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Kriebstein bringt Anwohner in Erklärungsnot

Den Ortsteil gibt es offiziell gar nicht. Das soll sich mit der Neuordnung der Gemeindeteile ändern. Doch die stagniert.

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© Falk Bernhardt

Von Jan Leißner und Cathrin Reichelt

Kriebstein. Ein Sprichwort sagt: „Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss“. Doch wenn Heike Uhlig beschreiben sollte, wo sie zuhause ist, gibt es Erklärungsbedarf. Denn in ihrem Personalausweis, den sie erst kürzlich neu ausstellen ließ, steht, dass sie im Kriebsteiner Ortsteil Höfchen an der Kriebsteiner Straße wohnt. Doch in Höfchen gibt es keine Kriebsteiner Straße. Die befindet sich laut Verwaltungsauflistung im Ortsteil Kriebstein. Doch obwohl die Burg den Namen Kriebstein trägt, die Talsperre ebenfalls so benannt ist und sogar ein Ortseingangsschild mit der Bezeichnung Kriebstein existiert, gibt es den Ortsteil offiziell gar nicht. In der Auflistung der Gemeindeverwaltung ist Kriebstein Höfchen zugeordnet. Die Gemeinde zählt nur sechs Ortsteile auf: Ehrenberg, Erlebach, Höfchen mit Kriebstein, Grünlichtenberg mit Höckendorf, Kriebethal und Reichenbach. Im Einwohnermeldeamt Mittweida, das für Kriebstein zuständig ist, sind hingegen sieben Ortsteile gelistet, genauso wie im Verzeichnis des Statistischen Landesamtes Sachsen: Ehrenberg, Erlebach, Grünlichtenberg, Höckendorf, Höfchen, Kriebethal, Reichenbach.

In den Flurkarten finden sich gar acht Ortsteile für Kriebstein, so auch die Gemarkung Kriebstein zwischen Höfchen und Kriebethal, was darauf hindeutet, dass es einmal einen eigenständigen Ortsteil gegeben hat. Auch an den Ortseingangsschildern werden acht Teile der Gemeinde ausgewiesen, wie zum Beispiel Höckendorf.

Dass dennoch Kriebstein nicht als eigener Ortsteil in den Ämtern geführt wird, ärgert Heike Uhlig schon lange. Diesen Identitätsverlust hat sie bereits vor sechs Jahren angeprangert und beklagt, dass sie als Bürgerin von Kriebstein wohl nicht zähle. Doch während der damalige Bürgermeister Christoph Merker keinen Anlass sah, die Gemeindeteile neu zu ordnen, hat dessen Nachfolgerin Maria Euchler (Freie Wähler) das Thema jetzt aufgegriffen. Auch weil es noch weitere Beschwerden von Bürgern über die unterschiedliche Auflistung der Gemeindeteile gegeben habe, so Maria Euchler. Die Leute würden sich mit ihrem Ortsteil identifizieren und dabei könnte es hilfreich sein, diese neu zu ordnen und zwar so, dass auch Kriebstein wieder als eigener Ortsteil gezählt würde. Das sah zumindest ein Beschlussvorschlag der Verwaltung für die Gemeinderatssitzung am Montagabend vor. Danach sollen künftig acht Ortsteile ausgewiesen werden. „Ich habe das vorgeschlagen, um diese Debatten zu bereinigen“, so Maria Euchler.

Doch vorerst heißt es, weiter warten. Der Beschluss musste vertagt werden. Denn im Vorfeld einer Gebietsumbenennung müssen die Deutsche Post AG, das Statistische Landesamt, das Sächsische Staatsarchiv sowie der Staatsbetrieb für Geobasisinformation und Vermessung Sachsen eine schriftliche Stellungnahme abgeben. Diese Institutionen hat die Gemeinde bereits angeschrieben. Insgesamt haben die Vier ein Vierteljahr Zeit, zu antworten. Trotzdem hofft die Bürgermeisterin, „dass wir die Gemeindeneuordnung im November beschließen können.“

Die Kriebsteinerin Heike Uhlig begrüßt diese Initiative. Obwohl ein solcher Beschluss kaum praktische Konsequenzen für die Bewohner hätte. So würde es laut Maria Euchler deshalb keinen neuen Ortschaftsrat für Kriebstein oder Höckendorf geben. Es seien auch keine zusätzlichen Kosten für die Bürger zu erwarten, denn die müssten zum Beispiel nicht ihre Ausweise umschreiben lassen. Erst bei einer Neubeantragung könnte dann wie bei Heike Uhlig der Ortsteil Kriebstein im Personalausweis auftauchen.

Im Fall von Höckendorf hätte es aber noch eine andere Konsequenz. Denn bisher steht bei einem Großteil der Anwohner an der einzigen Straße, die durch das Dorf führt, lediglich Kriebstein als Wohnort im Ausweis. Dieser Teil der Straße von der Nummer 1 bis 62 wurde laut Maria Euchler nie zu Höckendorf zugeordnet. In der Einwohnerstatistik würden so bisher nur drei von insgesamt 77 Bürgern zu Höckendorf gezählt. Das ließe sich mit dem Beschluss im Gemeinderat ebenfalls regeln. (mit FP)