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Kriegsfolgen an Schule verschwinden

Bei der Bombardierung Dresdens wurde das denkmalgeschützte Haus getroffen. Nun bekommt der Bau sein altes Aussehen zurück. Und mehr Platz.

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© Christian Juppe

Von Annechristin Bonß

Dresden. Für Dresdens Denkmalschützer ist das Gymnasium Cotta ein wahrer Schatz. Das Gebäude ist eins der letzten großen alten Schulbauten, das nun umfassend saniert werden soll. Und zwar so, dass möglichst viel der alten Substanz erhalten bleibt oder sogar wieder zum Vorschein kommt. 2020 sollen die Bauarbeiten beginnen. Nun wurden sie erstmals öffentlich vorgestellt. Demnach will die Stadt 22 Millionen Euro investieren. Das viele Geld ist auch notwendig, damit künftig noch mehr Kinder und Jugendliche an der Cottaer Schule lernen können. Sechs Klassen pro Jahrgang soll es in der Schule geben.

Die Visualisierung zeigt das Gymnasium, wie es nach dem Umbau aussehen soll.
Die Visualisierung zeigt das Gymnasium, wie es nach dem Umbau aussehen soll. © Stadt Dresden/iproconsult

Für Nachbarn und Anwohner in Cotta bringen die Arbeiten vor allem einen neuen Hingucker an der Cossebauder Straße. Denn das Gymnasium bekommt sein altes Aussehen zurück. 1911 wurde der Bau in seiner jetzigen Form eröffnet. Mit damals 3 000 Schülern war die Bezirksschule die größte in ganz Sachsen. Der berühmte Baumeister Hans Erlwein wurde als Architekt engagiert. Doch sehr lange haben die Cottaer keine Freude an seinem Prachtbau gehabt. 1945 wurde die Schule gleich zwei Mal von Bomben getroffen. Bei der notdürftigen Reparatur mit teils spärlichen Mitteln in der Nachkriegszeit konnten die Arbeiter und Planer kaum Rücksicht auf den Denkmalschutz und den detailgetreuen Wiederaufbau nehmen.

Die Folgen sollen nun bei der Sanierung behoben werden. Der Nordflügel bekommt sein charakteristisches Türmchen zurück. Das Dach des Haupthauses wird angehoben und ist dann wieder höher als die Dächer der beiden Flügel. Das hatte Erlwein bereits so gewollt. Auf dem Haupthaus soll es ebenfalls ein Türmchen geben. Zudem gibt es künftig einen zentralen Eingang vom großen Hof an der Cossebauder Straße aus in die Schule. Im Inneren werden alte Wandbilder restauriert oder neu gemalt. Die Raumstruktur bleibt erhalten. Im Dachgeschoss entstehen teils neue Fenster, damit die Räume zum Lernen genutzt werden können. Bereits begonnen hat die Sanierung der alten Turnhalle zur Aula und modernen, großen Mensa. Ein neuer Turnhallenkomplex ist schon fertig.

Doch trotz Geldsegens und künftig modernen Lernbedingungen gibt es Kritik. Denn damit die Arbeiter in den geplanten zweieinhalb Jahren schnell vorankommen, müssen Schüler und Lehrer an das Terrassenufer ziehen. Dort lässt die Stadt derzeit eine alte Plattenschule modernisieren und mit Containern erweitern. Damit wird der Standort zur Ausweichschule auch für Gymnasien.


Schulleiter Jürgen Karras kritisiert die Wahl der Ausweichschule. Er wäre lieber in das leer stehende Gebäude an der Ginsterstraße in Gorbitz umgezogen. Das ist näher. Der Sportunterricht könnte dank der kurzen Wege weiterhin in Cotta stattfinden, sagt er. Doch ob die Schule an der Ginsterstraße überhaupt noch genutzt werden kann, ist offen. Derzeit prüfen Statiker das Gebäude. Unglücklich macht den Cottaer Schulleiter auch der Baustart im Jahr 2020. Doch früher können die Arbeiter nicht beginnen. Denn der Ausweichstandort am Terrassenufer steht erst ab diesem Zeitpunkt für die Cottaer bereit.

Ändern wird seine Kritik an den Plänen nichts mehr. In den kommenden Wochen soll der Stadtrat darüber entscheiden. Zudem bemüht sich die Stadt um eine Förderung für den Bau durch das Land. Im Februar 2023 sollen die Schüler in das Gymnasium zurückkehren. Im Anschluss werden noch die Außenanlagen neu angelegt.