Merken

Krippenplatz in Leisnig wird teurer

Die Kommune muss die Elternbeiträge anpassen. Dabei bleibt sie entgegen bisheriger Praxis nicht am unteren Level. Das ginge nicht lange gut.

Teilen
Folgen
© Waltraud Grubitzsch/dpa

Von Heike Heisig

Leisnig. Zum ersten Mal ist Leisnig bei den Betriebskosten im Krippenbereich über die 1 000-Euro-Marke geschnipst. Genau 1 025 Euro kostet es, ein Kind bis zu drei Jahren neun Stunden am Tag zu betreuen. Davon haben die Eltern bislang 202 Euro mitfinanziert. Mit der Änderung der Elternbeitragssatzung für Kindereinrichtungen und die Tagespflege werden es ab Herbst dieses Jahres 220 Euro sein. Das liegt etwas über dem in der Region üblichen Beitrag. Roßwein und Großweitzschen verlangen zum Beispiel 210 Euro, Kriebstein 208 Euro. Mit dem bisherigen Betrag war Leisnig unter die empfohlene Mindestbeteiligung der Eltern gerutscht. Die liegt bei 20 Prozent. Mit höchstens 23 Prozent sollten Mütter und Väter belastet werden. In Leisnig werden es nun 21,45 Prozent sein. Damit nutzt die Kommune die Hälfte des ihr möglichen Spielraumes aus.

Bisher hatten sich die Stadträte meist nur für die Erhöhung entschieden, die die kleinstmögliche Belastung für die Eltern darstellt. Doch diesmal wich der Vorschlag der Verwaltung von dieser Praxis ab. Lang und breit hatte das Hauptamtsleiterin Sonja Heier den Mitgliedern des Verwaltungsausschusses hinter verschlossenen Türen erklärt. Zur Ratssitzung führte sie ein Hauptargument ins Feld: Im September ändert sich das nächste Mal der Betreuungsschlüssel. Dann ist eine Erzieherin nicht mehr für 5,5 Krippenkinder, sondern nur noch für fünf Kinder zuständig. Das heißt, es wird mehr Personal benötigt. Das wiederum wirkt sich auf diese Kostenstelle aus.

Aber damit noch nicht genug. Drei Erzieherinnen müssen die Kommune beziehungsweise die Freien Träger in absehbarer Zeit einstellen. Das hängt mit der geplanten Kapazitätserweiterung in den Häusern „Wirbelwind“ am Leisniger Eulenberg sowie „Haus der kleinen Füße“ im Ortsteil Polkenberg zusammen. Dort will die Stadt Leisnig durch Umbau Gruppenräume für weitere Krippenkinder schaffen. Insgesamt 18 Plätze sollen in den nächsten Monaten entstehen, so die Hauptamtsleiterin. Allein die damit verbundenen Personalkosten bezifferte Sonja Heier auf 150 000 Euro, inklusive der nötigen Arbeitgeberanteile.

Mehr Plätze für Kleinkinder

Mit der Kapazitätserweiterung will die Kommune den Rechtsanspruch der Eltern auf eine Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr erfüllen und außerdem dem vergleichsweise hohen Bedarf von „einpendelnden“ Eltern Rechnung tragen. Den melden Mütter und Väter an, die um Leisnig herum wohnen, denen aber der Weg zur nächsten Kita in ihrer eigenen Gemeinde zu weit ist. Für einige Eltern liegen Leisniger Einrichtungen auch auf dem Arbeitsweg. „Ihnen wollen wir nicht absagen“, begründete die Hauptamtsleiterin, weshalb Leisnig neue Krippenplätze schafft.

Doch die Stadtverwaltung führte noch ein weiteres Argument für die höheren Elternbeiträge an, die möglichst über das nächste Jahr hinaus auskömmlich sein sollen. „Ab 2019 sollen Erzieher in sächsischen Kindereinrichtungen zwei Stunden für Vor- und Nachbereitung zur Verfügung gestellt bekommen“, erklärte die Amtsleiterin. Für die Träger heiße das wiederum, das zusätzliches Personal vonnöten ist. Derzeit sind in den acht Kindereinrichtungen in Leisnig und den Ortsteilen knapp 60 Mitarbeiter beschäftigt. Drei müssten dazukommen, um diese Stunden auszugleichen. „Sachsenweit werden dafür 630 Erzieher mehr gebraucht, und es entstehen Kosten in Höhe von 38,6 Millionen Euro“, so Sonja Heier.

Die Leisniger Stadträte bestätigten die neuen Elternbeiträge für die Krippe mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung mit. „Sicher, die Erhöhung ist nicht populär, aber notwendig“, sagte die Amtsleiterin. Die Beiträge für Kindergarten und Hort ändern sich nicht.