aber doch plötzlich die Bagger.“ Immerhin war der Baustart noch früh genug, um sich wenigsten ein bisschen darauf einzustellen. Büsche und Bäume, die in Richtung Windpark stehen, wollen die Preußners doch stehenlassen – als Sicht- und Schallschutz. Außerdem wird das neue Schlafzimmer nun wohl auf der Seite des Hauses entstehen, die dem Dorf und nicht dem freien Feld in Richtung Mautitz zugewandt ist. Den Bloßwitzern ist bewusst, dass sie jetzt nichts mehr gegen die neuen Anlagen tun können. Trotzdem wollen sie ihren Protest deutlich zum Ausdruck bringen. „Wir sind mit der Windparkerweiterung absolut nicht einverstanden. Zumal die Anlagen auf Riesaer Stadtgebiet stehen. Die Leidtragenden aber sind wir Bloßwitzer“, sagt Conny Adomat. Nicht mal die eigene Gemeinde, sondern Riesa profitiere am Ende finanziell von den neuen Anlagen. Konkret zahlt der Windparkbetreiber seine Gewerbesteuern an die Riesaer Stadtkasse. Wie viel, verrät Rathaussprecher Uwe Päsler allerdings nicht.

„Dabei ist der Windpark aus Riesaer Sicht ganz, ganz weit weg.“ Conny Adomat findet, dass die Anwohner für die neuen Anlagen entschädigt werden müssten. Fakt aber ist: Irgendwo muss der Strom herkommen. Über Alternativen muss die Bloßwitzerin nicht lang nachdenken. „Ich weiß, dass ich mich damit bei vielen unbeliebt mache. Aber ich bin für Atomkraft.“ Aus ihrer Sicht gebe es heutzutage Wege, die Technologie zu beherrschen.

Auch auf der anderen Seite der B 6, in Mautitz, hat man sich noch nicht an den Windpark gewöhnt – ganz im Gegenteil. „Die meisten im Dorf sind immer noch dagegen und ärgern sich jetzt über die Erweiterung. Außer vielleicht die, die Pacht von den Windparkbetreiber bekommen oder Land verkauft haben. Aber darüber spricht in Mautitz natürlich niemand gern“, erklärt Ortschaftsrätin Ingrid Schaaf.